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Ein Blick auf und hinter die Fassade

Neubau der Gemeinschaftsschule, die Schwieberdingen und Hemmingen gemeinsam führen. Die Kostenschätzung für das Projekt, zu dem auch die Sanierung des Bestandsgebäudes gehört, liegt aktuell bei mehr als 30 Millionen Euro. Foto: Holm Wolschendorf
Neubau der Gemeinschaftsschule, die Schwieberdingen und Hemmingen gemeinsam führen. Die Kostenschätzung für das Projekt, zu dem auch die Sanierung des Bestandsgebäudes gehört, liegt aktuell bei mehr als 30 Millionen Euro. Foto: Holm Wolschendorf
Die Modernisierung der Gemeinschaftsschule in Schwieberdingen wird weiter abgespeckt – das ist nicht das einzige Problem.

Schwieberdingen/Hemmingen. Jetzt geht es also an die Fassade der neuen Gemeinschaftsschule in Schwieberdingen, die gerade am Herrenwiesenweg entsteht. Während des Vergabewettbewerbs entschieden sich die Schulträger Schwieberdingen und Hemmingen für eine Gestaltung aus Holz mit vertikalen Latten. Dazu sollten sogenannte Lisenen kommen – schmale und leicht hervortretende Verstärkungen.

Allerdings wird das Programm nun heruntergefahren. Der Grund sind massive Kostensteigerungen, die den Neubau und die Sanierung des Bestandsgebäudes begleiten. Vor den Sommerferien riss das XXL-Projekt die 30-Millionen-Euro-Marke. Zunächst nisteten sich Zwergfledermäuse in der Fassade des Altbaus ein, die jetzt aufwendig umquartiert werden müssen. Mit Klangattrappen und einem etwa 60 Meter langen Kammersystem, das die Tiere in Richtung der benachbarten Grundschule locken soll.

38 Schüler aus der Ukraine sind schon da

Dann begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Die Konsequenz: Die Preise für Baustoffe explodierten. Dennoch stehen die Entscheidungsträger in Schwieberdingen und Hemmingen weiter einmütig zum größten Einzelprojekt in der Geschichte ihrer Kommunen – und suchen parallel nach Einsparmöglichkeiten.

Die sind jetzt an der Fassade gefunden. Die Lisenen sollen schmaler ausfallen. Die Verstärkungen für das Tragwerk werden von 30 Zentimeter auf 20 Zentimeter abgespeckt, wie es am Montagabend in Hemmingen in der Sitzung des gemeinsamen Verwaltungsverbandes hieß. Außerdem ist geplant, den Abstand der einzelnen Lisenen von 120 auf 240 Zentimeter an ausgewählten Wandflächen zu erhöhen. Nicht betroffen sein soll die Eingangsfront Richtung Herrenwiesenweg.

Die Kostenersparnis gibt die zuständige Projektgruppe mit etwa 91000 Euro an. Vorher hatte sie schon den Rotstift bei Fachklassen und Lehrküchen angesetzt, was eine Ersparnis von knapp 29000 Euro einbringt – ein Nasenwasser, das nicht dazu führt, das Vorhaben unter die Schwelle von 30 Millionen Euro zu drücken.

Viel einkömmlicher sind da die Zuschüsse, die Schwieberdingen und Hemmingen an Land ziehen können. Sie liegen bei fast 11,7 Millionen Euro und bewirken, dass auf die beiden Gemeinden noch 18,7 Millionen Euro entfallen.

Die Glemstalschule muss aktuell nicht nur die Bauarbeiten verkraften, die wohl bis ins Frühjahr 2025 laufen werden, sondern auch fast 40 ukrainische Schüler betreuen, die infolge des Krieges im Strohgäu gelandet sind. Die Schulleiterin Silke Benner sagt: „Die Situation ist schwierig.“ Viele ukrainische Schüler lernen offenbar schnell Deutsch und wechseln dann aus der Vorbereitungsklasse in den regulären Unterricht. Aktuell gelten aber auch vier Kinder als nicht alphabetisiert – die Tendenz ist steigend. Die Schule verfügt zwar über zwei Kolleginnen, die Russisch sprechen, nicht aber Ukrainisch. Unterstützung ist hier erwünscht. „Wir werden kreative Lösungen finden“, sagt Benner. Das gilt auch für den Sportunterricht, wenn die benachbarte Turn- und Festhalle wie angekündigt mit Flüchtlingen belegt werden soll.