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Erster Weltkrieg und Fronterlebnisse
Im Feindesland

An vielen Tagen passiert gar nichts in diesem Stellungskrieg, im Wechsel kommen die Soldaten auch in Dörfer hinter der Frontlinie. Es gibt Schießübungen, Paret geht spazieren, zeichnet gern und beobachtet die Landschaft. Er sammelt Nüsse, scherzt mit Schülerinnen, lernt auch ein Mariechen kennen. Er liest Goethes Faust und Abenteuerbücher wie „Kampf um Rom“, er lernt Arabisch oder beschäftigt sich mit einem wissenschaftlichen Werk über Pflanzenkunde.

Ludwigsburg. 29. Mai 1915

Niederburnhaupt: „Die Einwohner sind seit Neujahr fort. Nur Soldaten im Ort. Die Gärten sind mit Gemüsen angepflanzt. Vor meinen Fenstern schöne Träublesbüsche, Blumen und Rettigbeete im Vorgarten. Der Kirchturm ist merkwürdigerweise noch unbeschädigt. Einige Häuser von Granaten getroffen. Nur wenig Meter hinter unserer Stellung lebt man wie im Frieden.“

„Von Zeit zu Zeit schlägt ein franz. Geschoss in der Nähe ein. Um 9 Uhr Richtung Hartmannsweiler Kopf heftiges Maschinengewehr- und Infanteriefeuer, auch Artillerie schießt. Es dauert bis 10 Uhr. Man sieht Leuchtkugeln.“

 

1. Juni 1915

„Auf dem Bänkchen vor dem Haus gesessen. Vor einem Jahr noch mag hier nach Feierabend ein Bäuerlein mit seiner Frau gesessen haben. Kinder spielten, Hühner verzogen sich in den Stall. Heute nichts mehr davon. Ich und andere Soldaten wohnen in seinem Haus. Die Ställe sind leer, wüst, zum Teil zerstört, das Scheunentor verschwunden, vielleicht steckt’s draußen in den Laufgräben.“

 

5. September 1915

„Ich kann die schöne Natur gar nicht recht genießen. Krieg! Krieg! Ein Stück weit droben halfen wir zwei Dorfschönen Nüsse schütteln und auflesen. Das war eine Freude. Wie schön, dass man die jugendliche Begeisterung im Schützengraben nicht verlernt, wo man so vieles, alles entbehren muss.“ (bei Schlierbach)

 

16. Oktober 1915

„Drüben über der Wiese waschen Frauen am Bach, dabei spielen und schreien Kinder. Und wieder neigt sich ein Tag. An unserer Front ist es zwar ruhig, aber doch ist es eine schwere Zeit. Ich bin eigentlich zum Nichtstun verurteilt.“

 

5. Mai 1916

Abschied, Mariechen: „Sie steckte mir Blümlein an den Helm, sie umarmte mich, dann noch ein paar Abschiedsküsse. Auch mir wurde es schwer. 7 Uhr Antreten vor dem Dienstzimmer. Dann Abmarsch.“