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Die Benninger Umgehungsstraße ist fertig: Einweihung mit Volksfestcharakter

Endlich freie Fahrt: In Benningen soll die neue, rund 23,3 Millionen Euro teure Umgehung die enge Ortsdurchfahrt entlasten. Foto: Holm Wolschendorf
Endlich freie Fahrt: In Benningen soll die neue, rund 23,3 Millionen Euro teure Umgehung die enge Ortsdurchfahrt entlasten. Foto: Holm Wolschendorf
Auch Bürgermeister Klaus Warthon (Zweiter von rechts) und Staatssekretärin Elke Zimmer (mit Schal) greifen dafür gerne zur Schere und durchschneiden das Band. Foto: Holm Wolschendorf
Auch Bürgermeister Klaus Warthon (Zweiter von rechts) und Staatssekretärin Elke Zimmer (mit Schal) greifen dafür gerne zur Schere und durchschneiden das Band. Foto: Holm Wolschendorf
Hocketse, Festzelt und Liegestühle in der Sonne: Die Benninger feiern die Fertigstellung der neuen Umgehungsstraße

BENNINGEN. Feste soll man feiern, wie sie fallen. Diese alte Volksweisheit hat offenbar auch in Benningen viele Anhänger. Denn als am Freitagmittag die Einweihung der Nordumfahrung auf dem Programm steht, herrscht an der alten Neckarbrücke, wo die neue Umgehungsstraße nun in einem Kreisverkehr auf die Ludwigsburger Straße trifft, fast ein bisschen Volksfestatmosphäre. Die Verwaltung hat eine Hocketse organisiert, an mehreren Ständen werden Speisen und Getränke serviert. Sogar ein Festzelt wurde aufgebaut. Dort laden die Benninger Kirbebuben zur Party mit Musik und Barbetrieb.

Einweihung mit Hocketse, Prominenz und vielen Gästen

Am Brückenende stehen Liegestühle, auf denen einige der Besucher den strahlenden Sonnenschein genießen. Diese Gelegenheit ist wohl einmalig. Denn ab diesem Samstag ist die Umgehungsstraße für den Verkehr freigegeben, ebenso wie die alte Neckarbrücke und die Ludwigsburger/Benninger Straße bis zur Einmündung auf die Landesstraße zwischen Marbach und Murr. Der Fertigstellung werden weitere Projekte im Ort folgen.

Die Einweihung dieses Großprojekts wäre nicht stilgerecht, wenn sie nicht mit einigen Minuten Verspätung beginnen würde. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat sich angekündigt. Doch schließlich greift Staatssekretärin Elke Zimmer zum Mikrofon und begrüßt das Publikum. Hermann liege mit einer schweren Grippe im Bett und müsse sich auskurieren, teilt die Staatssekretärin mit.

Der Straßenbau habe in der Neckarschleife Tradition, sagt Zimmer und verweist auf den bis heute erhaltenen Abschnitt der Römerstraße. „Damit will ich nicht sagen, dass die Planungen für die Nordumfahrung bis in die Römerzeit zurückreichen“, scherzt sie. Aber in diesem Fall sei es wie mit einem guten Wein. „Es braucht Zeit, um zu reifen.“

Großprojekt kostet am Ende fast 24 Millionen Euro

Die Staatssekretärin betont, dass das Land Baden-Württemberg als Bauherr mit dem Großprojekt einen echten Kraftakt bewältigen musste. Die Baukosten sind von ursprünglich 8,5 Millionen auf rund 23,3 Millionen Euro gestiegen. „Das ist schon ein Batzen“, sagt Zimmer. „Mehr als die Hälfte des Budgets, das jährlich in ganz Baden-Württemberg für den Um- und Neubau von Landesstraßen zur Verfügung steht.“

Straßenbau sei immer mit Eingriffen in die Natur verbunden, räumt Zimmer ein. Im Fall der Benninger Nordumfahrung aber hielten sich die negativen Auswirkungen in Grenzen. Nicht mehr benötigte Verkehrsflächen würden entsiegelt und renaturiert, bestehende Uferböschungen erhalten, Amphibien-Leiteinrichtungen angelegt, auf Nebenflächen einheimisches Saatgut ausgebracht. „Ab nächstem Jahr werden diese Flächen Rückzugsräume für Insekten bieten.“

Ausgleichsprojekt für die Umfahrung

Zudem wird das Land als Ausgleichsprojekt einen sieben Meter breiten Auwaldstreifen entlang des Neckars anlegen und den Auwaldbestand westlich des Sportplatzes aufwerten. Über 60 neue Bäume werden angepflanzt, zudem mehrere Tümpel saniert.

Nach Zimmers Ausführungen fasst sich der Benninger Bürgermeister Klaus Warthon kurz und beendet den offiziellen Festakt mit einem Verweis auf die alten Römer, dem Zitat „Carpe Diem“ des Dichters Horaz. Nutze den Tag – nach jahrzehntelangen Planungen und quälend langsamen Bauarbeiten interpretieren die Benninger Bürger dieses geflügelte Wort vermutlich als Lizenz zum Feiern.