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Ganzjährig schwimmen mit Traglufthalle

Schwimmkurse für Kinder sind beim SVL heiß begehrt und oft ausgebucht. Die Traglufthalle würde hier Entspannung bringen.Foto: SVL
Schwimmkurse für Kinder sind beim SVL heiß begehrt und oft ausgebucht. Die Traglufthalle würde hier Entspannung bringen.
Corona hat die Lage noch einmal dramatisch verschärft, Bäder sind geschlossen oder werden aus Finanznot ganz stillgelegt. Die Republik droht zu einem Nichtschwimmer-Land zu werden, warnt der Schwimmverein Ludwigsburg (SVL). Und macht für Ludwigsburg mit Nachbarstädten einen Vorschlag: Ganzjähriges Schwimmen in Hoheneck, ermöglicht im Winter durch eine Traglufthalle über den Becken.

Ludwigsburg. Laut einer Einschätzung der DLRG können in Deutschland weit mehr als die Hälfte aller Viertklässler nicht beziehungsweise nicht sicher schwimmen. Dazu der Schwimmverein Ludwigsburg: „Mag sein, dass es in Ludwigsburg nicht ganz so viele Kinder und Jugendliche gibt, die nicht schwimmen können. Der SVL mischt schließlich seit ein paar Jahren mit beim Schulschwimmen. In diesem Corona-Jahr sind allerdings viele Kurse ausgefallen, weil die Bäder geschlossen waren.“ Auch in Ludwigsburg fehlten Wasserzeiten für Schulen und Vereine und in manchen Nachbarkommunen sehe es noch schlechter aus.

Schüler aus Pattonville kommen mangels Wasserflächen zum Schwimmunterricht nach Ludwigsburg-Grünbühl ins Lehrschwimmbecken. Und im Lehrschwimmbecken in Neckarweihingen werden laut SVL auch Kinder aus Marbach und aus Oberstenfeld unterrichtet, da die Kapazitäten des Hermann-Zanker-Bades nicht ausreichen, so der Schwimmverein. Vor kurzem sei dieses als eines der größtes Problemkinder Marbachs im Energieverbrauch bezeichnet worden. Trotz angedachten Neubaus sei die Laufzeit längst ausgereizt, das Bad soll laut Stadtverwaltung so lange in Betrieb bleiben, bis für Ersatz gesorgt ist.

Das neue Campusbad in der Ludwigsburger Innenstadt als Becken für Schulen und Vereine ist weitestgehend ausgebucht. Der SVL lenkt den Blick auch nach Asperg und Schwieberdingen, die ihre Bäder schon vor längerem geschlossen haben, Neubau oder Sanierung stehen in den Sternen.

Der Ludwigsburger Schwimmverein sieht beim Blick in die Region einen Sanierungsstau und befürchtet, dass sich das Blatt hier angesichts Corona und der erschwerten Finanzlage der Kommunen nicht zum Besseren wendet. Auch das geplante Sportbad in Bietigheim sei bis auf weiteres vertagt worden, man setzte auf das in die Jahre gekommene Hallenbad in Bissingen und müsse dabei hoffen, dass es zu keinen weiteren Betriebsausfällen kommen möge. Die Liste ließe sich nach Ansicht des SVL um das Stadionbad in Ludwigsburg oder das Alfred-Kercher-Bad in Kornwestheim erweitern, die ebenso aus den 60er-Jahren stammen „und einer altersbedingten Generalüberholung entgegenstreben“.

Vielerorts fehlten Schwimmbäder für Schulen und Vereine, aber auch für den öffentlichen Betrieb, zieht der SVL ein Fazit. Und schlägt Ludwigsburg und den Nachbargemeinden ein gemeinsames Projekt vor. Geprüft werden solle, ob es machbar sei, eine große Traglufthalle über die beiden Becken des Hohenecker Freibads zu spannen und diese Möglichkeit gemeinsam zu nutzen.

Dann könnte das Bad ganzjährig geöffnet bleiben. Die zwei Becken böten „ungeahnte Möglichkeiten für viele Schulen in der gesamten Region und für die Vereine in der Stadt und im Umland“. Der Verein appelliert deshalb an Kommunen im Kreis: „Schwimmer und Kinder, die noch schwimmen lernen müssen, benötigen eine Perspektive, ein weiterer Ausfall von Wasserflächen wäre verheerend.“

Eine weitere, eindringliche Bitte des Clubs an die Stadt Ludwigsburg für einen ersten Schritt: „Öffnet das Freibad früher als sonst, etwa im März. Unter freiem Himmel sollte Schwimmen auch in Pandemie-Zeiten früher möglich sein als in den Hallenbädern, die womöglich noch länger geschlossen bleiben müssen.“ Und für den Herbst, wenn Corona hoffentlich eingedämmt sei, sollte schon jetzt das Projekt Traglufthalle intensiv und auch mit Blick über die Stadtgrenzen hinaus geprüft werden.

Eine nicht geringe Zahl anderer Städte in Deutschland betreiben ihre Freibäder mit Hilfe einer Traglufthalle ganzjährig. Stuttgart zum Beispiel seit Jahrzehnten mit dem Inselbad. Projekte gibt es auch Berlin, Elmshorn, Offenbach, Darmstadt, Bochum. Teils im Dauerbetrieb, teils um Bau- und Sanierungsmaßnahmen überbrücken zu können.

Eine Traglufthalle wäre im Vergleich zum Neubau eines Schwimmbades deutlich günstiger und es winkten zudem im Rahmen eines Förderprogramms möglicherweise Zuschüsse von Land und Bund, so der SVL. Vizepräsident Matthias Nagel: „Wir stehen mit unserer Expertise für Gespräche bereit, bieten zudem an, den Betreib eines solchen Bades bei Bedarf personell zu unterstützen.“