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Fahren mit Strom wird interessanter

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Elektro-Bonus im Südwesten leicht im Aufwind – Kraftfahrzeuginnung: E-Auto-Förderung muss optimiert werden

Ludwigsburg/Stuttgart. Im Südwesten steigt das Interesse am Umweltbonus für Elektroautos: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) hat im Juni eine steigende Nachfrage verzeichnet – und zwar um 18 Prozent auf 1247 beantragte Fahrzeuge. Seit dem Start der Aktion vor vier Jahren im Juni 2016 genehmigte das Bundesamt für den Südwesten insgesamt 34.186 Förderungen. Genau 7377 Prämien flossen bisher im ersten Halbjahr ins Land.

Dabei halten sich die Zahlen für rein elektrisch betriebene Fahrzeuge und für Plug-in-Hybride fast die Waage, erklärt Michael Ziegler, Präsident des Verbands des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg. Zwei Förderungen habe es für wasserstoffbetriebene Wagen gegeben. Mit der neuen Förderung aus dem Konjunkturpaket werde es jetzt einen Umweltbonus-Schub geben, schätzt Ziegler. Der Umweltbonus beträgt bis zu 9000 Euro, davon steuern die jeweiligen Autoproduzenten bis zu 3000 Euro bei.

„Die Auswirkungen sind spürbar, Händler erfahren auf dem Elektrosektor eine höhere Nachfrage, die aber nicht alle Hersteller gleich befriedigen können“, sagt Ziegler. Daher komme es zu langen Wartezeiten bei bestellten Neufahrzeugen. „Dies führt dazu, dass die aktuelle, zeitlich begrenzte Mehrwertsteuersenkung bei vielen Kunden nicht mehr greifen wird, da viele Fahrzeuge erst nach Ende der Aktion ausgeliefert werden“, so der Präsident des Kfz-Handwerks. „Trotz isoliert betrachtet großer Steigerungsraten reden wir im Übrigen immer noch von einem kleinen Anteil der E-Autos unter den verkauften Autos“, betont Ziegler.

„Der Kauf sei noch lange nicht für jeden Kunden sinnvoll, auch wenn die erhöhte Prämie zunächst verlockend wirke, meint Michael Ziegler.

In der Region stellen zum Beispiel zwei Drittel der Autohäuser eine steigende Nachfrage nach E-Autos fest. „Das hört sich im ersten Moment gut an, aber es gibt zwei Haken. Interesse ist nicht gleich Kauf und Kauf ist nicht gleich Auslieferung“, sagt Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart. Wer jetzt ein E-Auto kaufe, könne nicht immer sicher sein, dass es auch an Weihnachten oder spätestens Silvester vor der Tür stehe. Und das wäre eine schöne Bescherung, weil am 31. Dezember die Mehrwertsteuersenkung ausläuft. „Und je später die Bestellung erfolgt, desto kritischer wird auch das für den 31. Dezember 2021 angesetzte Auslaufen der verstärkten Elektoauto-Förderung“, ergänzt Christian Reher, der Innungsgeschäftsführer. „Wenn die Politik einen Rat von uns annimmt, sollte sie beide Fristen um ein Jahr verlängern. Sonst dürfte das Thema nächstes Jahr ein Wahlkampfschlager werden“, meint Reher.

„Momentan gibt es Autohäuser, die sofort liefern können und solche, bei denen der Liefertermin hinter dem 31. Dezember 2020 und sogar nach den 31. Dezember 2021 liegt“, hat Torsten Treiber bei der virtuellen Delegiertenversammlung der Innung gesagt. Die Betriebe haben die Situation in einer Umfrage bestätigt: „Danach gehört ein Viertel der Befragten zu den Häusern, die E-Autos sogar ab Hof anbieten können“, fasst Innungsgeschäftsführer Reher das Umfrageergebnis zusammen. „Die Hälfte rechnet derzeit aber mit Lieferzeiten von sechs Monaten und mehr.“ „Kritisch ist zudem“, so Treiber, dass in etwas über fünf Monaten die Mehrwertsteuersenkung auslaufe. „Außerdem wird’s dann nichts mit dem Konjunktur-Wumms, der die Verkaufsbilanzen 2020 der Betriebe aus dem Coronatal holen soll. Die Kfz-Innung sieht deswegen „die Hersteller gefordert, mit ihrer Produktion dafür zu sorgen, dass unsere Häuser für den erwarteten Ansturm gewappnet sind.“

„Und die Politik sollte die Fristen überdenken, die von ihr gesetzt wurden, wohl ohne zu wissen, wie es in Produktion und Verkauf tatsächlich läuft“, so Reher. Die Zulassungszahlen bei den E-Autos seien nur bedingt aussagefähig, „weil wer keine Autos hat, kann auch keine verkaufen und zulassen“. Die Bestandszahlen „spiegeln nur die Vergangenheit wider, zeigen aber, welche Riesenlücken zwischen Wunsch und Wirklichkeit klaffen“, betont Treiber.

„Im Kreis Ludwigsburg sind derzeit 1948 E-Fahrzeuge und 1373 Plug-in-Autos gemeldet“, sagt Treiber mit Blick auf die Statistik. Verglichen mit dem Vorjahr ist das ein Zuwachs von fast 36 Prozent bei Elektroautos und über 66 Prozent bei den Plug-ins, aber wir haben im Kreis über 332.000 Wagen und in der Region 1,6 Millionen. Da müssen noch eine Menge Autos ausgewechselt werden.“ (dre)