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Eine Verlängerung der Weihnachtsferien ist unwahrscheinlich

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Nachdem Nordrhein-Westfalen mit der Verlängerung der Weihnachtsferien vorgeprescht ist, hat bisher allein Baden-Württemberg Interesse daran bekundet. In Ludwigsburg werden Schulen und Eltern abgefragt – dabei wird nach Recherchen der LKZ am Ende wohl alles bleiben, wie es ist.

Ludwigsburg. „Die Weihnachtsferien um zwei Tage zu verlängern, macht überhaupt keinen Sinn.“ Mathias Hilbert lässt keinen Zweifel, dass es mit ihm keine Änderung der Weihnachtsferien geben wird, dann wäre der letzte Schultag am 18. Dezember. Geht alles seinen normalen Gang, beginnen die Weihnachtsferien am Mittwoch, 23. Dezember. Und davon geht Hilbert aus. „Zu 99,9 Prozent bleibt es so.“ Die Schulleiter der Gymnasien weiß der Geschäftsführende Direktor und des Otto-Hahn-Gymnasiums hinter sich, aus gutem Grund, wie er sagt. „Sollen die vielen Berufstätigen dann Urlaub nehmen?“

Ludwigsburg hat eine Abfrage gestartet, in den Nachbarstädten wie Kornwestheim, Marbach oder Freiberg sei die Entscheidung längst gefallen. „Die Schulen bleiben offen.“ Ein buntes Kaleidoskop an Regelungen sei nicht im Interesse der Eltern und Schulen. „Und es fällt schon genug Unterricht aus.“ Hilbert, der nach eigenem Bekennen mit dem Regierungspräsidium telefoniert hat, führt ein weiteres Gegenargument an: „Es gibt dafür keine rechtliche Grundlage, nicht einmal einen Erlass.“

Denn den Schulträgern – also üblicherweise die Stadtverwaltung – hat Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) die Entscheidung und damit die Arbeit überlassen, ob sie ihren Vorschlag annehmen, die Ferien auf drei komplette Wochen auszuweiten. Zunächst hatte sie sich in Reaktion auf Nordrhein-Westfalens Beschluss, die Schulen schon zwei Tage früher zu schließen, dagegen ausgesprochen. Die Entscheidung hat eine Debatte ausgelöst, bisher jedoch hält sich die Begeisterung in Grenzen (siehe Faktenbox).

Zwei Tage mehr Ferien, so die Theorie, würde die Familien in eine Art „Vorquarantäne“ im eigenen Heim schicken. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass die Wahrscheinlichkeit, sich beim Weihnachtsfest gegenseitig anzustecken, bei weniger Kontakten mit Mitmenschen – in dem Fall wohl die Mitschüler – sinkt.

Dahinter stecken selbst bei oberflächlicher Betrachtung mehrere Denkfehler: Was tun berufstätige Eltern und Alleinerziehende, wenn ihre Kinder zu Hause sind? Zudem sind die Schüler nicht die einzigen, die das Virus in die Wohnung schleppen, das können auch ihre Eltern. Hilbert glaubt auch nicht, dass die Familien in der Vorweihnachtszeit brav zu Hause bleiben: „Es ist wahrscheinlicher, dass sie dann alle gemeinsam ihre Weihnachtseinkäufe machen.“ Damit wäre genau das Gegenteil erreicht. „Da gibt es dann mehr Kontakte statt weniger.“

Ein weiteres Hindernis, wie Bernhard Bleil betont: „Im Rahmen der verlässlichen Grundschule müssten alle 15 Grundschulen Ludwigsburgs an diesen Tagen trotzdem eine Betreuung anbieten.“ So müsste für diese Personal von 7 bis 17 Uhr bereitgehalten werden oder das Ferienbetreuungsmodell an der Schlösslesfeldschule mit großem Aufwand hochgefahren werden. Auch der Geschäftsführende Rektor aller Grund-, Förder-, Gemeinschafts-, Werkreal- und Realschulen hält nichts von einer Änderung.

Derzeit läuft eine Abfrage an allen 25 Schulen Ludwigsburgs bei den Schulleitern, die Elternumfrage via Beiräte ist schon abgeschlossen. Nach LKZ-Informationen haben sich lediglich 14 der 25 Elternbeiräte zurückgemeldet, eine Zwei-Drittel-Mehrheit hat sich gegen Verlängerung entschieden. Dass es nicht mehr Rückmeldungen gab, liegt laut Elternbeiräten auch daran, dass die Umfrage – mit Aufruf am vergangenen Freitag – „mit heißer Nadel gestrickt“ worden sei. Die Vorsitzenden hätten bis zum Abgabetermin am Mittwoch gar nicht die Zeit gehabt, ein Stimmungsbild bei den Elternvertretern der Klassen einzuholen, manche hätten einfach im Vorstand entschieden.

Was weiter aufstößt: Käme es zu einer Verlängerung der Weihnachtsferien, müssten für den 21. und 22. Dezember bewegliche Feiertage eingesetzt werden. Laut Mathias Hilbert kämen dafür 2021 der Karfreitag in den Osterferien (ein Brückentag) sowie der Brückentag am 14. Mai nach Christi Himmelfahrt (ebenfalls ein Freitag) infrage. Für Eltern, die hoffnungsfroh trotz Corona Urlaub gebucht haben, wäre dies kontraproduktiv. In jedem Fall führte es zum kleinteiligen tageweisen Wechsel von Schultag und Ferien.

Die Idee anderer Kommunen, während der zwei Tage in eine Art Testlauf des digitalen Unterrichts zu investieren, ist auch in Ludwigsburg angekommen. Diese Variante, bei der der Online-Unterricht entlang des Stundenplans stattfindet, hält Hilbert für attraktiv, warnt aber eindringlich davor, nur etwa die Gymnasien zu berücksichtigen. Bis dahin seien zwar die Endgeräte für die Schüler angekommen, die Möglichkeiten des Online-Unterrichts seien in den Schularten aber völlig unterschiedlich. „Das sollte einheitlich sein.“

Nach LKZ-Informationen soll am Freitag die endgültige Entscheidung fallen, wenn sich Schulen, Gesamtelternbeirat und die Stadtverwaltung als Schulträger abgestimmt haben.