1. Startseite
Logo

Ärger über gestrichene Zug-Stopps

Treppauf, treppab: Am Kirchheimer Bahnhof wäre Platz für einen Aufzug. Archivfoto: Alfred Drossel/LKZ
Treppauf, treppab: Am Kirchheimer Bahnhof wäre Platz für einen Aufzug. Foto: Alfred Drossel/LKZ
Die Wellen schlagen hoch beim Thema Fahrplanwechsel, der am 13. Dezember ansteht. Zahlreiche NEB-Leser haben sich dazu gemeldet und auch in den sozialen Netzwerken wird beklagt, dass dann auf der Frankenbahn in Kirchheim, Walheim und Besigheim jeweils drei von sechs Zug-Stopps im morgendlichen Berufsverkehr wegfallen. Bahnbetreiber Go-Ahead begründet das mit der Verkürzung der Fahrzeit um einige Minuten auf der insgesamt zweieinhalbstündigen Fahrt von Würzburg nach Stuttgart.

Besigheim/Kirchheim/Walheim. Eigentlich verkünden Land und Bund immer wieder, dass das Bahnfahren attraktiver werden soll, um die Bürger zum Umstieg zu motivieren. Umso unverständlicher scheint es zahlreichen NEB-Lesern, dass nun gerade in Zeiten der Coronapandemie jeweils drei von sechs Stopps in Kirchheim, Walheim und Besigheim im morgendlichen Pendlerverkehr auf der Frankenbahn Richtung Stuttgart gestrichen werden. Diese Tatsache birgt für NEB-Leserin Karin Kranhold aus Besigheim einen weiteren negativen Höhepunkt als Pendlerin: „So wie es aussieht, halten künftig drei Züge – 6.29, 6.58 und 7.35 Uhr – nicht mehr in Besigheim. Mir fehlen schlichtweg die Worte. Wie es dann künftig morgens am Bahnhof aussieht, dafür braucht man gerade in Pandemiezeiten nicht viel Fantasie.“ In Kirchheim fallen mit dem Fahrplanwechsel die Stopps der Bahn um 6.23, 6.52 und 7.29 Uhr weg. In Walheim fehlen ab 13. Dezember die Zeiten 6.26, 6.55 sowie 7.32 Uhr. Betroffen sind davon zum Beispiel auch Lauffen und Nordheim.

Die Sprecherin von Go-Ahead verweist auf das Land und sagt: „Das hat zum Fahrplanwechsel Verbesserungen vorgenommen, so dass sich die insgesamt zweieinhalbstündige Fahrtzeit von Würzburg nach Stuttgart um einige Minuten verkürzt.“ Es sei geprüft worden, wie die Frankenbahn-Verbindung während der Hauptverkehrszeit beschleunigt werden könnte. Das Resultat sei, dass der Zug an weniger Bahnhöfen halte. Auf die Nachfrage unserer Zeitung beim Verkehrsministerium zu diesem Thema kam allerdings bis Redaktionsschluss gestern Abend keine Reaktion.

„Für die Pendler in den betroffenen Orten ist es ärgerlich“, räumt die Go-Ahead-Sprecherin ein. „Aber die Pendler beispielsweise aus Würzburg oder Lauda freuen sich. Sie werden künftig schneller bei der Arbeit sein, da sich bestimmte Hauptverkehrszüge beschleunigen.“ Denn die Fahrt von Würzburg nach Stuttgart sei eine lange Strecke. „Die Leute, die beispielsweise zwei Stunden zur Arbeit pendeln müssen, sind um jede Minute froh, die sie weniger unterwegs sind“, wirbt die Go-Ahead-Sprecherin um Verständnis.

Offenbar betrifft der Wegfall der Verbindungen nur Go-Ahead. Denn eine Sprecherin von Bahnbetreiber Abellio, der ebenfalls auf dieser Strecke unterwegs ist, sagt: „Bei Abellio gibt es keine Änderungen in Bezug auf den Haltepunkt Besigheim. Alle Züge, die bereits heute dort halten, werden hier auch nach dem Fahrplanwechsel Halt machen.“

Zur Kritik von NEB-Leserin Karin Kranhold, dass mit dem Wegfall der drei Zugverbindungen auf der Frankenbahn gerade in Zeiten von Corona Chaos ausbreche, sagt die Go-Ahead-Sprecherin: „Wir raten Reisenden, die Gesamtlänge des Zuges zu nutzen.“ Ihrer Erfahrung nach würden sich gerade an den Treppenzugängen der Bahnhöfe die Menschen ballen. „Ein paar Meter weiter ist der Zug vielleicht leer.“

Auch einige Politiker haben sich des Themas angenommen. So gibt es Kritik von CDU-Landtagskandidat Tobias Vogt. Bereits im Frühjahr hatte sich Vogt als CDU-Gemeinderat mit weiteren Mitstreitern für eine Verbesserung auf der Frankenbahn engagiert und über 1000 Unterschriften für eine Entschädigungszahlung an die Bahnfahrer auf der Strecke gesammelt. Hintergrund waren die zahlreichen Verspätungen, Zugausfälle und die fehlende Kapazität auf den verkehrenden Verbindungen. „Das Versprechen, dass es nicht nur bei Geldzahlungen bleibt, sondern auch nachhaltige Verbesserungen bei der Kapazität und bei der Zuverlässigkeit gibt, wurde nun gebrochen“, so Vogt. „Wie kann es sein, dass mitten in einer Hochphase der Coronapandemie zum Dezember das Angebot zur Hauptverkehrszeit auf der Bahnstrecke halbiert wird?“, legt er nach.

Auch der Besigheimer CDU-Vorsitzende Dr. Uttam Das sowie CDU-Landtagsabgeordneter Fabian Gramling reagieren in einer Pressemitteilung mit Unverständnis auf die wegfallenden Züge zum Fahrplanwechsel. „Wir erwarten von Verkehrsminister Winfried Hermann, dass er das verhindert.“ Und weiter: „Für die ohnehin schon leidgeplagten Pendler auf der Frankenbahn ist das der Gipfel der Unverschämtheit.“ Fabian Gramling hat laut Pressemitteilung eine parlamentarische Anfrage zu dem Thema beim Verkehrsministerium gestellt.