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Haare schneiden ohne Pause

Vor dem Schneiden werden die Haare mittlerweile immer gewaschen. Foto: Ramona Theiss
Vor dem Schneiden werden die Haare mittlerweile immer gewaschen. Foto: Ramona Theiss
Die Freude der Friseure über die Wiederöffnung wurde heute von der ihrer Kunden noch übertroffen. Bei ausgebuchten Terminkalendern war es gar nicht so einfach, einen Friseur für ein paar Minuten ans Telefon zu bekommen. Einer hat uns dennoch einen Einblick gewährt.

Kreis Ludwigsburg. Sylvia Metzger lehnt ihren Kopf nach hinten über das Waschbecken. Die Spitzen sollen geschnitten, die Frisur in Form gebracht werden. Das letzte Mal war sie Anfang Dezember beim Friseur, kurz vor dem Lockdown. Sich selbst die Haare zu schneiden, habe sie in dieser Zeit nicht probiert. „Gott sei Dank nicht“, wirft Friseur Marcus Krämer ein, „ich habe sehr treue Kunden.“ Früher war sein Salon in Steinheim montags geschlossen, nun arbeitet er seit 8 Uhr. Und eigentlich hätte er jetzt Mittagspause. „Ich habe richtig hingefiebert, wieder Haare in der Hand zu haben. Beim ersten Kunden bin ich sofort wieder drin gewesen“, sagt Marcus Krämer freudig. Während des Lockdowns habe er nur seinem Freund die Haare geschnitten. Der sei dafür regelrecht angefeindet worden, habe es dann ja aber immer erklären können.

Die Hygienemaßnahmen sind quasi die gleichen wie vor dem Lockdown: Händedesinfektion, Kontaktformular, keine Trockenhaarschnitte, kein Augenbrauenzupfen, keine Bartschnitte. Während früher bis zu neun Kunden gleichzeitig im Salon sein durften, sind es jetzt höchstens vier. Die Öffnungszeiten wurden entsprechend verlängert, das 7-köpfige Team in Schichten aufgeteilt. „Sonst kann man das gar nicht auffangen“, erklärt Marcus Krämer, warum er nun erneut auch montags geöffnet hat. Die Kunden werden abwechselnd in einem der zwei Bereiche des Salons platziert, damit im anderen gelüftet werden kann und keiner direkt im Luftzug sitzen muss. Außerdem war schon vor der Pandemie eine Klimaanlage mit Filter und Frischluftzufuhr vorhanden.

Zur Wiederöffnung habe ein Kunde eine große Tüte mit Schokolade mitgebracht. „Das fand ich sehr nett“, so Marcus Krämer. Am Tag davor habe er eine Postkarte mit einer Terminbitte im Briefkasten gehabt. „Da wurden sämtliche Kanäle benutzt“, ergänzt er und lacht. Als im Februar bekannt wurde, dass Friseure ab Anfang März wieder öffnen dürfen, hätten an den ersten beiden Tagen über 300 Kunden einen Termin vereinbart. Entsprechend ist Marcus Krämer nun bis Anfang/Mitte April ausgebucht. Einige Menschen, vor allem Männer, hätten dafür kein Verständnis. Er geht aber davon aus, dass sich das Ganze in sechs bis acht Wochen eingespielt haben wird. „Es freut einen ja auch, dass man gebraucht wird“, resümiert Marcus Krämer. „Die Kunden sind einfach dankbar, glücklich und zufrieden.“

Das bestätigt man auch bei Mira Schmitt Friseure in Tamm. „Die Leute freuen sich, vor allem was Farbe betrifft. Dass das jemand macht, der sich auskennt“, sagt Snezana Munoz am Telefon. Bei ihnen müsse man derzeit mindestens drei Wochen auf einen Termin warten.

Bei Supreme Hair Lounge in Marbach sind noch vereinzelt Termine frei. Es kann etwa noch ein Herr drankommen, während bei einer Frau die Farbe einwirkt. Eda Celik unterbricht kurz, um einen Termin einzutragen: „Die Kunden freuen sich alle, dass sie wieder zum Friseur können.“