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Regionale Vielfalt auf einen Blick

Bei einer Feierstunde im Weinberg ist das Viertele obligatorisch.Foto: Ramona Theiss
Bei einer Feierstunde im Weinberg ist das Viertele obligatorisch. Foto: Ramona Theiss
Mit Verspätung wird die neue Aussichtsterrasse im Benninger Weinberg eingeweiht – Satter Zuschuss von der Region

Benningen. Ein Höhepunkt erwartet Wanderer, die auf dem neuen, etwa acht Kilometer langen Rundwanderweg zwischen Benningen und Freiberg unterwegs sind: In den Steillagen des Benninger Weinbergs hat die Gemeinde nach Entwürfen des Backnanger Planungsbüros Roosplan eine Aussichtsterrasse anlegen lassen, die gestern offiziell eingeweiht wurde.

Aus erhöhter Position bieten sich nun interessante Ausblicke auf die Neckarschleife. Auf die Benninger Silhouette natürlich, im Westen auf die Schillerstadt Marbach. Und in Richtung Südwesten taucht der charakteristische Hohenasperg am Horizont auf, weiter westlich die Hochhäuser im Bietigheimer Stadtteil Buch – es lohnt sich, den Weg in die Steillagen auf sich zu nehmen.

Weniger idyllisch ist die Aussicht, wenn sich der Blick nach unten auf den Fuß des Weinbergs richtet. Denn dort erstreckt sich das Gewerbegebiet „Krautlose“ mit seinen Anlagen und Hallen am Neckarufer. „Wir sind hier nicht irgendwo in den Alpen, wo man an einer solchen Stelle ausschließlich freie Natur sehen würde“, meint Bürgermeister Klaus Warthon, als er die Gäste der Feierstunde begrüßt.

Dafür habe das Panorama andere Qualitäten, denn es spiegele die Vielfalt des Ballungsraums Stuttgart wider. Zu dieser Vielfalt gehörten nun mal auch Unternehmen oder die S-Bahn-Trasse, sagt Warthon. Oder die neue Umgehungsstraße, die in einem knappen Jahr endlich freigegeben werden soll. „Von einem Aussichtspunkt in der Region Stuttgart aus wird man immer sehen, das hier auch gearbeitet wird.“

Die Arbeiten an der Aussichtsterrasse wurden schon im vergangenen November fertiggestellt, wegen der Pandemie konnte die Anlage aber erst jetzt eingeweiht werden. Was nicht heißt, dass die Stelle unentdeckt geblieben wäre. Schon bald trafen sich hier immer wieder junge Leute. Die hinterließen nicht unbeträchtliche Mengen an Müll, wie bereits kurz nach der Fertigstellung Gemeinderäte im Gremium berichteten.

Der Rat hat deshalb beschlossen, dass die Aussichtsterrasse nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr betreten werden darf. Die Verwaltung will noch ein Schild aufstellen, das auf dieses Verbot hinweist. Bürgermeister Warthon hofft allerdings, dass sich die jungen Leute nach der Coronakrise wieder verstärkt an anderen Stellen verabreden werden.

Auch die Kosten von 100000 Euro waren nicht unumstritten, räumt Warthon ein. Angesichts knapper Kassen wurde im Gemeinderat durchaus kontrovers diskutiert, ob die Kommune so viel Geld in ein nicht der unmittelbaren Daseinsvorsorge dienendes Projekt investieren soll. Die endgültige Entscheidung sei nicht einstimmig gefallen, erinnert sich der Bürgermeister. In der Neckargemeinde, in der die drei Gemeinderatsfraktionen grundsätzlich einvernehmlich zusammenarbeiten, hat das durchaus Seltenheitswert.

Erleichtert wurde die Zustimmung sicher durch die satten Fördermittel des Verbands Region Stuttgart (VRS), der das Vorhaben über seinen Landschaftspark Region Stuttgart mit 50 Prozent subventionierte. Seit 2006 seien etwa 260 Einzelprojekte bezuschusst worden, so der Verbandsvorsitzende Thomas Bopp. Ein reines Landschaftspanorama biete sich aber wohl nirgendwo, meint auch er. „Das können wir nicht leisten, die Industrie gehört in der Region einfach dazu.“