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Bedauern, aber auch Verständnis

Weihnachtliches Besigheim am Marktplatz: Tausende Besucher müssen auf diese festliche Stimmung in diesem Jahr verzichten, wie auch in anderen Kommunen im ganzen Land. Archivfoto: Alfred Drossel
Weihnachtliches Besigheim am Marktplatz: Tausende Besucher müssen auf diese festliche Stimmung in diesem Jahr verzichten, wie auch in anderen Kommunen im ganzen Land. Foto: Alfred Drossel
Auch der 48. Besigheimer Weihnachtsmarkt fällt der Coronapandemie zum Opfer. Betroffen von der am Montag gefällten Entscheidung sind 80 Händler und 38 Hobbykünstler.

BESIGHEIM. Für Heinz Streicher, den Vorsitzenden des Besigheimer Bundes der Selbstständigen (BdS), wäre es der 48. Weihnachtsmarkt gewesen. Doch am Montagabend informiert er die 80 Händler und fast 40 Hobbykünstler darüber, dass der Besigheimer Markt aufgrund der steigenden Coronazahlen ausfällt.

„Das ist mir nicht leicht gefallen, weil in dieser Veranstaltung viel Herzblut steckt“ , sagt Streicher. Er ist von Anfang an dabei, zuerst mit seinem Vater, später viele Jahre mit Karl Dieter und seit 20 Jahren als BdS-Vorsitzender. Der Weihnachtsmarkt sei eine Erfolgsgeschichte für die Stadt und ihre Händler, ist Streicher überzeugt.

Vorbereitungen schon abgeschlossen

Die Vorbereitungen zu dem am zweiten Adventswochenende geplanten Markt waren abgeschlossen. Hunderte der notwendigen „Festbändel“ zur Kontrolle der Besucher sind produziert. Doch jetzt hat Heinz Streicher damit zu tun, Absagen zu verschicken. Über hundert Bewerber für einen Standplatz zwischen Kelterplatz und Marktplatz habe es im Vorfeld gegeben, sagt Streicher. Doch mehr als 80 Stände wollte der BdS nicht vergeben. „Sonst wird es zu eng“. Er habe festgestellt, dass das Interesse am Besigheimer Markt nach Absagen der Weihnachtsmärkte in Nachbarorten deutlich zugenommen hat. Man spüre auch das Bedürfnis der Menschen nach solchen Veranstaltungen, sagt Streicher. Besigheim hätte mit Sicherheit mehr Besucher gehabt als üblich. „Diese Besucherströme hätten wir aber nicht mehr kontrollieren können“, so der BdS-Chef. Nach dem Appell des Bundespräsidenten, Kontakte zu reduzieren und den Bemühungen der Politik, die Pandemie einzudämmen, wäre es unverantwortlich, einen Markt mit Tausenden Besuchern abzuhalten. Man stelle sich vor, so Heinz Streicher, wenn nach zehn Tagen Besigheim zum Corona-Hotspot werden würde. „Das können wir im Interesse der Menschen und ihrer Gesundheit nicht verantworten.“

Es bleibt nur die Hoffnung

Neben den Händlern sind auch Besigheims Hobbykünstler betroffen, die seit Jahren schon den Weihnachtsmarkt mit einer Ausstellung liebevoll hergestellter Produkte bereichern. Zuerst waren sie im Rathaus. Adolf Eisenmann hat die Ausstellungen dort organisiert. In den vergangenen Jahren präsentierten sich die Hobbykünstler in der Stadthalle Alte Kelter.

Die Absage habe unter den Händlern zwar Bedauern, aber auch Verständnis ausgelöst, berichtet Streicher. Die Absage sei die richtige Entscheidung sagt Bernd Schober, Fachhändler in der Kirchstraße. „Wenn wir das Winzerfest bei einer viel geringeren Inzidenz absagen, können wir bei diesen Zahlen keinen Weihnachtsmarkt abhalten“, so Schober. Die Gesundheit gehe vor. Der Krippenbauer Wikhard Kiesel aus Langenalb ist stinksauer auf die, „die uns diese Situation eingebrockt haben“. Kiesel wäre mit seinen Krippen zum zweiten Mal nach Besigheim gekommen. Dieser Markt sei einer der schönsten überhaupt, findet er. Dieses Jahr dürfe er keinen einzigen Markt beschicken. Georg Planeta aus Bayern wäre mit seinem Spielwarenstand nach Besigheim gekommen. Märkte in Baden-Württenberg seien seine letzte Hoffnung gewesen. Seiner Meinung nach hätte die 2G-Regelung gereicht. Der Händler lebt jetzt von der Coronahilfe. „Das reicht aber längst nicht“, sagt er.