Die gewöhnungsbedürftige U-Form des Anbaus ist dem Landschaftsschutz geschuldet. Ursprünglich sollte im Süden auf einer Baumwiese gebaut werden. Die ökologischen Untersuchungen ergaben jedoch, dass sich auf dem Grundstück geschützte Tierarten – Wendehals und ein Lurch – befinden.
Parallel hatte man die jetzige Baufläche in Richtung Tal und Parkplatz – ebenfalls eine Baumwiese – untersucht und diese Lösung mit den zwei Flügeln, die zum bestehenden Baukörper ansteigen, dann favorisiert. „So war es auch von der Logistik her einfacher“, betont Schmidtke. Die Abwicklung erfolgte über den Parkplatz, es musste nicht extra eine Baustraße angelegt werden. Die Natursteinfassade mit Muschelkalk passe sich gut in die Landschaft ein, findet Schmidtke. Und wenn die Erde nicht mehr braun, sondern alles eingegrünt sei, dann sehe es schön aus. Der Bau wurde übrigens während des laufenden Betriebs gestemmt, der allerdings auf 50 Prozent heruntergefahren wurde. „Ich kann ja nicht 48 Mitarbeiter für zwei Jahre heimschicken“, so Schmidtke. Die Seminare fanden nur in den von den Bauarbeiten entferntesten Räumen statt. In der Halle war außerdem eine Lärmschutzwand errichtet worden.
Das Zentrum des Hauses wurde ebenfalls mit neuem Fußboden modernisiert, eine neue Decke wird im Sommer eingezogen. Neu sind im Anbau auch die Doppel-Bowlingbahn und der Billardraum. „Die alte Kegelbahn war immer sehr ausgelastet, so wird es auch mit der Bowlingbahn sein“, ist sich Schmidtke sicher. Auch die Sauna und der Trimm-Dich-Raum dienen dazu, dass die Seminarteilnehmer keinen „Lagerkoller“ bekommen, wie es Schmidtke nennt. Der Eingangsbereich wird ebenfalls neu gestaltet.
Ende 2017, wenn alles fertig ist, ist das Haus behindertengerecht. Im neuen Anbau gibt es bereits einen Aufzug, im alten wird einer nachgerüstet. Die Investition von zwölf Millionen sei ein Signal für die Mitgliedsunternehmen, dass Weiterbildung nach wie vor unverzichtbar sei, aber auch für die Mitarbeiter, da das Haus nun wieder bessere Chancen in der Bildungslandschaft habe. „Wir setzen auch in Zeiten des Internets auf die Kombination von Präsenzseminaren und E-Learning. Wir sind überzeugt, dass wir uns gut schlagen werden“, so Schmidtke.
1963 wurde das Haus Steinheim vom Verband Südwestmetall eingeweiht, um eine Bildungsstätte zu schaffen für die überfachliche Weiterbildung. „Man hatte damals zwar gut ausgebildetes Fachpersonal, aber es fehlte den Meistern oder Betriebsleitern die Qualifikation als Führungskraft“, erklärt Schmidtke. Bewusst hatte man einen Standort außerhalb Stuttgarts gewählt, um Klausuratmosphäre zu schaffen.
Naturschutz war damals übrigens kein Thema, erst 1972 bei der ersten großen Erweiterung. Da war das Gebiet erst kurz vorher zum Landschaftsschutzgebiet erklärt worden. Das Haus auf dem Hügelsporn konnte wegen der beiden Flüsse nicht in die Breite erweitert werden, sondern es musste in den Berg hinein gegraben werden.