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Das Kontrollnetz ist noch löchrig

Auch im Landkreis Ludwigsburg gilt seit gestern die 3G-Regel im öffentlichen Nahverkehr. Fotos: Holm Wolschendorf
Auch im Landkreis Ludwigsburg gilt seit gestern die 3G-Regel im öffentlichen Nahverkehr. Foto: Holm Wolschendorf
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Seit gestern wird im öffentlichen Nahverkehr ein 3G-Nachweis verlangt - Bei Fahrgästen gehen die Meinungen auseinander

Kreis Ludwigsburg. Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) dürfen seit gestern nur noch in Bus und Bahn mitfahren, wenn sie geimpft oder genesen sind oder aber einen negativen Coronatest vorlegen können, der maximal 24 Stunden alt ist (ein PCR-Test darf nicht älter als 48 Stunden sein). Bei den Menschenmassen, die beispielsweise am Ludwigsburger Bahnhof und dem angrenzenden Omnibusbahnhof tagtäglich in Busse und Bahnen einsteigen, drängt sich eine Frage auf: Wie soll die 3G-Regel kontrolliert werden?

Zumindest am Mittwochnachmittag scheint das Kontrollnetz noch löchrig. Nein, sie hätten keinen Nachweis vorlegen müssen, meinen etwa drei junge Frauen, die gerade mit dem Bus vom Ludwigsburger Stadtteil Neckarweihingen in die Innenstadt gefahren sind.

Auch andere Fahrgäste sagen, dass sie nicht kontrolliert wurden. Sylvia Bossert zum Beispiel, die im Bahnhof an Gleis 3 auf ihre S-Bahn nach Kornwestheim wartet. Sie nutze den öffentlichen Nahverkehr eher selten, erzählt sie. Dass die 3G-Regel jetzt auch in Bus und Bahn greift, findet sie richtig. „Eigentlich hätte man das längst einführen müssen“, sagt Bossert. „Irgendwas muss schließlich passieren, sonst kriegt man diese Pandemie nie unter Kontrolle.“

Sie sei heute schon mit der S-Bahn gefahren, sagt eine Studentin, die sich Leni nennt und zur Pädagogischen Hochschule will. „Kontrolliert worden bin ich aber nicht.“ Auch sie begrüßt die 3G-Regel im öffentlichen Nahverkehr. „Irgendwas muss man gegen Corona machen, ich fühle mich jetzt auch ein bisschen sicherer.“

Wenn es nach ihr ginge, könnte die Testpflicht auch auf Geimpfte ausgeweitet werden. „Das sage ich, obwohl ich selbst geimpft bin“, sagt Leni. „Aber wer geimpft ist, kann immer noch andere Menschen anstecken. Deshalb wäre meiner Meinung nach eine 2G-Plus-Regelung im Nahverkehr auch in Ordnung.“

Anissa und Marvin, die gerade auf ihre S-Bahn warten, sehen das ein wenig anders. Sie seien beide geimpft, erzählen die jungen Leute, kontrolliert worden sei das aber nicht. „Wir arbeiten im medizinischen Bereich, in einem Ärztehaus am Bahnhof“, erzählt Marvin, „Deshalb ist es für uns selbstverständlich, dass wir geimpft sind.“

Er sei trotzdem vorsichtig. „Ich will ja niemanden anstecken. Und es ist mir wichtig, meine Großeltern zu schützen.“ Der verpflichtende 3G-Nachweis im Nahverkehr stelle die Ungeimpften allerdings vor große Probleme. „Sie müssen jetzt jeden Tag einen Test machen, das ist schon sehr umständlich“.

Anissa sieht die 3G-Regel im Nahverkehr kritisch. „Mein Eindruck ist, dass das öffentliche Leben immer weiter eingeschränkt wird“, meint die junge Frau. Letztendlich laufe das immer mehr auf eine indirekte Impfpflicht hinaus. „Man kann fast nichts mehr ohne Test machen. Schnelltests sind zwar wieder kostenlos, aber wer weiß, wie lange noch. Und für viele Sachen braucht man einen PCR-Test, dann wird’s richtig teuer.“

Verantwortlich für den Betrieb der S-Bahnen im Großraum Stuttgart und damit auch für die Kontrolle des 3G-Nachweises in den Zügen ist die DB Regio. Die Pressestelle kann am ersten Tag der Einführung noch nicht einschätzen, wie die Umsetzung vor Ort gelaufen ist. Zu diesem Zeitpunkt könne er nur eine offizielle Stellungnahme der Bahn zitieren, die sich auf den bundesweiten Nah- und Fernverkehr beziehe und Eindrücke des Gesamtkonzerns widerspiegele, sagt ein Bahnsprecher am Mittwochnachmittag.

Demnach sei der Auftakt überwiegend positiv verlaufen. Erste Kontrollen hätten stattgefunden. Die Fahrgäste seien gut über die Neuregelung informiert gewesen und hätten größtenteils Verständnis gezeigt, so der Pressesprecher. Die Kontrollen würden nun stufenweise ausgebaut, müssten sich aber zwangsläufig auf Stichproben beschränken. Derzeit gelte: Wer bei der Kontrolle keinen gültigen 3G-Nachweis vorlegen kann, muss an der nächsten Haltestelle aussteigen.

Was den Busverkehr angeht, ist die Sachlage noch unübersichtlich. Grundsätzlich sei ihr Unternehmen für die Kontrollen zuständig, sagt Carry Buchholz, Chefin der Ludwigsburger Verkehrslinien (LVL). Allerdings dürften ihre Mitarbeiter derzeit noch keine Bußgelder verhängen. „Das Gesetz wurde sehr schnell verabschiedet, deshalb besteht noch Abstimmungsbedarf.“

Derzeit verhandelten die Busunternehmen mit dem VVS, dem Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer und dem Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer über die konkrete Ausgestaltung. „Wahrscheinlich wird es Schwerpunktkontrollen mit der Polizei geben“, glaubt Bucholz. „Und die Polizei kann natürlich auch alleine kontrollieren.“