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Auftrag des Aufsichtsrates
Bahn-Führung soll Verkaufsoptionen für Tochter Arriva prüfen

Arriva in Großbritannien
DB Arriva mit Sitz im nordenglischen Sunderland betreibt mit mehr als 50.000 Beschäftigten Busse und Züge in 14 europäischen Ländern. Foto: Lee Sanders/News Team International
Die Deutsche Bahn treibt einen möglichen Verkauf ihrer profitablen Auslandstochter voran - nun auch per Ansage von ganz oben. Dahinter steht ein Ziel.

Berlin (dpa) - Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn hat entschieden: Der Vorstand des bundeseigenen Unternehmens soll verschiedene Verkaufsoptionen für die Auslandstochter Arriva prüfen. Das teilte die Deutsche Bahn nach der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch in Berlin mit.

Endgültig über eine mögliche Veräußerung entscheiden will der Aufsichtsrat nach früheren Informationen im September. Der Vorstand soll den Angaben zufolge verschiedene Optionen prüfen: einen Verkauf von bis zu 100 Prozent an einen oder mehrere Investoren sowie einen Börsengang. Damit könnte der Schuldenanstieg begrenzt werden.

Schon seit längerem ist ein möglicher Verkauf oder Teilverkauf der profitablen Tochter im Gespräch. DB Arriva mit Sitz im nordenglischen Sunderland betreibt mit mehr als 50.000 Beschäftigten Busse und Züge in 14 europäischen Ländern. Bahnchef Richard Lutz hatte dem Bund im Januar vorgeschlagen, Arriva zu verkaufen. Damals hieß es, das könne rund 4 Milliarden Euro einbringen. Nach Bahnangaben erzielte die Auslandstochter im vergangenen Jahr einen Umsatz von 5,44 Milliarden Euro.

Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, sagte zuvor auf einer Pressekonferenz der Initiative «Bahn für alle»: «Da ist es natürlich bedauerlich, wenn das Unternehmen ausgerechnet die Beteiligungen verkaufen muss, die auch Einnahmen generieren.» Da es aber notwendig sei, die Eigenkapitaldecke zu stärken, spreche sich die GDL nicht gegen einen Verkauf aus.

In einem Sonderbericht an den Bundestag hatte der Bundesrechnungshof im Januar den Bund als Eigentümer der Deutschen Bahn aufgefordert: «Nicht benötigte Unternehmensteile sollten vollständig verkauft werden.» Damit waren vor allem Arriva und die international tätige Logistiktochter Schenker AG gemeint. Denn auch wenn sie profitabel seien - das heimische Kerngeschäft profitiere nicht. Gewinne blieben im Ausland, es ergäben sich keine positiven Effekte. Durch den Erlös könnte die Bahn laut Rechnungshof ihre Finanzierungskraft für neue Züge stärken.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Torsten Herbst bezeichnete einen Verkauf von Arriva als überfälligen Schritt: «Die dadurch generierten Mittel werden für Investitionen in neue Fahrzeuge, mehr Personal und eine schnellere Digitalisierung dringend gebraucht.» Aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine FDP-Anfrage geht hervor, dass von insgesamt 31 Zukäufen des Konzerns zwischen 2011 und 2018 nur 3 auf deutsche Unternehmen oder Unternehmensteile entfielen. Zuerst hatte die «Bild» über diese Zahlen berichtet. Der Abgeordnete Herbst kritisierte, dass die Bahn aufhören müsse, Unternehmen im Ausland zu kaufen «und stattdessen alle verfügbaren finanziellen Mittel in den deutschen Schienenverkehr investieren» solle.

Am Donnerstag will die Deutsche Bahn ihre Jahresbilanz 2018 veröffentlichen. Der Staatskonzern steht schon seit längerem wegen Zugverspätungen, Ausfällen und Servicemängeln bei vielen Fernzügen in der Kritik. Im Fokus steht auch das Schienennetz, in das lange zu wenig investiert worden sei. Auch unter Druck der Bundesregierung soll die Bahn die Probleme möglichst schnell in den Griff bekommen.

Aus Aufsichtsratskreisen verlautete, dass die Deutsche Bahn zur Stärkung ihrer Fernverkehrsflotte 17 Züge der österreichischen Westbahn kaufen wolle. Es handele sich um eine Investitionssumme von rund 300 Millionen Euro. Die ersten Züge könnten Ende des Jahres zum Fahrplanwechsel verfügbar sein. Der Kauf müsse aber noch abschließend verhandelt werden. Westbahn ist ein mehrheitlich privates Bahnunternehmen in Österreich.

Pressemitteilung der Deutschen Bahn