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Außen Kupfer und Stahl, innen mit viel Substanz

Freuen sich über das Gütesiegel für die Gerlinger Stadtbibliothek: Bürgermeister Dirk Oestringer, die ehemalige Leiterin Ulrike Born (Mitte) und die Professorin Cornelia Vonhof. Foto: Andreas Becker
Freuen sich über das Gütesiegel für die Gerlinger Stadtbibliothek: Bürgermeister Dirk Oestringer, die ehemalige Leiterin Ulrike Born (Mitte) und die Professorin Cornelia Vonhof. Foto: Andreas Becker
Gerlinger Bücherhaus bekommt das Zertifikat „Ausgezeichnete Bibliothek“ – Ehemalige Leiterin fordert von der Politik weiter Unterstützung für die Einrichtung.

Gerlingen. Für die markante Hülle aus Kupfer und Glas ist die Gerlinger Stadtbibliothek bereits mit einigen Preisen bedacht worden. Für „Beispielhaftes Bauen“ etwa durch die Architektenkammer. Und nun gibt es auch fürs Innenleben, für die wirksame Organisation der Arbeit des „Maschinenraums der Bibliothek“, wie Bürgermeister Dirk Oestringer das bei einer kleinen Feier nannte, ein Qualitätslabel: das Zertifikat „Ausgezeichnete Bibliothek“.

Kritisch auf die eigene Arbeit geschaut

Dass diese Auszeichnung nicht wohlfeil zu haben sei, betonte die Professorin Cornelia Vonhof von der Hochschule der Medien in Stuttgart (HdM) bei der Verleihung vor der Bibliothek. Denn dahinter stecke ein umfassendes Leitkonzept nach dem EFQM-Modell, was für „European Foundation for Quality“ steht und heute in vielen Bereichen der Wirtschaft und im öffentlichen Sektor Standard ist, wenn es darum geht, interne Abläufe zu durchleuchten und zu verbessern.

Für Bibliotheken weiterentwickelt wurde dieser Standard vom Institut für Qualitätsmanagement und Organisationsentwicklung der HdM. Wobei laut Vonhof bei einer Bibliothek besonders der Dienstleistungsaspekt zu betrachten sei: „Das bedeutet, dass Qualität an der Schnittstelle von Kunden und Mitarbeiterinnen entsteht.“

Dementsprechend hatte der von der HdM betreute „Analyseprozess“ zwei Ebenen: eine innere und eine äußere. Im ersten Schritt hatte das Büchereiteam „sehr genau hinter die eigenen Kulissen zu schauen, um herauszufinden, wo man gut aufgestellt ist und wo Handlungsbedarf besteht“, beschrieb Vonhof die Vorgehensweise. Damit dabei aber „mehr als nur viel beschriebenes Papier“ herauskomme, sei ein Punkt entscheidend: „Eine Haltung, immer wieder kritisch auf die eigene Arbeit zu schauen.“ Diese interne Bestandsaufnahme musste sich dann im zweiten Schritt der Außenbetrachtung stellen. „Wir wollten wissen, ob alles plausibel und belastbar ist, ob die richtig ticken mit Blick auf die Zukunft – oder ob uns nur Geschichten erzählt werden“, so die Wissenschaftlerin – und bescheinigte dem Büchereiteam: „Gerlingen hat wunderbar bewiesen, dass die Kriterien erfüllt werden.“

Große Freude darüber herrschte bei Ulrike Born, die eben in den Ruhestand gegangene Büchereileitern, unter deren Ägide das Projekt stattgefunden hatte. Born räumte ein, dass es in dem zwei Jahre dauernden Evaluationsprozess auch „Durchhänger“ gegeben habe. Dann habe sich das Team jeweils neu motiviert nach dem Motto: „Wir ziehen das jetzt durch!“ Born ist überzeugt, „dass unsere Stadtbibliothek tatsächlich eine Einrichtung für alle sein kann“. Bei der Gelegenheit schrieb sie den anwesenden Gemeinderäten und der Verwaltung ins Stammbuch: „Statten Sie das Haus so aus, dass es auch weiterhin ein Haus für alle sein kann.“

Gütesiegel gilt für drei Jahre

Der Bürgermeister Dirk Oestringer betonte, die Stadtbücherei sei „seit vielen Jahren unverzichtbarer Bestandteil unseres kulturellen Stadtlebens“. Besonders gezeigt habe sich das, als mit Ankündigung des ersten Corona-Lockdowns die Leute Schlange standen, um sich mit Lesefutter, Spielen und Hörbüchern einzudecken. Und dann hatte die Bücherei über die Stadtgrenzen hinaus Aufmerksamkeit erregt, als sie als eine der ersten im Lande kontaktloses Ausleihen ermöglichte. Das Stadtoberhaupt hob hervor, dass „viele hier ein- und ausgehen, dass man viele treffen kann“.

Das Zertifikat gilt zunächst für drei Jahre und wird dann neu überprüft. Die Wissenschaftlerin Vonhof: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie am Ball bleiben und dass wir uns in drei Jahren wiedersehen.“