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Die Brücke gleitet sanft zu Boden

Die Sprengladungen sind gezündet und die Brücke sackt hinter einer Staubwolke zu Boden Fotos: Alfred Drossel
Die Sprengladungen sind gezündet und die Brücke sackt hinter einer Staubwolke zu Boden Foto: Alfred Drossel
Das rechte Brückenteil liegt flach. Nächsten Herbst wird das linke Brückenteil gesprengt.
Das rechte Brückenteil liegt flach. Nächsten Herbst wird das linke Brückenteil gesprengt.
24 Kilogramm Sprengstoff waren nötig, die 4000 Tonnen schwere Gumpenbachbrücke zu sprengen.

Kornwestheim. Neun Uhr am Samstagmorgen: Drei kurze Warnsignale, ein dumpfer Knall, ein leichtes Zittern und eine große Staubwolke und der westliche Teil der 4000 Tonnen schweren Gumpenbachbrücke der Bundesstraße 27 sackte zu Boden. Jetzt wird ein neues Brückenteil gebaut und im November nächsten Jahres wird dann das Mittelteil gesprengt.

Die Vaihinger Sprengexperten um Vater Lothar und Sohn Jens Rapp waren acht Tage damit beschäftigt 74 Löcher in den Beton der Stützen und in die Spannblöcke mit der Fahrbahn zu bohren. 24 Kilogramm des hoch wirksamen marzipanartigen Sprengstoffs Ammongelit schoben sie mit Zündern in die Löcher. Die eigentliche Sprengung war ziemlich unspektakulär. Jens Rapp zeigte sich zufrieden: „Genau so haben wir uns das vorgestellt“, sagte er danach.

Generalstabsmäßig wurde die Sprengung vorbereitet. Die 28-jährige Projektleiterin der Baufirma Wolff & Müller, Caroline Heß, sorgte für die Baustellensicherung und die Vorbereitungen zum Abräumen der rund 500 Kubikmeter Beton.

Mitarbeiter der Stadt Kornwestheim bekamen Unterstützung von der Feuerwehr. Im Umkreis von 50 Metern wurde eine Gefahrenzone ausgewiesen. 19 Personen mussten ihre Wohnungen verlassen. Im Radius von 150 Metern sperrten Polizei und Feuerwehr ab.

Das Stuttgarter Regierungspräsidium sprach im Vorfeld von einem großen öffentlichen Interesse an dem Sprengabbruch. Deshalb wurde eine aufwendige Liveübertragung im Internet inszeniert. „Ziel war es, Interessierten die Möglichkeit zu geben, den Sprengabbruch wegen des nicht einsehbarem Bereichs vor Ort und Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie verfolgen zu können“, betonte Regierungspräsident Wolfgang Reimer.

Vor Ort informierten sich der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Steffen Bilger, Landrat Dietmar Allgaier und Oberbürgermeisterin Ursula Keck. Bilger betonte, dass die Sanierung älterer Brücken ein zentraler Baustein für die Erhaltung einer leistungsfähigen Straßeninfrastruktur sei. Die Gumpenbachbrücke sei dabei ein Beispiel für zu lange Planungsphasen. „Daraus haben wir gelernt und die Planungszeiträume für Ersatzneubauten von Brücken durch ein Planungsbeschleunigungsgesetz verringert“, so Bilger.

Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sagte in seinem Video-Grußwort, dass ein Neubau der Gumpenbachbrücke in diesem Fall die beste Wahl sei. Die Sanierung hätte sich nicht gelohnt und verkehrlich während der Bauzeit große Probleme gemacht. B Keck stellte fest, dass nicht nur Menschen in Kornwestheim, sondern aus der ganzen Region schon lange auf die neue Brücke warteten, die Tag für Tag von tausenden Autos befahren würden. Keck freut sich, dass die Auffahrten auf die B 27 und der Lärmschutz für die Kornwestheimer Bevölkerung wesentlich verbessert werde.

Etwa zehn Minuten nach dem Knall, nicht aber ohne dass die Stadtwerke eine vorbeiführende Gasleitung überprüft hatten, wurde das am Boden liegende Bauwerk besichtigt. Wenig später nahmen die Bagger ihre Arbeit auf. Der vollständige Abbruch des alten westlichen Brückenbauwerks einschließlich aller Begleitarbeiten wird etwa bis Anfang Januar 2021 dauern. Anschließend beginnen die Arbeiten für den Ersatzneubau des westlichen Brückenbauwerks, die voraussichtlich bis Herbst 2021 andauern werden. Nach Fertigstellung des neuen westlichen Brückenbauwerks wird in der dritten Bauphase das bestehende östliche Brückenbauwerk zwischen den beiden neuen Brückenbauwerken ebenfalls durch eine Sprengung abgebrochen. Anschließend werden die endgültigen Widerlager für das neue östliche Brückenbauwerk hergestellt.

In der vierten Bauphase wird das neue rund 4600 Tonnen schwere östliche Brückenbauwerk, einschließlich Mittelpfeiler und Fundamenten, um rund zehneinhalb Meter in seine endgültige Lage mit einem Spezialverfahren quer verschoben.

Die gesamte Maßnahme soll bis Herbst 2022 abgeschlossen sein. Die Kosten, die der Bund übernimmt, liegen bei rund 27 Millionen Euro.

info: Das Video der Sprengung ist zu sehen unter: https://www.youtube.com/watch?v=UMC52tBBEqQ