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Balance von Ordnung und Chaos

Peter Lorenz in der Ausstellung im Kunstverein Korntal-Münchingen. Foto: Ramona Theiss
Peter Lorenz in der Ausstellung im Kunstverein Korntal-Münchingen. Foto: Ramona Theiss
Die Ausstellung „Malerei“ des Korntaler Künstlers Peter Lorenz in der Galerie 4/1

Korntal-Münchingen. Den Jahresreigen seines Ausstellungsprogramms in der Galerie 4/1 eröffnet der Kunstverein Korntal-Münchingen mit einer monografischen Schau seines Gründungsmitglieds Peter Lorenz. 1942 in Korntal geboren, zeichnet der an der Stuttgarter Kunstakademie bei Kurt Weidemann ausgebildete Grafik-Designer seit jeher für das visuelle Erscheinungsbild des rührigen Kunstvereins verantwortlich. Nach zwei Jahren bei Anton Stankowski als „Zeichenknecht“, wie der Logo-Erfinder seine Assistenten nur „leicht ironisch“ selbst bezeichnet habe, entschied Lorenz sich für die Selbstständigkeit – über fünf Dekaden blieb Grafik-Design dann das Kerngeschäft des Gestalters, Korntal stets sein Lebensmittelpunkt. Mit „Malerei“ ist ab Sonntag seine zweite Einzelausstellung in der ehemaligen Hausmeisterwohnung zu sehen, die seit 2012 dem Kunstverein Korntal-Münchingen ein festes Domizil gibt.

Rund 50 Arbeiten hat Lorenz über zwei Etagen verteilt, im Wesentlichen entstanden im Lauf der vergangenen zehn Jahre, die jüngsten Bilder datieren auf 2022. Bei der Hängung kam ihm der Heimvorteil zugute: „Da wird auch mal getauscht und ausprobiert.“ Die Galerie selbst bezeichnet er als „individuelles kleines Schmuckstück“. Die verschiedenen Techniken der Malerei habe er bereits in seinen ersten Semestern auf der Freien Kunstschule in Stuttgart kennengelernt, dann aber als junger Familienvater bewusst auf die angewandte Grafik gesetzt. „Irgendwann wusste ich, dass es gut ist, freie Dinge zu machen, über das Din-A4-Format hinauszudenken“, erklärt Lorenz seinen Zugang zur Malerei. Seine erste Ausstellung hatte er 1982 in der Korntaler Galerie Wardaschko. Das Schachbrettmuster, mit dem er sich seinerzeit beschäftigte, habe sich zehn Jahren später dann „in abstrakter Malerei aufgelöst“, so Lorenz.

Bevorzugtes Material seiner Malerei ist die Acrylfarbe, wobei deren Eigenschaft, je nach Verdünnung deckend oder lasierend zu wirken, sehr gezielt eingesetzt wird, häufig auch auf ein und derselben Leinwand. Nicht selten werden aquarellartig dünnflüssige Schichten aufgetragen, in manchen kommt Strukturpaste zum Einsatz, alle Bilder entstehen auf dem Boden liegend. Am Anfang stehe eine in Bleistiftskizzen festgehalten Idee, die Farbwerte sind zunächst nur schriftlich notiert. Der Malprozess selbst spiele jedoch eine enorme Rolle: „Das ist auch ein richtig körperlicher Akt“, so Lorenz. Auch halte er sich nicht sklavisch an seine Vorgaben, manches entstehe auch im Malvorgang selbst. Spezifisch für seine Malerei ist ein Spiel der Balance von Ordnung und Chaos, das sich vielfach aus elementaren Grundformen entwickelt. Streng konstruktivistisch-geometrische Elemente, Quadrate zumeist, treffen auf freie, amorphe Formen – bis hin zum Jackson-Pollock-Zitat auf einem der jüngsten Bilder. „Grundordnungen – und wie sie gestört werden“, das sei sein Sujet.

Die aktuellste Entwicklung zeigt sich im Kampagnenmotiv: „Annäherung“ ist 2021 entstanden und das erste Gemälde in einem bislang unbetitelten Werkkomplex, dem Lorenz einen Titel zugestanden hat. Tatsächlich handle es sich hier um die Abstraktion eines Fotos, das eine Frau in orangerotem Overall in einem Garten zeigt, verrät Lorenz: „Annäherung an das Figürliche“, so müsse der komplette Titel eigentlich lauten. Möglicherweise kündigt sich hier auch eine neue Phase im malerischen Werk von Peter Lorenz an.

Info: Geöffnet bis 27. März Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Eröffnung am 6. März um 11.30 Uhr.