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Läuft? Keine Spur!

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Ludwigsburg leidet unter Dauerstau

Ludwigsburg. Beim morgendlichen Schwatz in Ludwigsburgs Firmen und abends beim Stammtisch gibt es derzeit ein Lieblingsthema: Wer stand mit seinem Auto am längsten auf dem Weg zum oder vom Arbeitsplatz? Dieses Pflichtprogramm wird gerne ergänzt durch eine weitere Kategorie, nennen wir es Kür, die viele Zusatzpunkte bringt: Wer hat im Labyrinth die besten Schleichwege entdeckt? Diese sind endlich: Zwar ist mit der Abelstraße eine der wichtigen Nord-Süd-Achsen wieder offen und sind mit der Gänsfußallee und der Markgröninger Straße zwei wichtige Ost-West-Verbindungen wieder befahrbar, dafür jedoch wird es mit den Baustellen an der Anschlussstelle Ludwigsburg-Süd und auf der Schwieberdinger/Friedrichstraße (siehe auch Text rechts) an anderer Seite richtig eng.

Schleichwege – und das ist bei dem Verkehrsaufkommen wohl die passende Bezeichnung – werden hier zur Belastung für Anwohner diesseits und jenseits von Schwieberdinger/Friedrichstraße und B27. Bis April 2021 soll der letzte von vier Sanierungsabschnitten gehen, auf einen Zweischichtbetrieb und eine offizielle Umleitung wurde wohl auch mangels Alternativen verzichtet. Die finden die Autofahrer dank Navi mühelos: Staus in Nebenstraßen der Süd- und Weststadt sind die Folge.

Große Baustellen wirken im weiten Umkreis auf den Verkehr

Unsere Karte zeigt einen Querschnitt der Staus in Ludwigsburg, wobei manche vor allem morgens, andere nachmittags auftreten. Es habe bisher jedoch nicht viele Beschwerden von Bürgern über die Dauerstaus gegeben, sagt die Stadt auf Anfrage unserer Zeitung. Das mag auch damit zusammenhängen, dass relativ klar ist, dass sich an dem Dilemma nicht viel ändern lässt. Wie berichtet, gibt es in der Stadt 60 bis 70 Baustellen pro Jahr, ein Drittel davon ist laut Verwaltung verkehrsrelevant. Hinzu kommt jetzt noch das Regierungspräsidium mit seiner Baustelle an der Anschlussstelle Ludwigsburg-Süd. Deren Sanierung der Markgröninger Straße, die vor kurzem mit neuem Belag wieder geöffnet wurde, macht nicht nur die maroden Hauptstraßen in Asperg noch auffallender, sondern sorgte für viel Ärger, weil die Umleitung den Verkehr in der Osterholz- und Talallee in der Weststadt zum Erliegen brachte und in einem großen Radius für riesige Staus sorgte.

Deutlich wird hier, wie sehr Ludwigsburg mit seiner B27 zentral ist für den Durchgangsverkehr. Tempo 40 erscheint hier vielen mittlerweile als Traum. Ludwigsburger wissen: Ist die Autobahn zu, geht auch auf der Stuttgarter und der Schlossstraße nur noch wenig – dies wird noch verstärkt durch die Busspuren, die andererseits aber das Volumen der Autos verringern. Das hehre Ziel der Ludwigsburger Verkehrspolitik, Durchgangs- und hausgemachten Verkehr zu trennen, findet hier seine Grenzen. Für Ludwigsburg hat zudem die Baustelle auf der A81 sowie der Dauerstau auf der B10 zwischen Schwieberdingen, Autobahnauffahrt Zuffenhausen und Stuttgart-Neuwirtshaus gravierende Auswirkungen, wie auch der Ausweichverkehr über die Anschlussstelle Ludwigsburg-Nord, weil die südliche Auf- und Einfahrt gesperrt ist. Das ist nicht neu, wie auch bei der Diskussion über den Nord-Ost-Ring immer wieder sichtbar wird: Verkehrspolitik hört an den Stadtgrenzen nicht auf.

Ludwigsburg hat neben seiner eigenen Autobahn, also der Bundesstraße quer durch die Stadt, noch ein weiteres Problem: Trotz Tempolimits, der Reduktion von Parkplätzen und Staus ist Ludwigsburg eine autoaffine Stadt. Was bleibt? Das Umsteigen aufs Fahrrad ist mit einem nur langsam wachsenden Radwegenetz nicht ohne weiteres möglich und durchaus mit Gefahren verbunden. Nicht nur mit dem durchaus erfolgreichen Tagesticket ist der Busverkehr da eine Alternative – allerdings nur dann, wenn es eine eigene Busspur gibt. Ansonsten gilt auch hier: Geduld wahren im Stau.

Die neue Online-Baustellenkarte der Stadt (unter www.ludwigsburg.de) soll einen besseren Durchblick durch den Baustellen-Dschungel schaffen, Kartendienste und insbesondere Navis sind da weiter: Sie bieten zwar keine detaillierten Infos zur Baustelle, aber einen aktuellen Stand der Staus – und zum Leidwesen der Ludwigsburger gleich noch die passenden Schleichwege dazu.