Dr. Jörg Frauhammer moderiert den Abend. Er macht die Zuhörer aufmerksam auf die außerordentliche Vielschichtigkeit des Programms. Mit „La mia Banda è differente“ wurde so eine spanische Komposition von Ferrer Ferran gewählt, die schon im Titel behauptet, anders zu sein. Das Kreisjugend-Orchester zeigt dabei seinen reifen Klangkörper aufs Beste. Und es deutet sich auch schon eine Stärke an, die bei Happy Trombones umso wichtiger wird: die Harmonie zwischen Orchester und Solisten. Sieben Posaunen prägen das Stück des Belgiers Rob Ares. Eine positive Dynamik erfüllt den Saal, wippende Beine und schwingende Oberkörper zeigen, wie sehr das Publikum mitgeht. Kreis- und Gemeinderäte, Landtagsabgeordnete, Eltern und Freunde der jungen Musiker, Blasmusikfans.
Liegt es am tragischen Ende, liegt es an dem Alter des Werkes? Titanic – eine dramatische Fantasie von Stephan Jaeggi – irritiert im Saal, fährt schwere Percussion-Schläge auf, fesselt mit den Stimmungen zwischen Euphorie und Panik. Der Luxus des Schiffsgiganten und die tödliche Kollision wurden eindrücklich in Szene gesetzt. Der Schweizer hat die Komposition mit nur 18 Jahren zehn Jahre nach dem Untergang des Ozeanriesen geschaffen. Kraftvoll und nachdenklich zugleich. Diese Spannung setzt das KJO bestens um.
Walzerkönig Strauß zeige, wie schön die Welt sein kann, hat ein zeitgenössischer Schriftsteller über Johann Strauß Sohn geschrieben. In Gerlingen wurde für diese Impression die Ouvertüre der Operette „Eine Nacht in Venedig“ gewählt. Die Verkleidungs- und Verwechslungskomödie erheitert auch im 21. Jahrhundert. Ein beliebter Klassiker also, mit überraschenden musikalischen Einfällen.
Die Solisten Maximiliane Schuh am Fagott und Felix Borkhardt an der Klarinette zeigen nochmals deutlich, welches Talent vorhanden sein muss, um ins Kreisjugend-Orchester aufgenommen zu werden. Es sind die besonderen Nachwuchsmusiker im Kreis, die weltweit im Einsatz sind als Blasmusik-Botschafter. Weil gerade die Blasmusik innerste Sehnsüchte aller Menschen anspricht. Das wusste auch der tschechische Komponist Julius Fucik. Für das Jahreskonzert wurde seine „Gardinenpredigt“ einstudiert.
Der Konzertabend begann mit amerikanischer Leidenschaft und endet mit einer US-Komposition: Second Suite von Alfred Reed. Die vier Sätze werden mit Klarheit, sicherem Rhythmusgefühl und angenehmen Klangkontrasten präsentiert. Herzlicher, lang anhaltender Applaus ist der Lohn für die beeindruckende musikalische Leistung. Er war überaus verdient.