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meisterschaften für transplantierte
Mit Sport zu neuem Lebensmut

Impressionen von den Weltspielen der Transplantierten und Dialysepatienten 2017 im spanischen Malaga. Die Deutschen Meisterschaften Ende Mai in Murr werden in einem etwas kleineren Maßstab ausgetragen. Die Organisatoren erwarten aber rund 100 Teilneh
Impressionen von den Weltspielen der Transplantierten und Dialysepatienten 2017 im spanischen Malaga. Die Deutschen Meisterschaften Ende Mai in Murr werden in einem etwas kleineren Maßstab ausgetragen. Die Organisatoren erwarten aber rund 100 Teilnehmer. Foto: privat
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Ende Mai wird in Murr ein ganz besonderes Sportfest über die Bühne gehen: Drei Tage lang messen sich Menschen, die mit einem Spenderorgan leben oder Dialysepatienten sind, in ganz verschiedenen Disziplinen.

Murr. Deutsche Meisterschaften der Transplantierten und Dialysepatienten lautet der offizielle Titel dieser etwas anderen Sportveranstaltung, die es aber schon seit 40 Jahren gibt. Dass sich nun Murr als Austragungsort in einer Reihe mit Städten wie Bremen oder Leipzig findet, hängt ganz wesentlich mit Uwe Funk zusammen. Der Abteilungsleiter Leichtathletik im SGV Murr hat die Meisterschaften in die Gemeinde geholt. Bei ihm laufen alle organisatorischen Fäden zusammen.

Dass sich der 54-Jährige für Menschen mit einem gesundheitlichen Handicap engagiert, hat einen sehr persönlichen Grund: Vor ziemlich genau vier Jahren wurde bei seiner Tochter Alexandra eine Niereninsuffizienz festgestellt. „Ihre Nierenwerte waren mehrfach überhöht, es ging ihr nicht gut“, erinnern sich Uwe Funk und seine Frau Susanne. Schnell war klar, dass nur eine Transplantation die damals 19-Jährige vor der dauerhaften Dialyse bewahren kann.

Die Familie hatte Glück: Die Werte von Susanne Funk passten, und schon drei Monate später spendete die Mutter ihrer Tochter eine Niere. Die Operation verlief gut, die Zeit der Rehabilitation ebenso. Abgesehen von den Immunsuppressiva, die verhindern sollen, dass der Körper das Spenderorgan abstößt, lebt Tochter Alexandra inzwischen ohne gesundheitliche Einschränkungen und studiert.

Weil Alexandra Funk schon in ihrer Jugend begeisterte Leichtathletin war, wollte sie auch nach der Transplantation wieder Sport treiben – und so entstand der Kontakt zum Verein Transdia Sport, der sich in Vorläuferorganisationen seit den 1980er Jahren bundesweit für sportliche Aktivitäten seiner Mitglieder einsetzt. Zusammen mit jeweils einem lokalen Partner ist Transdia auch Ausrichter der Deutschen Meisterschaften. An denen nahm Alexandra Funk vor zwei Jahren zum ersten Mal teil, „und das war für uns als Familie die Gelegenheit, in dieser Welt aufgenommen zu werden“, sagt Uwe Funk rückblickend. Wie sehr ihn dieses Erlebnis bewegt hat, ist immer noch zu spüren: „Ich habe selten so viel Lebensfreude erfahren, so viel Dankbarkeit, am Leben zu sein.“

Diese Begegnungen waren für den 54-Jährigen und seine Familie Motivation genug, sich mit dem SGV Murr im Rücken für die Deutschen Meisterschaften 2019 zu bewerben. Sie werden vom 30. Mai bis zum 2. Juni ausgetragen, auf dem Programm stehen Mini-Marathon, Schwimmen, Radfahren, Tennis, Badminton, Tischtennis, Golf, Kegeln, Petanque und Leichtathletik. Das Organisationsteam erwartet rund 100 Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet sowie 50 Begleiter.

„Diese Meisterschaften machen allen Beteiligten riesigen Spaß“, weiß Funk. Der Wettbewerbscharakter sei nicht so ausgeprägt wie bei „normalen“ Sportlern, aber die Einschränkungen für die Teilnehmer seien auch nicht so groß wie etwa bei amputierten oder gelähmten Behindertensportlern. „In der Regel ist für Transplantierte einfach nur weniger Training möglich als für Gesunde“, beschreibt der 54-Jährige den zentralen Unterschied.

So werden in Murr sowohl Menschen mit einer gespendeten Niere oder Leber an den Start gehen wie auch Sportler, denen ein Herz oder eine Lunge transplantiert wurde. Der Sport trägt nicht nur zu einer stabilen Gesundheit der Teilnehmer bei, „es ist auch wichtig, der Öffentlichkeit zu zeigen, was nach einer Organspende machbar und möglich ist“, meint Funk, der deshalb auf eine möglichst große Zuschauerschar hofft.

Der 54-Jährige freut sich, dass auch die Gemeinde hinter dieser besonderen Veranstaltung steht und sich die Lindenschule ebenfalls einbringt. Bevor am 30. Mai um 18 Uhr der Mini-Marathon an der Sporthalle beginnt, finden Schülerläufe der Grundschule statt, dazu gibt es ein Rahmenprogramm. Am Freitag, 31. Mai, sind die Tennisanlagen in Murr Kulisse für Tennismatches und Petanque, Badminton und Tischtennis werden in der Sporthalle gespielt, geschwommen wird im Wellarium, geradelt auf einem Kurs, der an der Sporthalle beginnt. Der 1. Juni gehört dann ganz der Leichtathletik, alle Disziplinen werden auf den SGV-Sportanlagen am Hermannsplatz ausgetragen.

Info: Der genaue Zeitplan findet sich auf transdiaev.de unter der Rubrik Sport.