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Lesung mit Weinprobe: Spannung in Geschichten und Gläsern

Sommelière Sophia Schäfer und Autor Dieter Schedy sind zu Gast bei der Onlineveranstaltungsreihe unserer Zeitung. Ein Blick hinter die Kulissen gibt den Blick auf die Technik frei. Fotos: Holm Wolschendorf
Sommelière Sophia Schäfer und Autor Dieter Schedy sind zu Gast bei der Onlineveranstaltungsreihe unserer Zeitung. Ein Blick hinter die Kulissen gibt den Blick auf die Technik frei. Foto: Holm Wolschendorf
Nach der gelungenen Premiere im Sommer folgt nun am 24. November mit Sommelière Sophia Schäfer und Autor Dieter Schedy die Fortsetzung.Archivfoto: Wolschendorf
Nach der gelungenen Premiere im Sommer folgt nun am 24. November mit Sommelière Sophia Schäfer und Autor Dieter Schedy die Fortsetzung. Foto: Wolschendorf
Bei der Veranstaltungsreihe „Impulse digital“ unserer Zeitung liest Dieter Schedy aus seinen Felsengarten-Krimis – Sommelière Sophia Schäfer stellt passende Weine vor

Besigheim/Ludwigsburg. Als hätte man sie bei sich zu Hause zu Gast, verbreiten Sophia Schäfer und Dieter Schedy via Live-Stream Wohlfühlatmosphäre. Im Wechsel zu Passagen, die Schedy auf einem roten Plüschsofa sitzend aus dem zweiten Band seines Felsengarten-Krimis „Viertelesmörder“ vorliest, stellt die Sommelière der Felsengartenkellerei Besigheim verschiedene Getränke ihres Arbeitgebers vor. Dabei erweisen sich die vom Weinkenner Schedy verfassten Kurzgeschichten so prickelnd wie der von Schäfer präsentierte Secco. Die beiden Weinspezialisten zu dieser „Mörderischen Lesung“ zusammengebracht hat die Ludwigsburger Kreiszeitung, zu der auch der Neckar- und Enzbote gehört. Per Live-Stream ins Internet übertragen, verfolgen die Zuschauer die Lesung mit Weinprobe zu Hause auf dem Sofa. Wer sich zuvor ein Eventpaket mit den guten Tropfen der Kellerei und einem handsignierten Buch des Autors im LKZ-Lesershop geholt hat, kann die Veranstaltung nun nicht nur sehen und hören, sondern auch schmecken und fühlen, während man einen Schluck des Rebensaftes nehmend in Schedys Krimi mitblättert.

Dabei bilden Text und Wein eine Einheit. Goldgelb schimmert etwa der Grauburgunder in Sophia Schäfers Glas und einen eben solchen kostet auch die Protagonistin Sonja in Dieter Schedys Kurzgeschichte. Letzterer stammt aber offensichtlich nicht von der Felsengartenkellerei. Denn irgendetwas fehlt an ihm, stellt Sonja fest. Als Lebensmittelchemikerin hat sie die Lösung, wie sich der Grauburgunder ihres Walheimer Weinguts aufpeppen lässt, schnell gefunden: Mehr Aromen braucht es. Mit ein paar Extra-Tröpfchen in den Wein lasse sich der Mangel rasch heilen, einem Arzt gleich, der einem seiner Patienten Medizin verabreicht – so denkt Sonja. Doch der Schwindel droht aufzufliegen. Mit viel Lokalkolorit schildert Schedy das Unheil, das daraufhin ganz oben an der Besigheimer Himmelsleiter seinen Lauf zu nehmen beginnt.

Auch in Schedys nächster Kurzgeschichte wird die schönste Weinsicht zum Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Den Spannungsbogen aufs Äußerste gespannt, übergibt Schedy dann aber jeweils an Sophia Schäfer. Wer wissen möchte, wie die Kriminalgeschichten um Weinpanscherei, Prahlerei, falsche Weinexperten und Wasserklau im Wengert weitergehen, muss selbst zur Lektüre greifen.

Woher Aromen im Wein wirklich kommen, erklärt alsdann die Sommelière mit viel Fachwissen, aber dennoch auch für Weinlaien leicht verständlich. Im Falle des Grauburgunders aus der Terra-S-Linie der Felsengartenkellerei lagert ein kleiner Teil des Traubensafts für vier bis fünf Monate in Barriquefässern. „Diese Batonnage reicht aus, dass sich dieser fantastische Schmelz entwickelt“, erläutert Schäfer. Entscheidend sei auch, den Gärprozess von der spitzen Säure zur weichen Milchsäure am richtigen Punkt zu stoppen. Auf diese Weise werde aus Zitrus- etwa ein weiches Pfirsich-Aroma, bekomme der TerraS Muskateller seine „feine elegante Säure“ mit dem Geschmack exotischer Früchte im Abgang, nachdem zuvor eine „feine Fruchtnote mit ein bisschen Litschi“ der Nase geschmeichelt hat. „Aber letztendlich bleibt es ein Geheimnis, woher die Aromen kommen und wie sie entstehen.“ Doch einige Geheimnisse rund um den Wein lüftet Schäfer auch: Etwa wie das Mikroklima der Steillagen aus dem Zusammenspiel von Neckar und Weinbergmauern entsteht, woher der Rotwein seine Farbe bekommt und wie die Traubengröße das helle Rot des Trollingers beeinflusst.

Derweil würzt Schedy die Ausführungen der Sommelière mit manch einer Anekdote. Beispielsweise als Franzosen aus Besigheims Partnerstadt Ay erstmals Trollinger vorgesetzt bekamen und sich einer von ihnen beim Wirt beschwerte, dass dies doch kein Rot-, sondern ein Roséwein sei. Und wie dann das schwäbische Urgetränk schlechthin den Gästen doch so sehr mundete, dass sie auf dem Weg von der Gaststätte zu ihrer Unterkunft gestützt werden mussten.