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Kompromiss sorgt für Verschnaufpause

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Mit der Einigung, den größten Teil der Südstadt-Kinder ein Jahr länger in der Sophie-Scholl-Schule einzuschulen, ist ein bisschen Dampf aus der Diskussion um die Schulbezirke gelassen worden. Doch es ist ein Burgfrieden: Im Herbst sind angesichts enger Spielräume und wachsenden Drucks erbitterte Diskussionen zu erwarten. Denn dann muss erneut umgeplant werden.

Ludwigsburg. Manches Mal sind die abschließenden Worte einer Diskussion, wenn alle wohlfeilen politischen Worte gesprochen, die Standpunkte erläutert und die Schilde gesunken sind und die ganze Spannung sich löst, die unvermittelt ehrlichsten. Am Mittwochabend kam diese Ehre, sicherlich unfreiwillig, der Ersten Bürgermeisterin Renate Schmetz zu. Nur einen Moment vor der – einstimmigen – Verabschiedung des Kompromisses in Sachen Schulbezirke sagte sie angesichts der zu erwartenden Diskussionen um eine erneute Evaluation im Herbst: „Wir werden dann wissen, wo es die Schmerzen gibt.“

Derer gibt es bereits jetzt schon viele – je nachdem, welchen Blickwinkel man einnimmt. Der größte Schmerz sicherlich: Die Grundschulen sind voll. Der Ganztagsanspruch – wenn auch noch nicht rechtlich eingemeißelt –, der Ludwigsburger Sonderweg – mit einem Geburtenreichtum, der 2017 seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte – und dazu noch Neubaugebiete wie nun Grünbühl und der Fuchshof: Die Grundschulen werden immer voller. Von Kitas und Sekundarstufe ganz zu schweigen.

Anbau an Oststadtschule fehlt

Größten Druck gibt es in der Oststadt, wo vor 15 Jahren der dringende Anbau der Oststadtschule an der Danziger Straße und 2020 erneut geschoben wurde. Was wiederum dafür sorgte, dass rund 20 Südstadt-Erstklässler den sehr langen 2,2-Kilometer-Schulweg zur Fuchshofschule auf sich hätten nehmen müssen. Wie berichtet, hatten die Eltern heftig protestiert. Ehrliche Worte in Sachen Kurzsichtigkeit hier von Grünen-Stadträtin Elfriede Steinwand, die mit ihrer Fraktion den – erfolgreichen – Antrag gestellt hatte, die Südstadt nicht der Fuchshofschule zuzuschlagen: Mit dem erneut gekippten Anbau Oststadtschule hätten die Stadträte „alle offensichtlich falsch entschieden. Das wird uns auf jeden Fall einholen.“

Den Schmerz teilten im Rund des Sozialausschusses alle. Denn eins ist klar: Bis auf die Fuchshofschule, die im kommenden Schuljahr mit vier Jahrgängen und rund 270 Schülern knapp dreizügig bleibt und Platz für sechs Züge hat, hat keine Schule mehr Spielraum. Das Neubaugebiet Fuchshof lässt hier den Vorsprung wie auch an der Oststadtschule schrumpfen, in Grünbühl kommt mit dem Neubaugebiet Grünbühl.living die gerade erst vergrößerte Eichendorffschule über die Grenze, die Sophie-Scholl-Schule in der Innenstadt „leidet“ an großem Einzugsgebiet und keinerlei Erweiterungspotenzial. Aktuell liegt die von Biregio prognostizierte Spitze bei den Kitakindern bei 2026/27, die der Schulkinder folgt entsprechend ein paar Jahre später.

Sinnvolle Lösungen forderte auch Johann Heer, der mit der FDP Transparenz zu Schüler- und Bedarfszahlen gefordert hatte – die nun mit der Diskussion um einen erneuten Zuschnitt im Herbst kommen sollen. Damit erklärte er sich einverstanden, um damit für den Herbst eine Diskussionsgrundlage zu haben.

Sicherer Schulweg als Prämisse

Wie auch Steinwand betonte Heer, „der sichere Schulweg ist so wichtig wie eine neue Einteilung“. Der jetzige Kompromiss, dass etwa fünf Südstadt-Kinder östlich der B27 ab 2022 an die Oststadtschule gehen, erspart diesen eine große Straße, die Robert-Franck-Allee allerdings bleibt. Auch hier will die Stadt noch Analysen zu Wegen bieten. Gabriele Moersch (FW) hat ausgerechnet, dass ein Kind aus der Südstadt für den Fuchshofschulweg 40 Minuten benötigte. Das könne man Kindern bei allem Zutrauen nicht zumuten. Sie verlangte „zeitnah Rückmeldung über den Stand der Gespräche“. Die SPD mit Alexandra Metzger begrüßte es, die B27 als Grenze zu nehmen, die eine „gefährliche Querung“ sei.

Von einem „vernünftigen Übergangskompromiss“ sprach CDU-Rat Claus-Dieter Meyer, der für Herbst, wenn Zahlen und von Biregio neu erstellte Prognosen diskutiert werden, heiße Debatten voraussieht. Die jetzige Satzung, die am Mittwoch im Gemeinderat verabschiedet wird, gilt nur bis 2023. Und wird so lange wie bisher nie mehr halten. Meyer: „Wir gucken trotzdem in die Glaskugel für die Jahre nach 2023.“ Die Zahlen und Bezirke müssten „immer wieder auf den Prüfstand“. Zur Befürchtung, es werde bei Neuzuschnitt viele Ummeldungen geben, sagte Bürgermeisterin Schmetz, der Ganztag an den Schulen schränke das Recht deutlich ein. Dem widersprach Heer: Individuelle familiäre Betreuungsmodelle spielten weiter eine große Rolle.

„Vertrauen auf gute Zusammenarbeit“

Die Eltern aus der Südstadt mit Andrea Wechsler an der Spitze zeigten sich mit dem Kompromiss zunächst zufrieden. Wie von den Fraktionen auch gab es seitens der Eltern Lob für die Verwaltung, die in direkte Gespräche gegangen war und Kompromissbereitschaft gezeigt hatte. „Wir vertrauen darauf, dass sich die Verwaltung gut vorbereitet und mit uns gut zusammenarbeitet.“ Das hat Schmetz für die neue Runde im Herbst zugesagt.