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Raumfahrt
Deutscher Astronaut Maurer soll ISS-Außeneinsatz im All absolvieren

Deutscher Astronaut Maurer
Esa-Astronaut Matthias Maurer prüft den Sitz seines US-Raumanzugs Extravehicular Mobility Unit (EMU).
Als vierter Deutscher soll Esa-Astronaut Matthias Maurer in den freien Kosmos aussteigen. Die Arbeiten seien gefährlich und sehr anstrengend, betont sein ehemaliger Chef. Maurer zeigte sich voller Vorfreude.

Köln/Houston. Als vierter Deutscher soll Esa-Astronaut Matthias Maurer zu einem Außeneinsatz an der Internationalen Raumstation ISS in den freien Kosmos aussteigen.

Bei dem etwa sechseinhalbstündigen Einsatz rund 400 Kilometer über der Erde soll Maurer zusammen mit dem US-Amerikaner Raja Chari Wartungsarbeiten übernehmen. Unter anderem sollen die beiden Astronauten neue Schläuche an einem Kühlsystem anbringen, eine Kamera austauschen sowie Strom- und Datenverbindungen an der externen europäischen Forschungsplattform Bartolomeo setzen.

«Das ist sehr aufregend und ich freue mich wirklich darauf», hatte Maurer im Vorfeld in einem kurzen Video gesagt, das die europäische Raumfahrtagentur Esa veröffentlichte. «Es wird ein großes Highlight meines Raumflugs.» Chari und er würden an unterschiedlichen Stellen der ISS arbeiten, sagte Maurer. Er selbst werde bei den Arbeiten laut Plan «fast die gesamte Raumstation entlangwandern», so dass einige Menschen schon gewitzelt hätten, dass er seinen Pass mitnehmen solle.

Vierter Deutscher auf der ISS

Maurer war am 11. November mit drei Kollegen der US-Raumfahrtbehörde Nasa in einem US-Raumschiff zur ISS geflogen, wo er noch bis Ende April bleiben soll. Der 52-jährige Saarländer ist der zwölfte Deutsche im All und der vierte auf der ISS. Auch seine drei Vorgänger auf dem Außenposten der Menschheit hatten einen akribisch geplanten und körperlich anstrengenden Außeneinsatz absolviert: Thomas Reiter (2006), Hans Schlegel (2008) und Alexander Gerst (2014). Reiter bezeichnete seinen Einsatz später als «absoluten Höhepunkt» - «näher kann man dem Weltraum nicht kommen». Gerst sprach vom «abgelegensten Arbeitsplatz der Welt».

Auch der Außeneinsatz von Maurer könne als einer der Höhepunkte von dessen Mission angesehen werden, sagte Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner der Deutschen Presse-Agentur im Vorfeld. Die Wartungsarbeiten seien kein Spaziergang und neben der Gefahr sehr anstrengend. «Die ersten sogenannten EVAs wurden im Kalten Krieg durchgeführt, um Leistungsfähigkeit zu zeigen. Der allererste Einsatz von Alexej Leonow 1965 wäre beinahe in einer Katastrophe geendet, da er nur mit Mühen wieder in die Kapsel kam.»

Heute hätten solche Einsätze einen sachlichen Sinn. «Das ist weder Prestige noch Abenteuer. Es geht immer um spezielle Aufgaben, die außerhalb an der ISS durchgeführt werden müssen und nicht von dem robotischen Arm erledigt werden können», erklärte Wörner, der von 2015 bis Februar 2021 die europäische Raumfahrtbehörde Esa in Paris leitete.

Außeneinsätze sind anstrengend

Maurers US-amerikanischer Raumanzug ist trotz niedrigerem Druck im Inneren relativ steif - gegen diesen Widerstand müssen Astronauten bei Außeneinsätzen stets arbeiten. Das macht die Mission im freien Kosmos zusätzlich anstrengend. Beispiel Handschuhe: Bei den nötigen feinmotorischen Bewegungen an der Außenhaut der ISS arbeite man mit der Hand wie gegen den Widerstand eines Tennisballs an, schildern Raumfahrer. Um den niedrigeren Druck zu gewährleisten, müssen Astronauten eine Zeit lang reinen Sauerstoff atmen, um Stickstoff aus dem Blut zu spülen. Sonst droht die sogenannte Taucherkrankheit. Damit die Leitzentrale die beiden Raumfahrer auf dem Bildschirm gut unterscheiden kann, trägt Chari rote Streifen am weißen Raumanzug.

Der Außeneinsatz findet inmitten schwerster Spannungen zwischen Russland und dem Westen angesichts des Ukraine-Kriegs statt. Zumindest vorerst haben sich die US-Raumfahrtbehörde Nasa und die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos aber zum weiteren gemeinsamen Betrieb der ISS bekannt. Neben Maurer und Chari sind derzeit auch noch die Russen Anton Schkaplerow und Pjotr Dubrow und die US-Amerikaner Mark Vande Hei, Thomas Marshburn und Kayla Barron an Bord der ISS stationiert. Am Freitag waren die drei Russen Oleg Artemjew, Denis Matwejew und Sergej Korssakow dazugekommen.

Es sei gut, dass die ISS auch in schwierigen politischen Zeiten Astronauten aus verschiedenen Ländern friedlich vereine, sagte der frühere Esa-Chef und jetzige Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, Wörner. «An Bord sind Russen, Amerikaner und ein Europäer: Matthias Maurer aus dem Saarland. Raumfahrt hat in der Vergangenheit irdische Konflikte überbrückt - die ISS steht dafür als Symbol.»

© dpa-infocom, dpa:220323-99-632719/2