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Mit prominenter Patin im Einsatz für Vielfalt

Markgröninger Realschüler präsentieren das neue Siegel: Fast 93 Prozent sprechen sich für das Projekt aus. Foto: Andreas Becker
Markgröninger Realschüler präsentieren das neue Siegel: Fast 93 Prozent sprechen sich für das Projekt aus. Foto: Andreas Becker
Realschule Markgröningen ist nun „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ – Kickboxing-Weltmeisterin Deniz Batinli mit im Boot.

Markgröningen. Mazedonien, Afghanistan, Moldawien, Saudi-Arabien, Dänemark, Australien – der Reihe nach sprechen die Schüler der Markgröninger Realschule die Liste der Nationen ins Mikrofon, aus denen sie selbst, ihre Eltern oder Großeltern stammen. Ein offenes Klima an der Schule zu schaffen, ohne Gewalt, ohne Diskriminierung – darum geht es bei „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“.

Siegel ist auch ein Versprechen

Mehr als 300 Schulen in Baden-Württemberg haben sich inzwischen Vielfalt und Respekt auf die Fahnen geschrieben. Neu ist das Siegel also nicht, aber außergewöhnlich ist die Motivation an der Markgröninger Schule – Schulleiter Roman Kron schickt auf dem Festakt ein dickes Lob übers Mikrofon. Denn fast 93 Prozent der Schüler und aller Mitarbeiter sprachen sich für das Projekt aus. „Das ist überragend, ein wirklich ungewöhnlich hoher Wert“, sagt Andreas Haiß, Landeskoordinator des Netzwerks Aktion Courage, das als größtes Schüler-Netzwerk gegen Rassismus in Deutschland gilt. Gefordert ist ein Wert von mindestens 70 Prozent.

Die Lehrkräfte Lena Weller und David Eisele haben das Vorhaben initiiert. Wichtig ist laut Eisele, dass es nicht mit der Verleihung des Siegels endet: „Es ist keine Auszeichnung, sondern ein Versprechen, dass wir nicht nur Schule ohne Rassismus sind, sondern es bleiben.“

Sehr beliebt ist bei den Schülern etwa ein Anti-Gewalt-Training, so Sozialarbeiter Alexander Ghazali. Ergänzend dazu lädt Deniz Batinli Mädchen und Jungen ein, in die Fight Factory Batinli nach Möglingen zu kommen. „Ich musste nicht lange überlegen, ob ich Patin werde – ich wusste gleich, ich mach’s“, so die 24-Jährige. Auch in der Batinli-Kampfsportschule seien viele Nationen aktiv, Nationalsymbole aber wolle man nicht sehen, sagt Vater und Trainer Halil Batinli. Es gelte: „Wir sind alle gleich.“ Vorbehalte würden oft über die Eltern an die Kinder weitergegeben, habe er beobachtet.

Die Sportlerin hat unter den Mädchen und Jungen viele Anhänger. „Ich bin ein totaler Fan von dir“, ruft Ilayda der Kick- und Thaiboxing-Weltmeisterin aus Asperg zu. Batinli unterhält sich mit den jungen Leuten, für die Courage offenbar mehr ist als nur ein Lippenbekenntnis. „Das Siegel zeigt, wie vielfältig wir sind – und dass wir jeden akzeptieren, egal wo er herkommt“, sagt Leon unserer Zeitung. Das ist auch im Sinne des neuen Markgröninger Bürgermeisters Jens Hübner: „Rassismus hat in unserer Gesellschaft nichts verloren. Das Projekt wird keine einmalige Sache sein, sondern fortgeführt.“

Platzmangel beheben

Für Hübner ist die Siegel-Verleihung etwas Besonderes – sie ist einerseits der erste auswärtige Termin nach der Vereidigung vor einer Woche. Außerdem hatte Hübner die Markgröninger Realschule bis 2002 selbst besucht. „Ich bin tatsächlich seit damals das erste Mal wieder in dieser Schule, sonst habe ich sie nur von außen gesehen“, sagt er. Die gute Zusammenarbeit mit den Schulen wolle er fortsetzen. Eines der kommenden Themen: der Platzmangel, der auch nach der Schulsanierung besteht. Im Bestand wollen Stadtverwaltung und Schule Lösungen umsetzen, die etwas Luft verschaffen. Zum Beispiel sollen die Computerräume in den Keller umziehen, kündigt Schulleiter Kron an.