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Kein Anschluss an diesem Bahnhof

Die S 4 fuhr gestern nicht wie gewohnt. Foto: Ramona Theiss
Die S 4 fuhr gestern nicht wie gewohnt. Foto: Ramona Theiss
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In Baden-Württemberg hinkt die Deutsche Bahn beim WLAN-Anschluss in den Bahnhöfen hinterher

Kreis Ludwigsburg. Bahnhöfe sollten eigentlich mehr sein als Ein- und Aussteigemöglichkeiten in Züge. Oft sind sie das aber nicht, und meist fehlt es an deutlich mehr als an digitaler Infrastruktur – aber eben auch daran, vor allem in Baden-Württemberg.

Der baden-württembergische FDP-Bundestagsabgeordnete Christian Jung (Karlsruhe-Land) hat jetzt in einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung nachgefragt, wie es mit der Verfügbarkeit von WLAN an deutschen Bahnhöfen aussieht und dabei enttäuscht konstatiert, dass Baden-Württemberg dürftig ausgestattet ist – obwohl es das Bundesland mit der dritthöchsten Zahl an Bahnhöfen und Haltepunkten nach Bayern und Nordrhein-Westfalen ist.

Im Kreis Ludwigsburg gibt es nach Auskunft der Bahn zwei Bahnhöfe, an denen die Bahn WLAN anbietet: Ludwigsburg und Bietigheim; in den anderen Bahnhöfen zwischen Kornwestheim und Kirchheim, Vaihingen und Marbach – Fehlanzeige. Bundesweit sieht es allerdings nicht viel besser aus; allein Hessen macht eine Ausnahme.

Insgesamt betreibt die Deutsche Bahn in Deutschland 5376 Bahnhöfe und Haltepunkte, davon 685 in Baden-Württemberg. Lediglich an 25 dieser knapp 700 Bahnhöfe bietet die Deutsche Bahn kostenloses WLAN an, einer davon ist Ludwigsburg, der als Bahnhof der Kategorie 3 gilt, und Bietigheim-Bissingen, Kategorie 2. (Bahnhöfe werden je nach ihrer Bedeutung, ihrem Reiseaufkommen und ihrem Serviceangebot in sieben Kategorien eingeteilt, früher „Bahnhofsklassen“ genannt. Daraus errechnen sich auch die Stationspreise.)

Die meisten mit WLAN ausgestatteten Bahnhöfe in Baden-Württemberg gibt es entlang des Rheins, in Stuttgart (Hauptbahnhof und Bad Cannstatt) und um Stuttgart herum; Waiblingen ist dabei, Echterdingen, Schorndorf und Ehningen.

Das Urteil des FDP-Abgeordneten fällt hart aus: „Internetwüste Baden-Württemberg: In lediglich 25 von insgesamt 685 Bahnhöfen und Haltestellen in Baden-Württemberg, die von der Deutschen Bahn AG betrieben werden, ist kostenfreies WLAN verfügbar. Das ist ein trauriger Anteil von gerade mal 3,6 Prozent und ein erneutes Armutszeugnis für die Deutschen Bahn AG und den Stand der Digitalisierung in Deutschland. In den übrigen Stationen müssen die Fahrgäste weiterhin auf ein ausreichendes Mobilfunknetz hoffen“, heißt es in der Pressemitteilung, die die Kleine Anfrage begleitet.

Ein neidischer Blick geht dabei in das nördliche Nachbarbundesland. Dass es auch besser geht, zeige Hessen: Von insgesamt 426 Stationen verfügen ganze 334 Stationen – also rund 74 Prozent – über einen kostenfreien WLAN-Zugang für die Fahrgäste.

Dabei sind zwischen 2017 und 2018 ganze 308 Stationen mit WLAN ausgestattet worden. Für die Bahn ein enormer Sprung, wenn man bedenkt, dass es im Jahr 2017 auch in Hessen erst sieben Bahnhöfe waren.

In Baden-Württemberg geht die Entwicklung nicht ganz so schnell. Von sechs Bahnhöfen mit kostenlosem WLAN im Jahr 2016 kletterte die Zahl auf zehn im Jahr 2017, auf zwölf ein weiteres Jahr später und schließlich auf 25 in diesem Jahr.

Umso schlimmer dabei sei, schreibt der Bundestagsabgeordnete, dass viele wichtige Bahnhöfe als Schnittstellen zwischen Nah- und Fernverkehr über kein WLAN verfügen und der Ausbau an weiteren Bahnhöfen mehr als schleppend vorangehe. Was die Frage des weiteren Ausbaus angeht, hält sich die Bahn bedeckt. Die Aktiengesellschaft – zu hundert Prozent im Besitz der Bundesrepublik Deutschland – lässt die Bundesregierung wissen, dass das WLAN-Angebot an ihren Verkehrsstationen „erweitert werden soll“; Details würden „derzeit erarbeitet“.

Auch was Baden-Württemberg angeht, gibt sich die Bahn schmallippig. „Wir werden nach heutigem Stand Ende September zum Thema WLAN bei der DB Neuigkeiten mitteilen“, heißt es auf eine Presseanfrage unserer Zeitung.

In Ludwigsburg hat die Stadt auch am Bahnhof kostenloses WLAN zur Verfügung gestellt, dieses Angebot aber 2018 für kurze Zeit wieder zurückgenommen, weil sich dort Gruppen von Jugendlichen getroffen hatten.

Wegen Corona gibt es inzwischen aber in der ganzen Stadt keine Hotspots mehr. Zu groß sei die Gefahr, dass sich dort größere Menschenmengen versammeln könnten und der Mindestabstand nicht eingehalten würde.