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Keine Zukunft ohne Investitionen

Eng, aber gemütlich: Der Schlosskeller ist ein beliebter Veranstaltungsraum, hat aber technische Mängel. Vor allem das Thema Belüftung wird nach Corona eine große Rolle spielen und vermutlich einige Investitionen erfordern.Archivfoto: Holm Wolschendo
Eng, aber gemütlich: Der Schlosskeller ist ein beliebter Veranstaltungsraum, hat aber technische Mängel. Vor allem das Thema Belüftung wird nach Corona eine große Rolle spielen und vermutlich einige Investitionen erfordern. Foto: Holm Wolschendorf
Handlungsbedarf beim Schlosskeller vor allem mit Blick auf die Belüftung – Hoffnung auf Veranstaltungen im Sommer

Marbach. Wenn die Kultur in den nächsten Wochen und Monaten wieder Fahrt aufnehmen kann, wird vieles nicht mehr so sein wie bisher. Darauf stimmte Melanie Salzer vom Kulturamt der Stadt Marbach die Stadträte im Verwaltungsausschuss ein. Vor allem für den Schlosskeller, einer bei Künstlern und Publikum gleichermaßen beliebten Location, sieht Salzer Investitionsbedarf. Mindestens eine neue Lüftungsanlage werde wohl nötig sein, um die Spielstätte erhalten zu können. Wie viel Geld die Stadt tatsächlich in die Hand nehmen müsste, ist aber noch völlig offen.

Schon in der Vergangenheit durften nur knapp 100 Zuschauer in den Schlosskeller, das aber aus Brandschutzgründen. Ob und wann der zwar gemütliche, aber gleichwohl enge Gewölbekeller in post-pandemischen Zeiten wieder betrieben werden kann, mag Melanie Salzer nicht prognostizieren. Man müsse prüfen, ob eine bessere Belüftungsanlage allein ausreiche. Das Problem sei die hohe Luftfeuchtigkeit im Schlosskeller, gegen die schon bislang mit einer Anlage gesteuert wurde; allerdings war das bislang immer nur in den Pausen möglich, „wegen der Geräuschentwicklung und weil es dann doch sehr schnell kalt wurde“. Marbachs Kulturmanagerin hofft inständig, die Spielstätte mit einem „überschaubaren Aufwand“ ertüchtigen zu können.

Dass der Schlosskeller als Veranstaltungsraum für Marbach unverzichtbar ist, steht für Melanie Salzer außer Frage, „denn auch die Künstler treten nicht überall auf“. So war in der Vergangenheit zum Beispiel der Liedermacher und Schauspieler Michael Fitz nicht damit einverstanden, alternativ die Gemeindehalle in Rielingshausen zu bespielen; die Musikerin Anne Haigis hatte laut Salzer nach einem der großen Kartennachfrage wegen in die Stadthalle verlegten Auftritt lieber auf Gage verzichtet und dafür wieder im heimeligeren Schlosskeller gespielt.

Insgesamt blickt die Kulturmanagerin „ein bisschen traurig“ auf das Jahr 2020 zurück, in dem zahlreiche Veranstaltungen der Coronapandemie zum Opfer fielen. Aktuell zeichnet sich mit sinkenden Inzidenzwerten ein Hoffnungsschimmer ab. Wenn die Entwicklung weiter positiv verläuft, könnte am 20. Juni in der Stadthalle der bereits zweimal verschobene Filmabend mit Corona-Clips der Marbacher Filmemacherin Sabine Willmann zu sehen sein, allerdings nur für maximal 100 Zuschauer.

Melanie Salzer hofft zudem, im Juli Kabarettnächte Open Air auf dem Burgplatz anbieten zu können, „das werden wir aber nur machen, wenn der Aufwand zu rechtfertigen ist“. Denn auch Kulturveranstalter werden wohl künftig Impfpässe prüfen oder sich den Nachweis negativer Coronatests zeigen lassen müssen, das werde den ohnehin schon höheren Aufwand mit coronakonformer Bestuhlung und weiteren Vorgaben noch erhöhen.

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen wird der dritte Anlauf für die Hölderlintage im Juli gestartet, die im Lesegarten des Deutschen Literaturarchivs über die Bühne gehen sollen; außerdem unterstützt die Stadt das Open Air-Kunstprojekt „Was man von hier aus hören kann“ der Schriftstellerin, Regisseurin und Choreographin Judith Kuckart Anfang August auf der Schillerhöhe. Im Herbst werden vor allem verschobene Veranstaltungen nachgeholt, überwiegend in der Stadthalle. Es sei jetzt äußerst hilfreich, dass die Stadthalle generalsaniert wurde und „umfänglich genutzt werden kann“, merkte Puls-Stadtrat Hendrik Lüdke dazu an.

Umfangreich saniert wurde in den zurückliegenden Jahren auch die Gemeindehalle in Rielingshausen, die nach Auffassung von Ortsvorsteher und Freie-Wähler-Stadtrat Jens Knittel eine höhere Kulturfrequenz vertragen würde; bislang finden in der Regel zwei Veranstaltungen jährlich dort statt. Als Ausweichquartier für den Schlosskeller diente er zudem die Kelter an, die auch unter Coronabedingungen gut genutzt werden könne.

Einen perspektivisch höheren Kulturetat – aktuell liegt er bei 35000 Euro jährlich, die Einnahmen nicht mitgerechnet – kann sich Susanne Wichmann (Grüne) vorstellen, zusammen mit einer besseren Verzahnung des Kulturprogramms mit dem neuen Tourismuskonzept. Mehr Veranstaltungen könnten auch Gäste locken, die in Marbach übernachten. Ob es sinnvoll ist, das Kulturprogramm 2021/2022 jetzt zu drucken, stellte Wichmann aufgrund der sich schnell ändernden Rahmenbedingungen infrage; da sei es besser, mit vierteljährlichen Vorschauen zu arbeiten und Informationen über die städtische Homepage und die Tagespresse zu verbreiten.