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Die Energiewende fest im Blick

Die Pedelec-Verleihstation (hier am Freiberger Rathaus) soll den Umstieg vom Auto aufs Fahrrad und den ÖPNV erleichtern. Foto: Ramona Theiss
Die Pedelec-Verleihstation (hier am Freiberger Rathaus) soll den Umstieg vom Auto aufs Fahrrad und den ÖPNV erleichtern. Foto: Ramona Theiss
Etwa 60 Maßnahmen umfasst das Klimaschutzkonzept der Stadt Freiberg. Sie sollen Zug um Zug umgesetzt werden, um das vom Land vorgegebene Ziel der klimaneutralen Kommunalverwaltung bis 2040 zu erreichen. „Wenn möglich früher“, sagt Peter Müller, bei der Stadt Leiter des Fachbereichs Baurecht und Öffentliche Ordnung.

Freiberg. Damit es in Sachen Klimaschutz gut vorangeht, hat die Stadt im April 2020 mit Felix Weber einen Klimaschutzberater in Teilzeit eingestellt. Die Stelle ist auf drei Jahre befristet, was Voraussetzung für die Förderung durch den Bund in Höhe von 65 Prozent für drei Jahre war. Doch bereits in den vergangenen 15 Jahren hat die Stadt laut Peter Müller vieles für den Klimaschutz getan. Insbesondere der Aufbau von vier Nahwärmenetzen, die jetzt umgerüstet werden sollen, zahle sich jetzt aus. So hat der Gemeinderat im Juni den Um- und Ausbau des Wärmenetzes auf rund 7,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr beschlossen (wir berichteten). Der Großteil der dafür benötigten Energie soll aus dem Abwasser der Kläranlage gewonnen werden. Spitzenlasten im Winter werden hauptsächlich mit einer Pelletheizung gedeckt. Der Strom für die Abwasserwärmepumpen wird zum Großteil aus einer Photovoltaikanlage auf einer Freifläche direkt neben der Autobahn stammen. „Damit werden sich die wärmebedingten Emissionen der an das Wärmenetz angeschlossenen kommunalen Liegenschaften um mehrere 10000 Tonnen CO pro Jahr verringern, und Freiberg wird dem Ziel der klimaneutralen Kommunalverwaltung einen großen Schritt näher kommen“, so Peter Müller. Die Fertigstellung des Wärmenetzes ist für 2024 anvisiert. Durch den hohen Anteil erneuerbarer Wärme im Netz können laut Müller auch viele Privathaushalte, die auf eine eigene Heizung verzichten und sich an das Nahwärmenetz anschließen, von staatlichen Förderungen zu den Umbau- und Anschlusskosten profitieren. Doch damit nicht genug: Durch ein konsequentes Energiemanagement wird der Verbrauch der kommunalen Liegenschaften gesenkt. Mit der schrittweisen Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Lampen sei 2020 im Vergleich zu 2019 der Energieverbrauch der Straßenbeleuchtung um 3,6 Prozent gesenkt worden.

Nicht nur in den Bereichen Strom und Wärme ist die Stadtverwaltung hinsichtlich des Klimaschutzes aktiv. Auch in Sachen Verkehr werden Anstrengungen unternommen, um den CO-Ausstoß zu senken. Mit der Umgestaltung des Bahnhofbereichs, dem barrierefreien Ausbau der Bushaltestellen und den digitalen Fahrgastanzeigen, die bis Ende 2022 installiert sein sollen, wird laut Müller die Attraktivität des ÖPNV erhöht. Pedelec-Verleihstationen und ein Ausbau der Radinfrastruktur sollen den Umstieg vom Auto erleichtern. Wie der Fachbereichsleiter weiter mitteilt, findet in Freiberg eine schrittweise Umrüstung der kommunalen Fahrzeugflotte auf E-Autos statt. In Kooperation mit den Stadtwerken und der EnBW soll die öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur ausgebaut werden; auch ein Carsharing-Angebot ist in Planung. Und: „Dienstfahrten sollen wenn möglich mit dem Fahrrad erfolgen“, sagt Müller.

Um die Energiewende aktiv mitzugestalten, setzt die Stadt Freiberg auch auf Kooperationen. Sie ist Mitglied bei der Energieagentur Kreis Ludwigsburg (LEA), hält Kontakt zur Klimaschutzmanagerin des Landkreises, Julia Neuhäuser, und beteiligt sich zusammen mit über 20 weiteren Kreiskommunen an der Erstellung des Klimamobilitätsplans.

Um auch die Bürger der Stadt für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren, hat die Verwaltung im Oktober 2020 die Vortragsreihe „Nachhaltigkeit und Klimaschutz“ ins Leben gerufen. Wegen der Coronapandemie kann sie allerdings erst im kommenden Oktober fortgesetzt werden. Im Vorfeld der Erstellung des integrierten Klimaschutzkonzeptes gab es zudem mehrere Bürgerwerkstätten. Im September wird die LEA im Rahmen der „Energiewendetage“ mit Infoständen auf dem Marktplatz vertreten sein.

Dass viele Bürger den Klimaschutz im Blick haben, zeigt die Tatsache, dass beispielsweise der Anteil der erneuerbaren Wärme bei vielen Sanierungen und Neubauten deutlich über die gesetzlich vorgeschriebenen 15 Prozent hinausgeht, teilt Peter Müller mit. Viele Freiberger würden außerdem emissionsarmen Strom aus Wasserkraft der Stadtwerke beziehen. Müller erinnert daran, dass sich bereits vor über zehn Jahren viele Bewohner der Stadt zu einer Bürgerenergiegenossenschaft zusammengeschlossen haben, die auf dem Dach der Oscar-Paret-Schule und des Rathauses mehrere Photovoltaikanlagen betreibt. Die Förderung des Bundes habe zudem auch in Freiberg die Zahl der privaten Ladestationen für E-Autos steigen lassen.