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Dreieckige Quadratur des Kreises

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Am Sonntag eröffnet Ausstellung „Formenwelten und Grafikbilder“ von Hans Karl Zeisel

Ludwigsburg. DITZINGEN. Tief im Bauhaus verwurzelt sei die Kunst, die er ab Sonntag auf Einladung des Kultur- und Kunstkreises Ditzingen in den historischen Räumen der Städtischen Galerie ausstelle, sagt der Typograf, Grafiker, Maler und Designer Hans Karl Zeisel. Tatsächlich vermitteln die 34 Exponate der Ausstellung „Formenwelten und Grafikbilder“ in ihrer von klaren Kanten beherrschten Formensprache und ihrer auf Primärfarben reduzierten Palette diesen Eindruck auf den ersten Blick.

Dennoch unterscheiden sich seine Bilder von denjenigen der Protagonisten der Konkreten Kunst, in denen Zeisel durchaus „geschätzte Vorfahren“ sieht. „Es ist tatsächlich so, dass Zeisel einen dritten Weg gefunden hat. Man denkt weder an (Max) Bill noch an (Anton) Stankowski“, hat sich Eugen Gomringer, der Begründer der Konkreten Poesie, über die Formensprache des in Korb ansässigen 67-jährigen Künstlers geäußert.

Unbefriedigt von seiner Beschäftigung mit der Abstraktion hat Zeisel, der nach seiner Ausbildung zum Schriftsetzer bei Klett an der Johannes-Gutenberg-Schule in Stuttgart Grafikdesign studiert hat und seit 1976 als Werbe- und Marketingfachmann selbstständig ist, kurz vor der Jahrtausendwende begonnen, sich auf das Gebiet der Konkreten Kunst zu beschränken und sich dabei in die grundlegenden Elemente der Geometrie vertieft. Kreis, Quadrat, Dreieck, die „Grundbausteine des Lebens“, so Zeisel, wurden zum Ausgangspunkt seiner künstlerischen Arbeit.

Indem er Fragmente dieser drei Grundformen übereinanderlegt, erhält er immer neue Figurationen, die sich alle ähneln, aber nie identisch sind. Nachdem diese „Formenwelt“ entdeckt war, habe er sich erstmal versichert, dass es sich dabei wirklich um eine Entdeckung handele: Nichts wäre für den Künstler mit den wachen blauen Augen fataler, als sich an einem Plagiat abzuarbeiten.

Seitdem die Eigenständigkeit und Originalität feststehe, forsche, spiele, experimentiere er mit dieser Synthese der reinen Formen, die kein Oben und Unten kennt: Mal bringt er einen Reigen seiner Figuren wie in „Dancing forms“ zum Tanzen, mal ordnet er sie in Reih und Glied an wie in „144 Formen rot-schwarz-positiv“, mal müssen sie sich wie bei „Three in the left corner“ gegen ihre Ursprungsformen behaupten.

Buchstäblich aus dem Rahmen fällt die dreiteilige, reliefartige Wandarbeit „Stella“ als einzige skulpturale Arbeit der bis zum 25. Juni zu sehenden Schau. In der Druckserie „Hundred forms“ dekliniert Zeisel weitere Möglichkeiten durch: Jeweils um ein Grad rotiert wiederholt sich einhundertmal dieselbe Form.

Hans Karl Zeisel, dessen Arbeiten derzeit auch im Rahmen der Ausstellung „Bauhaus in Ungarn“ in Stuttgart zu sehen sind, bringt die klare Kante in Bewegung, macht die Ecke rund, buchstabiert die Quadratur des Kreises.

Wie reizvoll die Möglichkeiten der Übersetzung seiner „Formenwelten“ in die Bereiche Architektur und Produktdesign sind, zeigt sein Teppich-Entwurf „Cosmarion“. Die daraus abgeleiteten Teppichdrucke „Sinking Form I und II“ sowie seine neuste Serie der „Unrounded Circles“, die auf einer durch einen einfachen Strich entstehenden Wahrnehmungstäuschung beruhen, runden die sehenswerte Ausstellung ab.

 

Info: Die Ausstellung „Formenwelten und Grafikbilder“ ist bis 25. Juni in der Städtischen Galerie Ditzingen zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag 16 bis 18 Uhr, Sonntag 14 bis 17 Uhr. Vernissage ist am Sonntag, 21. Mai, um 11. Uhr. Infos unter www.kultur-und-kunstkreis-ditzingen.de.