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Die kleinen Welten des Luigi D’Aurelio

Die Krippenlandschaft von Luigi D’Aurelio. Sie ist in diesem Jahr in der katholischen Kirche „Zum Guten Hirten“ in Bissingen aufgebaut und zeigt verschiedene Landschaften.Fotos: Alfred Drossel
Die Krippenlandschaft von Luigi D’Aurelio. Sie ist in diesem Jahr in der katholischen Kirche „Zum Guten Hirten“ in Bissingen aufgebaut und zeigt verschiedene Landschaften. Foto: Alfred Drossel
Luigi D’Aurelio vor einer Krippenlandschaft im alpenländischen Stil.
Luigi D’Aurelio vor einer Krippenlandschaft im alpenländischen Stil.
Er baut seit seinem 10. Lebensjahr Weihnachtskrippen – Jetzt will er wieder nach Apulien zurück und nimmt die Krippen mit

Bietigheim-Bissingen. Eine der größten Weihnachtskrippen im Landkreis steht in der katholischen Kirche Zum Guten Hirten in Bissingen. Dort, wo auch die italienische Gemeinde ihre Gottesdienste feiert. Gebaut hat sie der 66-jährige Luigi D’Aurelio.

Neben seiner Arbeit und der Familie hat sich Luigi D’Aurelio seiner Passion, dem Krippenbau, gewidmet. „Die Krippe ist mein Dank an den lieben Gott, Dank für alles, was er mir gegeben hat. Ich wünsche mir, dass sich die Menschen an der Krippe erfreuen“, sagt er. Zuerst habe er seine Kunstwerke für seine Kinder gebaut, dann wurden sie jedes Jahr größer, so groß, dass sie nicht mehr ins Wohnzimmer passten.

Krippenbauer ist Luigi D’Aurelio schon seit seinem zehnten Lebensjahr. Auch in diesem Jahr hat er zwei davon aufgebaut: eine in der katholischen Kirche Zum Guten Hirten in Bissingen und die andere in seiner Garage in Eglosheim. Es sind große, mehr als drei Meter lange und zwei Meter breite Krippen. Die eine ist im maurischen Stil gebaut und die andere stellt ein nächtliches Bergdorf in Südtirol dar. Seit Jahren zeigt der italienische Krippenbauer seine Krippen in Bietigheim-Bissingen. Im Wechsel mal im Haus Seniore und in der katholischen Kirche Zum Guten Hirten in Bissingen. Die Krippen haben unterschiedliche Baustile. Beide aber haben eines gemeinsam: Die Geburt Christi im Stall steht im Mittelpunkt. In der alpenländischen Krippe in einem Heuschober und in der maurischen Krippe in einer prächtigen römischen Villa.

Geboren ist Luigi D’Aurelio in Giurdignano, einem kleinen Dorf bei Lecce in Apulien, am Absatz des italienischen Stiefels. Schon daheim hat er Weihnachtskrippen gebaut. In seiner Familie gab es aber keine Krippentradition. In Italien aber gibt es unterschiedliche Traditionen der Krippendarstellung: Etwa in Neapel, wo eine ganze Straße sich dem Krippenbau widmet. Die neapolitanische Krippe zeigt vor allem das Leben in der Stadt im 18. Jahrhundert, die Heiligenfiguren sind dabei nicht im Mittelpunkt. Im süditalienischen Matera besteht die Krippe aus lebenden Menschen und in Monteporzio findet Anfang Dezember die größte Krippenausstellung Europas statt.

Über 40 Jahre in Deutschland

Luigi D’Aurelio ist vor über 40 Jahren als Gastarbeiter nach Ludwigsburg gekommen. Mehr als vier Jahrzehnte hat er als Controller bei Mahle in Markgröningen gearbeitet. In all den Jahren hat der Italiener mehr als ein Dutzend Krippen gebaut. Zwei davon sind jedes Jahr zu sehen. Sie sind so groß, dass man sie eigentlich gar nicht abbauen kann. Seit 2014 räumt Luigi D’Aurelio seine Garage in Eglosheim aus und baut dort die Krippen auf. Das Garagentor ist offen, wer will, kann hineingehen und sich daran erfreuen.

Mit dem Bau der Krippenlandschaft, die jetzt in Bissingen zu sehen ist, hat Luigi D’Aurelio 2006 begonnen. Zunächst hat er um die Krippe herum eine Kleinstadt im maurischen Baustil gebaut. „Viele Gebäude sind meiner Fantasie entsprungen. Aber manche habe ich nach Vorbildern nachgebaut“, erzählt er. Das Vorbild für den mit echtem Wasser plätschernden Dorfbrunnen stand im Garten seines Elternhauses in Apulien.

Zu sehen ist auch eine Schmiede. In die Figur des Schmieds hat er einen kleinen Elektromotor eingebaut, damit er sich mit seinem Hammer auch bewegt. Windmühlen dagegen gebe es in Apulien nicht, sagt er. Trotzdem hat er eine in sein weihnachtliches Städtchen gebaut. Klar, dass sich die Flügel drehen. Eine Ölmühle, deren Mahlstein von Eseln betrieben wird, habe es in seinem Heimatdorf gegeben. So eine Mühle hat er in seiner Krippenlandschaft nachgebaut.

Andere kleine Gebäude hat Luigi D’Aurelio in Israel gesehen. Denn einmal im Jahr fährt er seit 25 Jahren ins Heilige Land. Nicht nur wegen der Kur am Toten Meer, sondern auch, um Jerusalem, Bethlehem und Nazareth zu besuchen. „Einige Gebäude in meiner Krippenlandschaft habe ich nachgebaut, wie das Jaffator und das Gefängnis, in das Jesus geworfen wurde“, berichtet er. Für Luigi D’Aurelio ist es sehr wichtig, mit seinen Krippen zu zeigen, dass Christus mitten unter den Menschen zur Welt gekommen ist. LEDs statt Kerzen: Luigi D’Aurelio hat seine Krippen technisch aufgerüstet. Viele Lichter leuchten. Viele Figuren stehen zwischen den kleinen Gebäuden. Handwerker arbeiten in ihren Werkstätten.

Zentrales Motiv der Krippen ist und bleibt, um an die Geburt Christi zu erinnern. Maria, Josef und das neugeborene Kind im Stall, die Hirten, Ochs und Esel, der Komet und die Ankunft der Heiligen Drei Könige.

„Im Herzen weiter ein Italiener“

Die Form der Krippe, wie wir sie heute kennen, geht auf den heiligen Franz von Assisi zurück. Dieser stellte am 24. Dezember des Jahres 1223 in Greccio eine Krippe mit einem lebendigen Ochsen und einem Esel auf. Die Darstellung von der Geburtsszene selbst geht bereits auf Kaiserin Helena zurück, die im Jahr 335 eine Kirche auf dem angeblichen Geburtsort Jesu in Betlehem errichten ließ.

1977 kam Luigi D’Aurelio als Gastarbeiter nach Ludwigsburg. Er fuhr natürlich jedes Jahr nach Giurdignano zurück und lernte dort auch seine Frau Rosalba kennen. Mittlerweile lebt Luigi D’Aurelio mit seiner Familie seit über vierzig Jahren in Deutschland, „Aber im Herzen bin ich immer Italiener geblieben“, sagt er.

Es ziehe ihn wieder zurück in seine Heimat. Mit dem ersten Geld, das er in Deutschland verdient hat, baute er sich ein Haus dort. „Meine Verwandten und Freunde, die nach Ludwigsburg gezogen waren, sind alle wieder nach Apulien heimgekehrt“, sagt er. Deshalb will er nach Corona wieder heim. „Meine Krippen nehme ich natürlich mit. Platz dafür habe ich genug“, sagt er.