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Ausverkauf im Hohenecker Kultlokal Krauthof

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Der Krauthof schließt und das auf unübliche Art und Weise. Die gesamte Einrichtung wird jetzt zum Verkauf freigegeben, und der Andrang auf die Gaststätte ist enorm.

Ludwigsburg. „Des? Gibsch’ mir 20 Euro dafür! Wie viel bist du bereit, für die Teller zahlen? Komm, machen wir 15. Ja, wart’ kurz, ich komm’ gleich, worum geht’s?“. So klingt Inhaber Peter Kraut ab 15 Uhr in seinem Hotel und Restaurant Krauthof. Er rennt von hier nach da, verscherbelt alles, was es im Lokal mal gab, und hat nebenbei immer ein Auge drauf, wer was wann und wo von ihm möchte. Vom kleinsten Schnapsglas über alte Holzöfen bis hin zur XXL-Waschmaschine im Keller und den Betten aus den Schlafräumen wird alles in der Gaststätte zum Verkauf angeboten.

Kurz nach Beginn der Veranstaltung stehen bereits über 100 Leute im Hotel und wollen sich die heiß begehrte Ware unter den Nagel reißen. Die Interessenten haben aus den unterschiedlichsten Quellen vom Ausverkauf Wind bekommen, sei es durch Familienmitglieder oder die Medien. „Wir haben das in der Zeitung gelesen“, erzählt Familie Rauschmaier aus Markgröningen. Sie sammeln selbst Antiquitäten und schauen sich hier um, ob etwas zu ihrer Kollektion passen könnte.

Während in der Küche noch ein Ehepaar diskutiert, wie viele Gläser und Teller denn jetzt mitgenommen werden sollen, belädt auf dem vollgestellten Parkplatz eine Gruppe junger Männer einen Sprinter mit Töpfen, Kisten und Thermoboxen. „Wir haben selbst eine eigene Gastronomie, dafür holen wir das ganze Zeug“, schildern sie in Hektik, denn in ihrem Auto ist noch einiges an Platz, der gefüllt werden soll. Doch nicht nur für den Eigenbedarf wird das Inventar geplündert. „Ich arbeite in einer Pension für Bedürftige in Marbach und hab jetzt vier Schränke und ein Bett mitgenommen", erklärt der dort arbeitende Hausmeister Golias.

Manche Artikel sind schon vorab reserviert worden, eine alte Jukebox, das Klavier oder Stühle und Tische aus dem Lokalbereich, die sich der Eglosheimer Tennisclub sichern konnte. Eine Person habe alle von den 48 kleinen Fernsehbildschirmen gekauft, sie in einen Transporter geladen und sei wieder abgefahren, heißt es von den Verantwortlichen.

Während Peter Kraut mal wieder durch sein altes Heiligtum rennt, bleibt Ehefrau Helga gelassen am Tresen und übernimmt den Job der Kassiererin. Auf die Frage, ob beide mit so einem Andrang gerechnet hätten, entgegnet sie nur mit einem Lachen und verneint deutlich. Gerade Gläser und Küchenartikel würden besonders gut weggehen, aber nichts ist vor den gierigen Käuferhänden geschützt. Egal, ob die Artikel ihre besten Tage schon hinter sich haben – wie die ein oder andere Schreibmaschine oder Boccia-Kugeln, die aussehen wie neu. Selbst die familieneigene Katze ist begehrt, sie steht allerdings nicht zum Verkauf. Eine Sache macht Peter Kraut bei der gesamten Aktion deutlich. „Es geht mir nicht ums Geld, es geht mir um die Wertschätzung!“, verrät er seinen Kunden. Er müsse es nicht verkaufen. Was dableibt, gebe er für wohltätige Zwecke, entgegnet er einer Käuferin, die mit seinem Preis nicht ganz einverstanden ist.

Natürlich geht nicht alles nur für ein wenig Kleingeld über die Theke. Ein Harley-Davidson-Stehtisch ist mit einem Wert von 5000 Euro bepreist, er ist immerhin deutsches Unikat. Krauts alter Porsche-Traktor im Keller hat sogar ein preisliches Minimum von 70 000 Euro.

Wer übrigens nur seine Kreditkarte mitbringt, hat keine Chance, die Wunschartikel nach Hause zu nehmen. Das Ehepaar Kraut will das Geld bar auf die Hand.

Trotz des enormen Ansturms auf das Interieur gibt es noch bis Sonntag einiges zu ergattern, zum Beispiel Weihnachtsdeko, die Winterzeit steht ja schließlich vor der Tür.

Info: Alle Fotos von der großen Verkaufsaktion im Hohenecker Krauthof gibt es auf lkz.de in einer Bildergalerie.