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Fließender Übergang bei Jugendhilfe

Eva Teufel ist die neue Leiterin der Jugendhilfe Hochdorf.Foto: Holm Wolschendorf
Eva Teufel ist die neue Leiterin der Jugendhilfe Hochdorf. Foto: Holm Wolschendorf
Eva Teufel hat zuletzt die Nachfolge von Claudia Obele als Leiterin der Jugendhilfe Hochdorf angetreten. Teufel arbeitet seit 2013 für die Einrichtung und findet funktionierende Strukturen vor. Dennoch ist in verschiedenen Bereichen Aufbauarbeit gefragt.

Remseck. Umkrempeln muss Eva Teufel in ihrer neuen Funktion als Chefin der Jugendhilfe Hochdorf nicht viel. Von ihrer Vorgängerin übernimmt sie funktionierende Strukturen, die Claudia Obele bewusst in enger Absprache mit den etwa 100 Mitarbeitern der Einrichtung entwickelt hatte.

An dieser Tradition will Teufel festhalten. Der Wertschätzung des Personals misst sie große Bedeutung bei, Vorstandsentscheidungen will sie „transparent“ vermitteln.

Die gelernte Sozialpädagogin hat ihre Wurzeln in der stationären Jugendhilfe. Nachdem sie 19 Jahre bei einer Jugendhilfeeinrichtung in Baden arbeitete, wechselte sie 2003 nach Hochdorf, wo sie als Fachleiterin des Selbstverständigungsbereichs und der ambulanten Gruppen sowie als Vorstandsreferentin tätig wurde.

Da sie die Jugendhilfe wie ihre eigene Westentasche kennt, muss sie sich in neuer Funktion nicht mit organisatorischen Fragen herumschlagen, sondern kann sich ihrer eigentlichen Aufgabe widmen: Den etwa 250 Kindern und Jugendlichen, die an über 20 Standorten im Landkreis Ludwigsburg stationär, teilstationär und in Gruppen betreut werden, möglichst gute und passende Unterstützung anzubieten.

In der Jugendhilfe habe schon vor Jahren ein Paradigmenwechsel eingesetzt, erklärt Teufel. Habe früher die stationäre Betreuung im Fokus gestanden, setze man heute auf flexiblere Modelle. So besuchen viele Jugendliche Tagesgruppen, kehren abends aber zu ihren Familien zurück.

„Manche brauchen jeden Tag diese festen Gruppenstrukturen, in denen sie den sozialen Umgang mit Gleichaltrigen lernen, andere besuchen die Gruppe nur zweimal in der Woche“, erläutert Teufel. Die Jugendhilfe hat erkannt, dass es förderlich für die Entwicklung ist, wenn Kinder und Jugendliche möglichst nicht von ihren Familien getrennt werden.

Deshalb haben die sogenannten flexiblen Hilfen an Bedeutung gewonnen. Pädagogische Fachkräfte leisten in den Familien selbst Unterstützung, die sich an die Jugendlichen, aber auch an die Eltern richtet. Für manche Kinder und Jugendliche sei aber nach wie vor die vorübergehende Unterbringung in stationären Gruppen der richtige Weg, so Teufel. „Es gibt Fälle, in denen eine Auszeit von der Familie angebracht ist, damit Kinder und Eltern nach einer gewissen Zeit wieder zueinanderfinden können.“

Sie wolle „auf allen Ebenen betreuungsorientiert“ arbeiten, betont sie, Jugendlichen und Eltern keine vorgefertigten Konzepte überstülpen. „Die Kinder und ihre Familien wissen am besten, was gut für sie ist und welche Unterstützung sie brauchen. Die Jugendhilfe muss sich am Bedarf der Familien orientieren.“ Bei der pädagogischen Arbeit komme es darauf an, „Ressourcen herauszukitzeln und zu stärken“.

Auch wenn die Strukturen klar geregelt sind, muss Teufel Aufbauarbeit leisten. Denn wie die Gesellschaft verändert sich auch die Jugendhilfe ständig. Derzeit etwa wird ein medienpädagogisches Konzept entwickelt, das Kindern und Jugendlichen, aber auch den Mitarbeitern Orientierung bieten soll. „Medien spielen eine immer größere Rolle im Alltag“, so Teufel. Grundsätzlich gehe es darum, junge Leute an einen verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Medien heranzuführen, auf Gefahren, aber auch sinnvolle Nutzung hinzuweisen.

Handlungsbedarf besteht auch, weil das soziale Miteinander in der Coronakrise gelitten hat. Die Jugendhilfe will mit ihren Schulsozialarbeitern und durch eine enge Kooperation mit dem Jugendamt dazu beitragen, in der Pandemie entstandene Belastungen aufzuarbeiten. Eine weitere Herausforderung ist das Budget. Die Einrichtung finanziert sich überwiegend aus Mitteln des Landkreises, denn in Deutschland ist die Jugendhilfe eine staatliche Pflichtaufgabe. Teufel befürchtet in Zeiten knapper öffentlicher Kassen allerdings steigende Bereitschaft, den Rotstift anzusetzen. „Die Jugendhilfe ist der falsche Bereich, um zu sparen“, sagt Teufel. „Die Jugendlichen sind das Potenzial unserer Gesellschaft.“