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Neues Stadtzentrum: Mit zwei Varianten in den Wettbewerb

Rathaus sanieren oder in einem neuen Haus der Bürger unterbringen? Die erste Phase eines städtebaulichen Wettbewerbs zur Gestaltung des neuen Freiberger Stadtzentrums soll Vorschläge für beide Varianten liefern. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Rathaus sanieren oder in einem neuen Haus der Bürger unterbringen? Die erste Phase eines städtebaulichen Wettbewerbs zur Gestaltung des neuen Freiberger Stadtzentrums soll Vorschläge für beide Varianten liefern. Foto: Holm Wolschendorf
Rathaus sanieren oder in einem Haus der Bürger unterbringen: Gemeinderat möchte beide Alternativen untersucht haben

Freiberg. Soll das alte Freiberger Rathaus saniert oder stattdessen abgerissen und mitsamt weiterer städtischer Einrichtungen wie Bibliothek und Kindergarten in einem neuen Haus der Bürger untergebracht werden? Diese Frage sollte der Gemeinderat beantworten, bevor ein städtebaulicher Wettbewerb für die Gestaltung des Areals ausgelobt wird, das durch den Abriss der alten Oscar-Paret-Schule frei wird. Zur dritten öffentlichen Debatte zu dem Thema am späten Dienstagabend gab es eine Richtungsänderung. Die Verwaltung formulierte einen Beschlussvorschlag, laut dem in der ersten Phase des Wettbewerbs nicht nur eine, sondern beide Alternativen betrachtet werden sollen. Erst danach müssten sich die Räte auf eine Variante einigen, bevor die nächste Runde des zweiphasigen Wettbewerbs startet. Dieser Vorgehensweise stimmten die Räte mehrheitlich zu. Sie verursacht allerdings Mehrkosten von 29000 Euro, weil sich dadurch das Preisgeld des Wettbewerbs von 96000 auf 125000 Euro erhöht. Einen Antrag der Freien Wähler, sich sofort für ein Haus der Bürger inklusive Rathaus auszusprechen, lehnte das Gremium mehrheitlich ab.

Einmal mehr beantwortete Erster Beigeordneter Stefan Kegreiß in einem mehr als 20-minütigen Vortrag alle jüngst aufgeworfenen Fragen der Gemeinderäte. So legte er in einer vergleichenden Bewertung der beiden Varianten dar, dass der Neubau eines Hauses der Bürger mit flexiblen und variablen Nutzungsmöglichkeiten höhere Baukosten, jedoch auch deutlich höhere Einnahmen mit sich bringen würde. So müsste die Stadt unter dem Strich bei einer Rathaussanierung samt Neubau der städtischen Einrichtungen 20,6 Millionen Euro finanzieren, bei einem Haus der Bürger inklusive Rathaus wären es 17,9 Millionen Euro. Kegreiß führte den Räten vor Augen, dass „in jedem Fall eine erhebliche Summe in die Räumlichkeiten des Rathauses und Bürgerservices investiert werden müsse“, egal ob Sanierung oder Neubau. Zudem sei das Zusammenfassen von Rathaus, Stadtbibliothek, Kinderbetreuung sowie Ausstellungs- und Begegnungsräumen in einem zentralen Gebäude wirtschaftlich sinnvoller, als sie auf mehrere zu verteilen.

Stadträte wollen „Stoppstellen“ benannt haben

Auf mehrfachen Wunsch einiger Stadträte wird man laut Kegreiß die Wettbewerbsteilnehmer dazu auffordern, „sich mit dem historischen gerundeten Fassadenelement am Rathaus gestalterisch auseinanderzusetzen“. Angesichts der Größe der Investitionsvorhaben baten einige Stadträte darum, etwaige „Stoppstellen“ zu benennen, die noch Änderungen in den Planungen ermöglichen. Kegreiß machte deutlich, dass es sich bei der zu treffenden Entscheidung um keinen Baubeschluss handelt. Änderungen im Planungsverlauf seien bis zum Baubeschluss möglich. Vor diesem werden außer der zweiten Phase des Wettbewerbs noch das Bebauungsplanverfahren sowie die Kostenberechnung durchgeführt.

Auf den Wunsch aus dem Gremium, die Neubauvorhaben im Zentrum nach den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) durchzuführen und diese Forderung bereits an die Wettbewerbsteilnehmer zu richten, sagte der Erste Beigeordnete, dass die Verwaltung davon ausgehe, dass die Planer dies als Selbstverständlichkeit betrachten und zudem ein Experte der DGNB als Preisrichter fungieren werde.

Freie-Wähler-Stadtrat Udo Schimke fordert Mut vom Gremium

Gleich zu Beginn der Aussprache machte Stadtrat Udo Schimke (Freie Wähler) seinem Ärger darüber Luft, dass innerhalb der ersten Wettbewerbsphase beide Varianten berücksichtigt werden sollen. „Da geht man sehr locker mit dem Geld um“, sagte er. Zudem sei das gesamte Thema „rauf- und runterdiskutiert“ worden. Er beschwor das Gremium, den Mut aufzubringen, für das Haus der Bürger samt Rathaus zu stimmen.

Elvira Kuhnle-Chmielnicki (OGL) begrüßte es dagegen, dass mit zwei Varianten in den Wettbewerb gegangen werden soll. „Wir können uns nicht vorstellen, was da für Ergebnisse herauskommen“, räumte sie ein. Ihr Fraktionskollege Harald Schönbrodt wiederholte seine Forderung, die Quartiersplanung nach der DGNB zu zertifizieren. Das sei auch noch zu einem späteren Zeitpunkt möglich, erwiderte Architekt Arne Fentzloff, der als Experte der Sitzung beiwohnte.

Stadtrat Dr. Thomas Baum (FDP) bescheinigte einem Haus der Bürger „mehr Möglichkeiten für die Zukunftsfähigkeit des Zentrums“. Auf die Mehrkosten von 29000 Euro könne man gerne verzichten. „Wir sind froh, mit zwei Varianten in die erste Wettbewerbsphase gehen zu können, sagte Sabine Geißer (SPD). Das liefere eine bessere Grundlage für eine Entscheidung. Das sah auch Steffen Rapp (CDU) so. Auf diese Weise ließen sich Vor- und Nachteile besser darstellen. Schließlich gehe es um „eine stattliche Summe“.

Bürgermeister stimmt gegen Verwaltungsvorschlag

SPD-Stadtrat Klaus-Peter Bakalorz regte an, den möglichen Deckel über die Autobahn mit in die Betrachtungen mit einzubeziehen. „Wir sollten planerisch den Blick so weit schweifen lassen“, sagte er. Man spiele tatsächlich mit dem Gedanken, sagte Architekt Fentzloff. Die Möglichkeit, den Deckel planerisch mit einzubinden, sei vorhanden.

Bürgermeister Dirk Schaible begründete unterdessen, warum er gegen den Verwaltungsvorschlag und für die Realisierung des Rathauses in einem Haus der Bürger stimmen werde: „Ich betrachte das Haus der Bürger als sinnvoller, alleine schon hinsichtlich der Synergien.“ Ein einzelnes Gebäude sei in der Unterhaltung nachhaltiger als mehrere. Die Sorge einzelner Räte, dass ein Haus der Bürger ein zu große Dimension haben werde, sah er als unbegründet an. „Es kann einfach nicht kleiner werden, wenn wir allein die jetzige Kubatur betrachten.“