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Besigheimer Zeitrechnung

Besigheim hat seine ganz eigene Zeitrechnung: Vor dem Winzerfestund nach dem Winzerfest. Dieter Schedy hat dazu bereits 1991 ein Gedicht verfasst, das noch immer seine Gültigkeit hat.

Die Römer waren’s, die einst gebracht

ins Schwabenland den Rebensaft

und dazu mit August, September

den heute gültigen Kalender.

 

 

Doch wegen dieses Rebensaft

tritt dieser bald nun außer Kraft.

Da gilt allein im Städtle rum

die Besigheimer Zeitrechnung:

vor’m Winzerfest, nach’m Winzerfest.

 

 

Du gehst zum Maurer, jeder weiß,

du brauchst Zement für deinen Speis.

Du brauchst ein Licht im Keller unten,

hast den Elektrisch bald gefunden.

 

 

Doch jeder sagt: „Ich weiß nicht, wann,

ich alles dieses richten kann,

vor’m Winzerfest, nach’m Winzerfest.“

 

 

Der Säugling schreit in seiner Wiege,

dass er wohl bald die Taufe kriege.

Die Heizung leckt, sie tut nicht mehr.

Du gehst zu deinem Installateur.

 

 

Doch jeder sagt: „Ich weiß nicht, wann,

ich alles dieses richten kann,

vor’m Winzerfest, nach’m Winzerfest?“

 

 

Der Schrank, er klemmt, die Tür muss raus,

du brauchst den Schreiner bei dir zu Haus.

Der Kühlschrank heizt, anstatt zu kühlen,

du kannst es an der Butter fühlen.

 

 

Doch jeder sagt: „Ich weiß nicht, wann,

ich alles dieses richten kann,

vor’m Winzerfest, nach’m Winzerfest?“

 

 

In diesen heil’gen Tagen dann,

fängt keiner mehr was Neues an.

Man freut sich auf des Festes Wochen,

manch’ Hausfrau fängt an vorzukochen,

putzt Fenster, Vorhäng’ wie von Sinnen,

schrubbt ’s Häusle außen und auch innen.

 

 

Lasst Kühlschrank, Licht und Säugling liegen,

man wird die Fehler schon besiegen:

vor’m Winzerfest, nach’m Winzerfest?