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Druckwelle von Vulkanausbruch auch im Kreis gemessen

Satellitenaufnahme des Vulkanausbruchs im Pazifik. Foto: AAP Image/Tonga Meteorological Services/dpa
Satellitenaufnahme des Vulkanausbruchs im Pazifik. Foto: AAP Image/Tonga Meteorological Services/dpa

„Es ist interessant, welche Kräfte da im Spiel sein müssen, dass man so ein Ereignis in Tonga bei uns in Deutschland messen kann“, sagt Jochen Drexel aus Ingersheim. Die Druckwelle des Vulkanausbruchs in dem südpazifischen Inselstaat am vergangenen Wochenende haben nicht nur Messgeräte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erfasst. Auch bei Hobby-Meteorologen wie Jochen Drexel hat das Ereignis in den Aufzeichnungen seine Spuren hinterlassen.

Wie der DWD berichtete, konnte nach der Hauptexplosion am Samstag die Druckwelle zuerst im Norden auf Helgoland, später im Süden im Meteorologischen Observatorium im bayerischen Hohenpeißenberg verzeichnet werden. Mit Hilfe der Luftlinie lasse sich die Geschwindigkeit der Druckwelle abschätzen. Sie habe etwa 1050 Kilometer pro Stunde betragen. Zum Vergleich: Ein Interkontinental-Verkehrsflugzeug fliegt mit einer Geschwindigkeit von 900 bis 1000 Kilometern in der Stunde.

Das Hauptbeben in Tonga erfolgte am Samstag um 17.14 Uhr Ortszeit, da war es in Deutschland gerade erst 5.14 Uhr. Die kürzere Luftlinie zwischen den beiden Ländern über die Nordpolregion beträgt rund 16 500 Kilometer, für die die Druckwelle bei der genannten Geschwindigkeit zwischen 15 und 16 Stunden benötigte. Und tatsächlich hat auch die Wetterstation von Jochen Drexel in Ingersheim im entsprechenden Zeitraum in der Nacht von Samstag auf Sonntag Auffälligkeiten registriert. Etwa um 20.30 Uhr zeigt sich innerhalb kurzer Zeit ein kleiner Anstieg des Luftdrucks von 1027,2 auf 1028,7 und damit um 1,5 Hektopascal (hPa). Danach fällt er leicht ab, bevor er sich wieder einpendelt. „Das ist ungewöhnlich und messbar, hat aber aktuell keine weiteren Auswirkungen für uns“, so der Wetterexperte. „Ein Sturmtief bringt größere Luftdruckänderungen.“

Zweite Welle sechs Stunden später

Nach Angaben des DWD sind aufgrund der geografischen Lage des Vulkans auch keine spürbaren Auswirkungen auf Wetter und Klima in Deutschland zu erwarten. Der DWD betreibt am Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg ein Vulkanaschezentrum. Es werde allerdings Wochen oder sogar Monate dauern, bis die Messgeräte Vulkanaschepartikel in der Atmosphäre identifizieren können.

Berichten zufolge waren beim Ausbruch des Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai Asche, Dampf und Gas bis in eine Höhe von 20 Kilometern geschleudert worden. Der unterseeische Vulkan, der vom Meeresboden 1800 Meter emporragt und 20 Kilometer breit ist, befindet sich 65 Kilometer nördlich von Tongas Hauptstadt Nuku’alofa. Vor der Eruption lag der Kessel direkt unter der Meeresoberfläche, sein Zentrum in 200 Metern Tiefe. Das Königreich im Pazifik ist in der Folge mit einer Ascheschicht bedeckt. Ein Tsunami, der sogar an weit entfernte Küsten in Japan, Alaska und Südamerika schwappte, richtete auf den Inseln wie berichtet erhebliche Schäden an.

Da sich eine Druckwelle von ihrem Ausgangspunkt ringförmig ausbreitet, hat die des Vulkanausbruchs Deutschland über die Erdkugel mehrfach erreicht. Zahlreiche Meteorologen berichten entsprechend von einer weiteren Auffälligkeit in den Messungen am frühen Sonntagmorgen, so auch Jochen Drexel: „Um 2.15 Uhr ist noch eine kleinere Delle in der Kurve.“ Die rund sechs Stunden dazwischen hatte die Druckwelle gebraucht, um die etwa 6000 Kilometer längere Luftlinie über die Südpolregion zurückzulegen.