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Fläche auf ESG-Gelände für legale Graffitis freigegeben

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Lurchine im Sportdress: Diesen Akzent hat Joy-Angelo Grillmayr auf der Graffiti-Wand schon einmal gesetzt.Foto: Holm Wolschendorf
Joy-Angelo Grillmayr verewigt in Kornwestheim Lurchi, den Rathausturm und eine Lokomotive – Jugendliche konnten am Samstag selbst zur Spraydose greifen

Ludwigsburg. Lurchi hat endlich eine Freundin gefunden. Zumindest auf dem Graffiti, das Joy-Angelo Grillmayr auf die neun Meter lange und drei Meter hohe Wand auf dem ESG-Gelände an der Jahnstraße gesprüht hat. Dort ist das Salamandermaskottchen gemeinsam mit einer Lurchine zu sehen, jede der beiden Figuren trägt ein Sporttrikot.

Der Fantasie freien Lauf lassen

Die knapp 20 Quadratmeter große Fläche ist mehr als ein Farbtupfer auf dem neugestalteten Spiel- und Sportgelände: Auf der noch blanken Rückseite können Jugendliche, die Spaß am Sprühen mit Farben haben, ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Karl Behnke vom Jugendreferat hatte die Idee, eine Fläche anzubieten, auf der ganz legal Graffitis entstehen können. Er betreut das ESG-Gelände neben seiner Tätigkeit im Familien- und Bewohnerzentrum pädagogisch.

Wer auf öffentlichen Flächen oder an Privathäusern Farbe aufsprüht, macht sich eigentlich strafbar. Schnell entsteht zudem ein hoher Schaden. Bei der Stadtverwaltung, die bereits zwei Bahnunterführungen mit Graffitis gestalten ließ, sei er jedoch sofort auf Zustimmung gestoßen, erzählt Behnke. Die Stadt hat die Wand aus Betonsteinen aufbauen lassen und trägt auch die Kosten.

Grillmayr war am Samstag noch damit beschäftigt, sein Kunstwerk zu vollenden, an dem er bereits viele Stunden zuvor gearbeitet hat. „Ich bin quasi auf dem ESG-Gelände groß geworden“, so der Malermeister und staatlich geprüfte Gestalter, der inzwischen in der Nähe von Esslingen wohnt. „Ich mag diese Industrieromantik“, sagte er mit Blick auf das angrenzende Gelände des Rangierbahnhofes. Grillmayr hat einige Anregungen, die Behnke geäußert hatte, künstlerisch umgesetzt. „Kornwestheim soll wiedererkannt werden“, hatte der Mitarbeiter des Jugendreferats sich gewünscht. So sind neben Lurchi und Lurchine die Umrisse des Rathausturms und eine Lokomotive zu sehen. Noch fehlt der Text auf dem Blatt Papier, das Lurchine in den Händen hält. „Play hard, but fair“, soll bald darauf stehen. „Ich finde es schön, dass die Vergangenheit des Geländes nicht in Vergessenheit gerät“, so Behnke. Das Terrain wurde früher vom Verein der Eisenbahner genutzt und ist in den vergangenen Jahren zum Sportgelände weiterentwickelt worden. Wie lange dieses gelungene Graffiti Bestand haben wird, weiß niemand. „Es ist kein Kunstwerk für die Ewigkeit, sondern nur temporär“, so Karl Behnke. Es sei durchaus vorstellbar, dass es im Laufe der nächsten Monate mit anderen Motiven übersprüht und verändert werde. Doch bei aller künstlerischen Freiheit: „Das ist keine Fläche für blöde Parolen“, betonte er. Seine Aufgabe werde darin bestehen, Graffitis mit gewaltverherrlichendem oder rassistischem Inhalt zu übertünchen.

Temporäres Kunstwerk

Doch erst einmal sind die Jugendlichen am Zuge: Sie sind am kommenden Samstag, 27. Juni, von 16 bis 18 Uhr eingeladen, in einem Workshop mit Joy-Angelo Grillmayr die Rückseite der Wand zu gestalten. Vorgestrichen hat er sie bereits. Eingeladen sind aber auch alle, die einfach nur zuschauen wollen, wie Graffitis entstehen. Ein Discjockey vom Jugendzentrum wird dabei für gute Partystimmung sorgen.