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Personalmangel dämpft Freude

Auch Pfarrer Matthias Wirsching (links), Kleeblatt-Geschäftsführer Stefan Ebert (Zweiter von rechts) und Bürgermeister Dirk Schaible (rechts) sind zum Gratulieren gekommen. Foto: Andreas Becker.
Auch Pfarrer Matthias Wirsching (links), Kleeblatt-Geschäftsführer Stefan Ebert (Zweiter von rechts) und Bürgermeister Dirk Schaible (rechts) sind zum Gratulieren gekommen. Foto: Andreas Becker.
Kleeblatt-Heim „Kasteneck“ in der Freiberger Charlottenstraße feiert 30-Jähriges Bestehen – Nicht alle Wohnplätze belegt, weil Mitarbeitende fehlen

FREIBERG. Das Kleeblatt-Heim „Kasteneck“ ist ein fester Bestandteil der Stadtgesellschaft geworden. Als der 30. Geburtstag am Freitagnachmittag gefeiert wurde, war nur ein Wermutstropfen zu beklagen: Das Pflegeheim kämpft mit Personalmangel – derzeit können sieben Wohnplätze nicht belegt werden.

„Das Kleeblatt ist aus der Stadt nicht mehr wegzudenken“

Die Geburtstagsparty im Speisesaal des Kleeblatt-Heims lässt keine Wünsche offen. Zwar hat der erkrankte Zauberer Magic Thomas seine Teilnahme kurzfristig abgesagt. Dafür sorgt der angekündigte Akkordeonspieler für musikalische Stimmung. Stefan Ebert, Geschäftsführer der gemeinnützigen Kleeblatt GmbH, schneidet die riesige Kleeblatt-Torte an, es gibt Kaffee und Kuchen für alle – Bewohner und Gäste sind zufrieden.

Bürgermeister Dirk Schaible blickt auf die Anfänge seiner Tätigkeit in Freiberg zurück. Eine seiner ersten Amtshandlungen 2008 sei die Einweihung der Erweiterung des Pflegeheims gewesen. Seitdem sei er immer wieder gerne in die Charlottenstraße zurückgekehrt. „Das Kleeblatt ist aus der Stadt nicht mehr wegzudenken“, betont Schaible. Das liege nicht zuletzt am Kleeblatt-Konzept, das eine dezentrale Pflege vor Ort ermögliche. Heute ist das selbstverständlich. Doch bevor im Juli 1992 die ersten drei Kleeblatt-Heime im Landkreis Ludwigsburg eröffnet wurden, mussten Senioren in große, in der Regel weit von ihrem Wohnort entfernte Einrichtungen ziehen.

Das Kleeblatt-Konzept basiert auf einer damals neuen Strategie: Die Pflege sollte nun in kleinen Häusern vor Ort sichergestellt werden. Nicht nur in Freiberg – heute betreibt die Kleeblatt-Gesellschaft 26 Pflegeheime mit rund 700 Bewohnern, hinzukommen vier Tagespflegeeinrichtungen und ein ambulanter Dienst mit 600 betreuten Wohnungen.

Bürgermeister Dirk Schaible lobt die engagierten Mitarbeiter

Der Bürgermeister hebt ausdrücklich das Engagement der 45 Mitarbeiter des Freiberger Pflegeheims hervor, die 38 Bewohner rund um die Uhr betreuen und ein offenes Ohr schenken.

In der Coronakrise seien die Rahmenbedingungen in der Pflege nicht gerade einfacher geworden, räumt Schaible ein. Dafür seien die Probleme in den vergangenen zweieinhalb Jahren sozusagen mit dem Scheinwerfer beleuchtet worden. Nun gehe es darum, die richtigen Schlüsse zu ziehen. „Geld spielt eine Rolle, aber es geht auch um Wertschätzung und einen guten Ausgleich zwischen Beruf und Familie.“

Allerdings sind die Rahmenbedingungen offensichtlich noch nicht gut genug, um ausreichend Arbeitskräfte zu binden. Der Personalmangel mache sich bei allen Trägern bemerkbar, sagt Geschäftsführer Ebert, das sei in seinem Unternehmen nicht anders. Und so ist bei der munteren Geburtstagsfeier ein Wermutstropfen zu beklagen: Sieben Plätze des Kleeblatt-Heims sind derzeit nicht belegt, weil Mitarbeiter fehlen. „Das ist natürlich bitter“, meint Ebert. „Andere Unternehmen können Maschinen abstellen, wenn sie nicht genug Personal haben. Aber wir haben mit Menschen zu tun und leider keine andere Möglichkeit, als Betten zu blocken.“ Auch andere Kleeblatt-Heime seien komplett belegt, und die Nachfrage nach Pflegeplätzen groß. Ebert geht davon aus, dass sich die Situation zuspitzen wird. „Der Personalmangel ist eine ganz große Herausforderung.“

Abwechlungsreicher Job, großes Lernpotenzial

Der Geschäftsführer kritisiert, dass in den Medien zumeist im Zusammenhang mit schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhnen über den Pflegeberuf berichtet werde. „Dabei stimmt das gar nicht.“ Beim Kleeblatt etwa werde nach öffentlichem Tarif bezahlt. Der Job sei abwechslungsreich und biete großes Lernpotenzial. Ebert: „Wer in der Pflege arbeitet, bekommt von den Menschen ganz viel zurück.“