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Krebspatientin wartet 10,5 Stunden auf Krankentransport

Wer in Ludwigsburg auf einen Krankentransport wartet, muss derzeit teilweise viel Geduld haben. Archivfoto: M.Jenkins / stock.adobe.com
Wer in Ludwigsburg auf einen Krankentransport wartet, muss derzeit teilweise viel Geduld haben. Foto: M.Jenkins / stock.adobe.com
Unser Leser Reinhold Port und seine krebskranke Frau haben erneut schlechte Erfahrungen mit den Krankentransporten in Ludwigsburg gemacht. Auf eine Fahrt vom Krankenhaus nach Eglosheim mussten sie 10,5 Stunden warten.

Ludwigsburg. Zehneinhalb Stunden – von 12 Uhr bis 22.30 Uhr – hat eine Krebspatientin vergangene Woche auf dem Flur des Ludwigsburger Krankenhauses warten müssen. Der Grund: Bei den Krankentransporten gab es an diesem Tag offenbar gleich mehrere Probleme.

Eigentlich hätte seine Frau an diesem Tag eine Chemotherapie bekommen sollen, so Reinhold Port gegenüber unserer Zeitung. Da sie an diesem Tag aber zu schwach war, wurde die Therapie abgesagt und seine Frau um 12 Uhr nach Hause geschickt. Über die Integrierte Leitestelle des Landkreises kümmerte sich Reinhold Port um den Krankentransport zurück. Seine Frau ist sehr schwach und muss getragen werden. Auch die Treppen zur Wohnung schafft sie nicht mehr. „Und einen Aufzug haben wir nicht“, sagt Reinhold Port.

Das Problem: Der Krankentransport kommt an diesem Tag erst nach 10,5 Stunden Wartezeit. „So lange hat meine Frau auf dem Krankenhausflur auf einer Liege warten müssen.“ Das Personal dort habe sich aber fürsorglich um seine Frau gekümmert und sie mit Essen und Getränken versorgt. Die lange Wartezeit kann Port aber trotzdem nicht nachvollziehen. „Bis meine Frau zu Hause war, war sie vollkommen erschöpft.“ Dafür hat Port kein Verständnis, zumal für die Fahrt vom Krankenhaus nach Eglosheim fast 140 Euro berechnet werden.

Das Landratsamt bestätigt gegenüber unserer Zeitung, dass es zurzeit wie auch schon in der Vergangenheit leider solche Fälle mit extrem langen Wartezeiten gebe. Die Leitstelle vermittle die Einsätze aber nur. „Auf die zur Verfügung stehenden Kapazitäten im Krankentransport hat die Leitstelle keinen Einfluss“, betont das Landratsamt. Auch die Krankentransport-Dienstleister – zum Beispiel DRK, ASB oder Malteser – könnten darüber nicht allein entscheiden. Dafür sei der Bereichsausschuss für den Rettungsdienst zuständig, in dem Vertreter der Krankentransport-Dienstleister, der Krankenkassen, der Ärzteschaft und der Landratsämter sitzen.

Zudem, so das Landratsamt, hätten viele Hilfsorganisationen derzeit Personalmangel, weil zum Ende des Sommers viele Mitarbeiter in Ausbildungsberufe oder an die Hochschulen wechseln. Die Situation sei so angespannt, „dass stellenweise Krankentransportwagen aufgrund des Personalmangels stillgelegt werden müssen“. Dies sei auch in der vergangenen Woche der Fall gewesen. „Dieses Fehlen machte sich – bei an diesem Tag 200 Krankentransporten – nachteilig bemerkbar“, erklärt das Landratsamt nüchtern.

Und noch ein weiterer Punkt komme dazu. An fraglichem Tag habe es zehn Covidtransporte gegeben. Jeder für Covidpatienten genutzte Transporter müsse nach dem Einsatz desinfiziert werden. Die Desinfektionszeit beträgt laut Landratsamt jeweils 1,5 Stunden.