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Das Millionenprojekt steht fast leer

Bislang immer noch gähnende Leere im Besigheimer Parkhaus an der Riedstraße. Foto: Alfred Drossel
Bislang immer noch gähnende Leere im Besigheimer Parkhaus an der Riedstraße. Foto: Alfred Drossel
Auf das Parkhaus im südlichen Enzpark scheinen die Autofahrer immer noch nicht richtig abzufahren. Die Auslastung lässt auch nach über einem Jahr zu wünschen übrig. Die Parkplätze sind meist leer. Gerade deswegen betont die Stadt, dass das Parkhaus kein Aufenthaltsort für Jugendliche ist.

Besigheim. Hell, luftig und modern fügt es sich am Ufer der Enz in die nun parkähnliche Landschaft ein und nimmt den Schwung des Mühlenstegs auf, der in die Besigheimer Altstadt führt: das viergeschossige Parkhaus an der Riedstraße. Zu seinem filigranen Erscheinungsbild tragen nicht nur die vertikalen Holzlamellen und die nach vorne offenen Treppen, sondern auch der großzügige Eingangsbereich für die Fußgänger bei.

Das rund drei Millionen Euro teure Gebäude wurde im Sommer vergangenen Jahres – allen Widerständen zum Trotz aufgrund zahlreicher Vorgaben zu Landschafts- und Hochwasserschutz im Enzpark – in Betrieb genommen. Dies ging pandemiebedingt schlussendlich unspektakulär über die Bühne. Unspektakulär ist auch die Parkgebühr, die seit September 2020 erhoben wird: Pro Stunde müssen die Nutzer 10 Cent bezahlen; auch die Gebühren für eine Monatskarte sind überschaubar. Und dennoch: Im Parkhaus im Enzpark stehen die meisten Plätze leer.

Woran liegt’s? An der Lage des Parkhauses? Wäre der Standort am Enzufer vor dem Radsportheim nicht besser gewesen?, das fragt sich ein NEB-Leser. „Wie dem auch sei. Jetzt ist das Parkhaus fertig. Schade, dass es von den Leuten nicht angenommen wird.“ Offensichtlich würden viele lieber „mehrfach im Kreis herumfahren und so Staus verursachen“. Oder sie schlängelten sich durch die engen Gassen der Altstadt, in der Hoffnung, dort einen der wenigen Parkplätze zu ergattern.

Warum herrscht denn meist gähnende Leere im Parkhaus an der Riedstraße? „Generell kann man sagen, dass es noch nie an seinen Kapazitätsgrenzen war“, teilt der städtische Sachgebietsleiter Gebhard Woll auf Nachfrage mit. Die durchschnittliche Belegung liege tagsüber bei etwa 20Prozent. Will heißen: „40 der 196 Plätze sind dann im Durchschnitt belegt“, ergänzt Woll. Das Parkhaus werde unter der Woche überwiegend von Beschäftigen aus dem näheren Umfeld genutzt. Diese hätten meist Monatstickets für 20 Euro, die tagsüber gelten. „Von Bewohnern wird das Parkhaus weniger genutzt“, bedauert Woll. Dies spiegle die geringe Anzahl an verkauften, 40 Euro teuren Monatstickets wider, die rund um die Uhr Gültigkeit haben.

Warum meist immer noch gähnende Leere im Parkhaus herrscht, dafür gebe es keine „pauschale Erklärung“. Hier spielten sicherlich mehrere Faktoren eine Rolle, vermutet Woll. Verglichen mit dem Vorjahr sei unter der Woche allerdings ein leichter Anstieg bei den parkenden Autos zu vermerken gewesen; am Wochenende habe sich das Parkaufkommen „aber fast verdoppelt“, fügt Woll hinzu. Dies sei sicherlich darauf zurückzuführen, dass der südliche Enzpark im Oktober eröffnet worden war. „Detaillierte Zahlen und Statistiken zum Jahr 2021 werden im Frühjahr im Bericht der Verkehrsbehörde öffentlich im Gemeinderat vorgestellt.“

Wie in zahlreichen Parkhäusern sind auch Müll, Lärm und Vandalismus „leider Themen, die hier eine große Rolle spielen“, bestätigt Woll. Es wurde bereits ein Parkscheinautomat für 20000 Euro zerstört sowie ganz aktuell im angrenzenden Park ein Stromkasten für 14000 Euro. „Das Parkhaus ist sommers wie winters ein Anlaufpunkt für junge Menschen, auch aus den umliegenden Kommunen“, fügt Woll hinzu. Die Polizei und wir als Ordnungsamt „bestreifen das Parkhaus sehr intensiv, gerade auch am Wochenende in den Abendstunden“. Zudem seien – wie berichtet – aufgrund der bisherigen Vorfälle eine Videoüberwachung auf allen Ebenen eingerichtet worden.

Eine Reinigungsfirma sowie der städtische Bauhof kümmerten sich „intensiv um die Sauberkeit“. Dennoch, macht Woll die Position der Besigheimer Verwaltung klar, habe die Stadt – bei allem Verständnis für Zusammenkünfte der jungen Menschen – eine klare Haltung: Das Parkhaus diene ausschließlich dem Zwecke des Parkens und auch im angrenzenden Park „hat der übermäßige Konsum von Alkohol, welcher häufig zu Vandalismus, illegaler Müllablagerung und Lärmbelästigungen führt, nichts zu suchen“.