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Dorfgeschichte frisch aufgepeppt

Ein Teil der Ausstellung im Museum im Adler widmet sich dem Benninger Weinbau und den Trockenmauern in den Steillagen. Fotos: Holm Wolschendorf
Ein Teil der Ausstellung im Museum im Adler widmet sich dem Benninger Weinbau und den Trockenmauern in den Steillagen. Foto: Holm Wolschendorf
Mühsam war es in vergangenen Tagen, die Wäsche sauber zu bekommen.
Mühsam war es in vergangenen Tagen, die Wäsche sauber zu bekommen.
Judith Szulczynski-Bajorat hat die Dauerausstellung neu konzipiert.
Judith Szulczynski-Bajorat hat die Dauerausstellung neu konzipiert.
Das Benninger Museum im Adler ist in der Region bekannt für seine Römerabteilung mit der Ausstellung bedeutender römischer Artefakte und Gebrauchsgegenstände. Sehenswert ist auch die Dauerausstellung im Obergeschoss, die neu konzipiert wurde und am 18. Juli eröffnet wird.

Benningen. Seit eineinhalb Jahren ist Judith Szulczynski-Bajorat Leiterin des Museums im Adler. Schnell war sie seinerzeit begeistert von den Schätzen aus alter Zeit, die in dem ehemaligen Gasthaus „Im Adler“, erbaut 1630 von Melchior Hirschmann, auf 360 Quadratmetern zu sehen sind. Doch ebenso schnell war es ihr „eine Herzensangelegenheit, eine neue Struktur hineinzubekommen“, wie sie bei einer exklusiven Führung durch die Räume erzählt.

Inzwischen hat sich sehr viel getan in dem historischen Gebäude. Klein aber fein sind die Veränderungen im Erdgeschoss. Die Römerecke blieb ebenso erhalten wie der riesige Kachelofen in der Stube Hirschmannstube. Erst auf den zweiten Blick sind die drei Türen im Erdgeschoss zu erkennen, die grafisch in die Ausstellung integriert wurden. Eine beschreibt den Neckarlimes, eine weitere zeigt die Ansicht einer römischen Latrine und führt passenderweise zu den Toiletten. In der Ecke daneben ist eine weitere Tür, auf der inhaltlich an die Arbeit von Archäologen herangeführt wird. Dort findet sich auch ein Magnetpuzzle, das eine Amphore darstellt.

Schnell wird klar: Die Besucher des Museums sind zur Interaktivität aufgerufen. Anfassen ist erlaubt, Ausprobieren ebenso. Auf Monitoren werden digitalisierte Inhalte vermittelt. So müssen sich die Interessierten nicht durch lange Texte quälen. Judith Szulczynski-Bajorat hat reduziert, Neues eingefügt und viel mit Fotos gearbeitet, um Atmosphäre zu schaffen. Das Konzept wirkt lebendig und modern und soll auch junge Besucher ansprechen.

So präsentiert sich auch die Dauerausstellung im Obergeschoss mit der Darstellung Benninger Heimatgeschichte in neuem Gewand. „Wir wollen den Bogen spannen zwischen Einst und Jetzt“, sagt die Museumsleiterin. Das gelingt in drei Themenbereichen, die sich dem Wanderhandel, dem Haushalt und dem Weinbau widmen. Eine Laterna Magica ist im Bereich Wanderhandel ebenso zu sehen wie originale Laternenbilder. Zudem werden allerlei Artikel gezeigt, die vorwiegend im 19. Jahrhundert von den Händlern verkauft wurden. Alltagsgegenstände wie Vogelkäfige, Uhren, Blechwaren und von Hand hergestellte Körbe sind dabei, aber auch beschädigte Gegenstände wie ein Sack, der von reisenden Spezialisten wieder geflickt wurde. Den Bogen in die heutige Zeit spannt der letzte Otto-Katalog von 2019.

In der Haushalt-Abteilung, ist vieles über das Leben von Dienstmädchen zu erfahren. Mit typischen und mitunter gegensätzlichen Haushaltsgegenständen gelingt die Überleitung zur Nachhaltigkeit. So wird eine alte Milchkanne eingerahmt von Müll aus Joghurtbechern. Die Elektrifizierung hat Erleichterungen in das Arbeiten im Haushalt gebracht, wie zum Beispiel ein alter Staubsauger zeigt. Gleichzeitig bekommt der Besucher vor Augen geführt, wie anstrengend und durchaus auch qualvoll es war, Wäsche zu kochen und zu bügeln.

Auch der Weinbau ist dem Wandel unterlegen, wie in einem weiteren Raum zu sehen ist. Auf den Erhalt der wertvollen Steillagen wird hingewiesen und der Bau einer Trockenmauer als Lebensraum für Tiere und Pflanzen gezeigt. Prunkstück hier ist ein eigens angefertigtes Wengerthäuschen. „Man geht hier einmal durch den Weinberg bis zum Genuss des Weines“, sagt Judith Szulczynski-Bajorat und zeigt auf eine umfangreiche Sammlung von Korkenziehern.

Im Flur geht es um Benninger Bürger und welche Spuren sie hinterlassen haben – sogar als Auswanderer. Neben der Entwicklung der Gemeinde am Neckar sind auch das Vereinsleben und die Kirbe thematisiert. Außerdem: Wer hätte gedacht, dass in den Rennwiesen einst Tabakanbau stattfand und im Ort Zigarren hergestellt wurden?

Info: Die runderneuerte Dauerausstellung wird am Sonntag, 18. Juli, eröffnet und kann voraussichtlich ab 12 Uhr und künftig zu den üblichen Öffnungszeiten sonntags von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden.