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Keltenmuseum: Günstige Gelegenheit für größere Pläne

Auch für das Prunkstück des Eberdinger Keltenmuseums, den Keltenfürst in der Grabkammer, sieht das Konzept eine digitale Variante und ein Hologramm vor. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Auch für das Prunkstück des Eberdinger Keltenmuseums, den Keltenfürst in der Grabkammer, sieht das Konzept eine digitale Variante und ein Hologramm vor. Foto: Holm Wolschendorf
Das 30 Jahre alte Keltenmuseum muss saniert, zudem soll das didaktische Angebot deutlich moderner und zudem ausgeweitet werden. Dafür hofft man nun auch auf einen Bundeszuschuss, der den Eigenanteil der Gemeinde von einer halben Million auf 350000 Euro reduzieren würde.

Eberdingen. Als Thomas Knopf, Leiter des Keltenmuseums, mit seinen Kindern das Stuttgarter Alte Schloss besuchte, war die Familie von der Sonderausstellung zu Schwertern ganz angetan, weil man diese Waffen dort unter anderem in einer virtuellen Projektion quasi in die Hand nehmen konnte. So etwas Interaktives hätte Knopf gerne auch für seine Einrichtung – doch das kostet Geld. Die Freude war deshalb groß im Juli, als das Land einen Zuschuss für das Keltenmuseum zusagte. Allein: Diese halbe Million Euro reicht, zusammen mit dem gleich großen Betrag der Gemeine Eberdingen, nicht aus, schließlich muss auch das Gebäude dringend saniert werden (wir berichteten).

Gibt es auch Geld vom Bund?

Unerwartet hat sich nun aber eine neue, bessere Fördermöglichkeit aufgetan: Der Bund würde 50 Prozent der geschätzt 1,4 Millionen Euro teuren Maßnahmen bezahlen, den Rest sich Land und Kommune hälftig teilen. Voraussetzung ist unter anderem, dass der Gemeinderat ein entsprechendes Konzept beschließt. Und das hat er in seiner jüngsten Sitzung auch getan, wenngleich es kritische Stimmen aus der SPD/Grünen-Fraktion gab, die sich aber vor allem wegen der anderen Verpflichtungen gerade für die Schulen sorgten. Ansonsten, so Veronika Wernstedt, seien die aktuellen Pläne eine günstige Gelegenheit.

Das mit rund 800000 Euro – plus Architektenhonorare – veranschlagte bauliche Konzept sieht vor, dass die Heizungs- und Lüftungsanlage sowie die Elektrotechnik im heutigen Medienraum, wo die veralteten Filme aufwendig gewechselt werden müssen, erneuert werden. Zudem wird die Glasfassade größtenteils ausgetauscht, weil die Temperaturen weder im Sommer noch im Winter erträglich sind; zudem dringt teils Wasser ein. Größte sichtbare Veränderung werden aber zwei Anbauten sein. In dem kleineren Anbau sollen Technik und Toiletten untergebracht werden, der größere ist an der Ostseite vorgesehen und soll als neuer Medienraum fungieren. Das sei zwar ein Eingriff in die Außenansicht, so Planer Andreas Lippeck von PlanKontor, andererseits aber die am weitest gefasste Lösung, die zudem keinen Eingriff in das Gebäude und den Ausstellungsbereich selbst oder in das Gehöft auf dem Freigelände erfordert.

Veränderungen soll es ebenso inhaltlich geben. „Es ist ein schönes Museum, aber es ist auch fast 30 Jahre alt. Und auch die Didaktik ist seit 30 Jahren fast unverändert“, so Knopf. Angesichts der gewachsenen Konkurrenz durch Museen wie etwa zu Kaffeemühlen oder Christbaumständern in direkter Nähe sei es dringend geboten, etwas zu tun. Im Auge hat er das Lackprofil eines Grubenhauses am Eingang, das nicht mehr gut erkennbar sei, ebenso die Werkstatt, die unbelebt wirke.

„Großes Potenzial“ sieht er auch in Angeboten für Kinder („Früher gab es Kuchen und ein paar Spiele, heute sind das alles Events“) und Schüler. Aktuell zähle man nur noch ein Drittel so viel Schüler wie vor zehn Jahren, was auch daran liege, dass die Kelten im Bildungsplan nicht mehr vorkommen. Im Museum könnte man etwa Geschichtsunterricht anbieten, mit einem neuen Film und virtuellen Angeboten. Dazu könnte man auch das Gehöft nutzen, das laut Knopf ebenfalls unbelebt wirkt, dank Augmented Reality und einem Tablet aber zur Kulisse für animierte Figuren und Erklärungen werden könnte. Bei der Umsetzung soll auch eine Fachkraft helfen, eine Teilzeit-Projektstelle ist in den 360000 Euro für den didaktischen Teil des Konzepts ebenfalls enthalten. Zudem will Knopf einen weiteren Förderantrag für digitale Einheiten in kleinen Museen stellen, bis zu 50000 Euro sind möglich.

Irritation über fehlende Infos vom Land

Dafür hat er aber noch ein paar Tage Zeit – anders als für die große Förderung. Die Frist dafür läuft Ende Oktober ab, eine Woche vorher will das Wissenschaftsministerium die Unterlagen haben, also einen Tag nach der Ratssitzung. Knopf und Lippeck haben das zwar geschafft – Bürgermeister Peter Schäfer zeigte sich dennoch nicht gerade erfreut über das Verfahren. Immer wieder habe man Kontakt mit einem Vertreter des Landes gehabt, und keine Hinweise bekommen, dass es vom Bund ebenso eine Förderung gibt – wovon ja wiederum auch das Land profitieren würde. Das habe man eher zufällig erfahren, als Schäfer immer wieder Unterstützung suchte, weil er Eberdingen im Nachteil sah – schließlich seien Besucherangebote an anderen Keltenfundorten von Land und Bund finanziert. Seine nicht gerade reiche Kommune dagegen trage alles allein und müsse jedes Jahr 100000 Euro zuschießen.

Bis März ist klar, ob es Geld vom Bund gibt. Schäfer ist zuversichtlich: „Wir liegen gut im Rennen.“ Und wenn nicht? „Das will ich gar nicht annehmen.“ Immerhin hätte man zumindest noch das Landesprogramm, die Pläne müssten dann auf Kosten von einer Million abgespeckt werden. Das Bundesprogramm ist zwar keine einmalige Sache – doch ob es in Coronazeiten 2021 wieder aufgelegt wird, ist fraglich, so Knopf. Aufgeteilt werden die 350000 Euro, die Eberdingen zahlen muss, aber ohnehin auf mehrere Jahre. Fertig sein soll alles bis 2023.