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Die ersten Geräte des TVMarkgröningen: Barren und Kokosmatten

Norbert Mönig, Andreas Körner, Bernhard Kurrle, Corinna Kammler, Katja Körner und Richard Gauger (v.l.) präsentieren die Festschrift. Foto: Andreas Becker
Norbert Mönig, Andreas Körner, Bernhard Kurrle, Corinna Kammler, Katja Körner und Richard Gauger (v.l.) präsentieren die Festschrift. Foto: Andreas Becker
Festschrift erzählt die wechselvolle Geschichte des Turnvereins Markgröningen, der sein 125-jähriges Bestehen feiert

Markgröningen. Eigentlich soll man Feste feiern, wie sie fallen. Doch da Corona dem Turnverein Markgröningen (TVM) im Vorjahr einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, finden die Feierlichkeiten zum 125. Geburtstag eben erst in diesem Jahr statt. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres präsentierte der TVM im Wimpelinhaus die Festschrift, die der zweite Vorsitzende Norbert Mönig fast im Alleingang erstellt hat. Der Vorsitzende Bernhard Kurrle dankte ihm für diese Arbeit und machte deutlich: „Ohne ihn gäbe es die Festschrift nicht.“

„Ich will Appetit machen auf die Festschrift“, leitete Mönig seinen bebilderten Vortrag über die wechselvolle und spannende Vereinsgeschichte ein. Diese begann am 5. März 1896 im Gasthaus „zur Rose-Post“, wo sich 24 Markgröninger Honoratioren trafen, um nach einer „zündenden Rede“ von Amtsnotar Christian Traub den Turnverein zu gründen.

Olympische Sommerspiele 1896 als Motivation

Traub wurde sogleich zum Vorsitzenden gewählt, auch eine Satzung wurde noch am selben Abend beschlossen. „Motivation waren sicherlich die kurz darauf stattfindenden Olympischen Sommerspiele 1896 in Athen“, sieht Mönig die erste neuzeitliche Olympiade als Ansporn, sich sportlich aufzustellen.

Bereits nach einem Jahr hatte der junge Verein 100 Mitglieder, erste Sportgeräte waren ein Barren, Kokosmatten, ein Pferd und ein Sprungständer. Geturnt wurde im Sommer auf dem Benzberg, im Winter in den oberen Räumen der Kelter. Disziplin war großgeschrieben, und wer den Turnbetrieb öfters schwänzte, musste mit Vereinsausschluss rechnen.

Bereits 1897 eine Damenriege

Im Gegensatz zu anderen Vereinen öffnete sich der TVM schon früh für weibliche Mitglieder: Bereits 1897 begann Turnwart Rau mit dem Aufbau einer Damenriege, die bei Turnfesten und zu besonderen Anlässen auftrat. „Das war ein absolutes Novum im ganzen Turngau“, machte Mönig die Vorreiterrolle des TVM deutlich. In der Schäferlaufstadt war es fast selbstverständlich, dass sich die Turner auch an diesem Heimatfest beteiligten.

Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte war der Bau einer Turnhalle auf dem Benzberg, die im Sommer 1910 mit günstig erworbenem Abbruch-Bauholz begonnen und 1912 fertiggestellt wurde. „Es folgte eine wechselvolle Zeit mit mehreren Fusionen und Trennungen durch die von Krieg, Inflation und hoher Arbeitslosigkeit geprägten Jahre“, erzählte Mönig von Querelen, aber auch einem Aufblühen des Vereins in schwerer Zeit.

TV Markgröningen hat heute 19 Abteilungen

Die Zeit der Nationalsozialisten sorgte für den tiefsten Einschnitt in der Vereinsgeschichte. 1934 wurden alle noch verbliebenen Turnvereine im Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen zusammengeschlossen, 1936 die deutsche Turnerschaft ganz aufgelöst. Auch nach Kriegsende konnten die Turner nicht gleich wieder durchstarten, da die Alliierten Turnen als militärische Ausbildung sahen und keine Turnvereine zuließen. So schlossen sich alle Markgröninger Vereine zunächst als Sportgemeinde zusammen, erst 1949 wurde diese wieder zum Turnverein. Die Gründung neuer Abteilungen, den Bau neuer Hallen und Sportanlagen sprach Norbert Mönig in seinem Vortrag ebenso an wie Vorstandschaften und erfolgreiche Jugendarbeit. Inklusion durch die Eingliederung der Para-Bocciagruppe in den TVM oder den Bau eines barrierefreien Vereins sind weitere wichtige Meilensteine. Heute hat der Verein 19 Abteilungen, bietet zudem viele Kurse, auch im Gesundheits- und Rehasport. Trotz Corona blieben die meisten Sportbegeisterten dem Verein treu, so dass der TVM immer noch rund 2100 Mitglieder und 150 Übungsleiter hat.

Informationen und zum Teil auch Textpassagen für die reich bebilderte Festschrift hat Norbert Mönig der Chronik zum 100. Geburtstag des Vereins entnommen, die Hilde Fendrich verfasst hat. Viele Fotos stammen aus dem privaten Archiv der Familie Fendrich. Auch der Arbeitskreis für Geschichtsforschung und Denkmalpflege (AGD) hat Erkenntnisse und Fotos beigesteuert. Die aktuellen Berichte wurden maßgeblich von Abteilungsleitern und ihren Helfern geschrieben. Die Festschrift ist in der Geschäftsstelle und bei den Jubiläumsveranstaltungen erhältlich.