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Drei Millionen Euro angelegt – und nun futsch?

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350_0900_31163_Greensill239.jpg Foto: Sina Schuldt/dpa
Von der Pleite der Bremer Greensill Bank sind die Stadt Sachsenheim und der Zweckverband Eichwald betroffen

Sachsenheim. Noch am Donnerstag sah es so aus, als ob sich keine kommunale Verwaltung im Kreis Ludwigsburg in die Runde jener bundesweit rund 50 Städte und Gemeinden einreiht, die von der Pleite der Bremer Greensill Bank betroffen sind. Man habe lieber auf eine entsprechende Einlagensicherung und regionale Partner Wert gelegt als auf – vermeintlich – bessere Konditionen bei einer Privatbank, so der Tenor der von der LKZ befragten Rathauschefs (wir berichteten). Doch dann überrascht am Freitagmittag Sachsenheim mit einer Mitteilung, wonach nicht nur die Stadt selbst, sondern auch der Zweckverband Eichwald Gelder angelegt haben – insgesamt geht es um drei Millionen Euro. Offenbar wollte man der Veröffentlichung der eigenen Nachricht nicht vorgreifen lassen.

Demnach hatte die Stadt Sachsenheim Anfang 2020 bei der Bremer Privatbank eine Einlage von einer Million Euro getätigt. Und der Zweckverband hatte im letzten Frühjahr insgesamt zwei Millionen Euro bei der Greensill Bank angelegt – auch für dieses Viererbündnis, an dem noch Oberriexingen und Sersheim beteiligt sind, ist die Stadt Sachsenheim verantwortlich, heißt es aus dem Bietigheimer Rathaus am Freitag.

Überrascht sind auch alle Beteiligten: „Die Anlagen erfolgten über einen Vermittler und entsprachen den geltenden Anlagerichtlinien der Stadt Sachsenheim.“ Holger Albrich, Bürgermeister und Zweckverbandsvorsitzender, sei zum Anlagezeitpunkt fest von der Liquidität der Bank überzeugt gewesen, heißt es in der Mitteilung. Und: „Die Greensill Bank wurde von Finanzanalysten zum Zeitpunkt der Anlagen mit einem guten Rating ,A-‘ bewertet.“

Ein gemeinsamer Anwalt?

Ob und gegebenenfalls in welcher Höhe ein finanzieller Schaden für die Stadt und den Zweckverband entstehe, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzbar, so Stadtsprecher Matthias Friedrich. Man sei nun mit weiteren betroffenen baden-württembergischen Kommunen im Austausch und strebe eine gemeinsame anwaltliche Vertretung an. Es würden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um den finanziellen Schaden so gering wie möglich zu halten.

Eine dieser Kommunen liegt nicht weit entfernt: Weissach, die Gemeinde teilte das nach einer Medienanfrage am Dienstag mit. Hier könnte der Schaden gar 16 Millionen Euro betragen – ein Teil davon wurde erst im Herbst angelegt, zu einem Zeitpunkt, zu dem offenbar schon die Finanzaufsicht Bafin gegen Greensill ermittelte, was nun laut einem Bericht die Weissacher verärgert.

Es dauerte aber bis zum 3. März, bis die Bafin die Bremer Greensill-Bank AG, eine Tochter des australisch-britischen Geldhauses, wegen drohender Überschuldung mit sofortiger Wirkung schloss. Insgesamt geht es nun um eine Schadenssumme von 3,6 Milliarden Euro, von denen etwa 500 Millionen Euro wegen fehlender Einlagensicherung nicht abgesichert sind. Davon sind vor allem die Städte und Gemeinden betroffen, die – anders als Privatanleger – bei einer Bankinsolvenz seit 2017 keinen Anspruch mehr auf Ausgleich aus der Einlagensicherung haben. Die Finanzeinlagen der Kommunen sind unterschiedlich hoch. Die Stadt Monheim am Rhein beispielsweise hat 38 Millionen Euro bei Greensill angelegt.

Für so manche Kämmerer war die Anlage attraktiv, bot Greensill doch ungewöhnlich hohe Zinssätze, Mengen (Kreis Sigmaringen) etwa legte drei Millionen Euro zu 0,6 Prozent an. Im Gegensatz dazu drohen größeren Anlegern durch die Nullzinspolitik andernorts gar Minuszinsen. Diese belasten oft ohnehin angespannte Haushalte, ohne dass Kommunen einen Gegenwert erhielten. Dabei sei man in der Verantwortung, möglichst kein Geld durch Negativzinsen zu verlieren, gleichzeitig aber die liquiden Mittel so sicher wie möglich anzulegen, heißt es in der Sachsenheimer Mitteilung weiter.