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Reichlich Essen, aber kein Personal

Etwa 30 bis 40 Schüler holen sich am ersten Tag in der OPS-Mensa ein Essen. Eltern bezahlen dafür fünf Euro. Fotos: Holm Wolschendorf
Etwa 30 bis 40 Schüler holen sich am ersten Tag in der OPS-Mensa ein Essen. Eltern bezahlen dafür fünf Euro. Foto: Holm Wolschendorf
Jonathan Haas (links) und Tristan Schnabel lassen sich ihr Essen in der Schulmensa schmecken.
Jonathan Haas (links) und Tristan Schnabel lassen sich ihr Essen in der Schulmensa schmecken.
In der neuen Oscar-Paret-Schule startete am Dienstag der Mensabetrieb. Doch lediglich rund 30 bis 40 Schüler genossen eine Mahlzeit des Caterers Kanteenie. „In den ersten Wochen ist das noch nicht repräsentativ“, sagte Schulleiter René Coels zur Eröffnung. Auf Dauer rechne man schon mit 200 bis 300 Schülern, die ein Mensaessen zu sich nehmen.

Freiberg. Dienstag, 13.15 Uhr, Mensa der Oscar-Paret-Schule: Mit knurrendem Magen kommen Tristan Schnabel und Jonathan Haas an die Essensausgabe. Sie halten ihre Chips an den Transponder und die Dame an der Theke weiß sofort: Beide erhalten eine geschnetzelte Putenbrust in fruchtiger Tomaten-Gemüsesoße mit Bio-Vollkornnudeln. Für Jonathan gibt es noch einen Kirschjoghurt, Tristan verzichtet darauf. Schnell haben die beiden einen Platz gefunden und genießen ihr erstes Mittagessen in der Mensa. Sie hätten sich alternativ für ein Goudakäseschnitzel mit Gemüse-Allerlei, Sahnesoße und Bio-Vollkornreis (vegetarisch) oder für ein Hühnerfrikassee mit Champignons, Erbsen und Reis (gluten- und laktosefrei) entscheiden können. Es schmecke „megagut“ und sei viel besser als das Essen im vergangenen Jahr in der Grundschule, sagte Jonathan. Auch Tristan fand das Essen sehr gut und freut sich wie Jonathan auf das, was da in den nächsten Wochen kulinarisch auf ihn zukommt.

Gegessen wird in zwei Schichten. Die erste beginnt um 12.15 Uhr. Dabei handelt es sich laut Schulleiter René Coels vorwiegend um Schüler, die noch Nachmittagsunterricht haben. Die zweite Schicht beginnt gegen 13.15 Uhr. Freilich essen in der Mensa auch diejenigen, die ihr Vesper selbst mitgebracht haben. Auch am Kiosk können sich die Kinder und Jugendlichen etwas kaufen, wobei der Andrang dort am Dienstag so heftig war, dass gar nicht alle bedient werden konnten.

Für Kanteenie, ein Unternehmen der Sander-Gruppe, war es schon eine Herausforderung, den Mensabetrieb in der neuen Oscar-Paret-Schule auf die Beine zu stellen. Schließlich erfolgte der Zuschlag durch den Freiberger Gemeinderat erst Ende Juni. Somit blieb dem Caterer nicht mal ein Vierteljahr Zeit für die komplette Organisation. Laut Martin Vogel, Bereichsleiter Schul- und Kitagastronomie bei Kanteenie, komme erschwerend hinzu, in einen Neubau einzuziehen, wo auch in der Mensa die komplette Infrastruktur von der IT bis zum eventuell noch fehlenden Elektrogerät neu geschaffen wurde. Das größte Problem hat das Unternehmen allerdings mit der Rekrutierung des Personals. „Wir konnten bislang noch keine Mitarbeiter gewinnen“, bedauert Vogel. Um den Start nicht zu gefährden, helfen jetzt sogar Gebietsleiter aus und arbeiten in der Mensa, bis geeignetes Personal gefunden ist. Vier bis fünf Personen werden künftig notwendig sein, um den Betrieb samt Kiosk, der auch weiterhin Milchhäusle heißen soll, zu stemmen.

Für den ersten Tag haben sich 30 bis 40 Kinder zum Essen angemeldet. Das werden in den nächsten Tagen und Wochen erfahrungsgemäß mehr, weiß Martin Vogel. Schließlich müsse es sich noch herumsprechen, dass Bestellung und Bezahlung des Essens ausschließlich nach Anmeldung der Eltern auf der Internetseite des Caterers möglich sind. 200 bis 300 Schüler sollen es künftig sein. „Da muss man noch viel kommunizieren“, sagt Vogel. Nach erfolgreicher Registrierung, Bestellung und Abbuchung des Geldes wird den Schülern ein Chip zugeschickt, mit dem sie zur Essensausgabe gehen. Dort werden fünf Euro vom Guthaben abgezogen und das bestellte Essen ausgehändigt. Bis 9 Uhr am gleichen Tag kann man das bestellte Essen noch stornieren, falls ein Schüler krank ist oder ein Fach ausfällt.

Kanteenie hat eine immense Erfahrung in der Schul- und Kitagastronomie. Laut Martin Vogel versorgt das Unternehmen deutschlandweit rund 190 Standorte mit täglich rund 20000 Essen. Im Landkreis Ludwigsburg ist die Oscar-Paret-Schule die erste Schule, mit der es zu einer Zusammenarbeit kam. Doch alleine in Stuttgart versorgt Kanteenie 20 Schulen mit Mahlzeiten. Dabei kommt das Cook-and-Chill-Verfahren (deutsch: Kochen und Kühlen) zur Anwendung. Dabei wird das in einer der 15 unternehmenseigenen Frischemanufakturen gekochte Essen mit Hochleistungskühlern in wenigen Minuten auf drei Grad heruntergekühlt. In diesem Zustand wird es zur Mensa gebracht und dort zur Ausgabe aufbereitet. „So wird das Produkt auf den Punkt fertig“, so Vogel. Das Essen für die OPS-Mensa wird in Wiebelsheim in Rheinland-Pfalz zubereitet.

Die Schüler können täglich aus drei verschiedenen Menüs wählen: ein vegetarisches, ein Vollkostmenü mit Fleisch oder Fisch sowie eines für Allergiker. Darüber hinaus können die Schüler auch stattdessen einen großen Salatteller haben. Als Dessert gibt es Obst und Milchprodukte. Fünf Euro haben die Eltern pro Essen zu bezahlen.

Wer kein Mensa-Essen bestellt hat, kann bei Bedarf auf das Angebot im Milchhäusle zurückgreifen. Da dieses allerdings noch nicht fertig ist, finden die Schüler den Kiosk an der zweiten Ausgabetheke in der Mensa. Cola und Energydrinks werden die Schüler als Getränke dort vergeblich suchen. Dafür können sie Wasser, Apfelschorle, Bionade und Kakao kaufen. Zum Essen erhalten sie am Kiosk gegen Bargeld belegte Brötchen aus Weizen oder Vollkorn, vegetarische Bagels mit Frischkäse sowie auch mal einen Fleischkäse- oder Schnitzelweck und diverse Süßigkeiten.

Brandalarm in der Mensa

Gleich am zweiten Schultag in der neuen Oscar-Paret-Schule ging es für die Schüler mächtig spannend los. Denn pünktlich zum Unterrichtsbeginn gegen 8 Uhr schlug die Brandmeldeanlage an. Innerhalb von knapp zwei Minuten verließen die rund 1400 Schüler vorschriftsmäßig das Gebäude und stellten sich an den beiden Sammelpunkten auf. Erst am Vortag bekamen sie von ihren Lehrern eingebläut, dass sie im Ernstfall die Freifläche vor der Schule an der Württemberger Straße beziehungsweise den Pausenbereich zwischen Schule und Autobahn aufsuchen sollen. Die Einweisung in das Flucht- und Alarmierungssystem war so erfolgreich und hat so gut geklappt, dass Schulleiter René Coels mächtig stolz war. „Die Schüler haben ihre Feuertaufe bestanden“, freute er sich. Und das weitestgehend ohne die Lehrkräfte, die zu dem Zeitpunkt größtenteils erst auf dem Weg zum Klassenzimmer waren. Sie gesellten sich dann bei den Sammelpunkten zu ihren Schülern.

Dampf verursacht Alarm

Unterdessen machte sich die Freiwillige Feuerwehr Freiberg daran, dem Brandalarm auf den Grund zu gehen. Die Ursache war schnell gefunden. Es handelte sich weder um einen Probealarm noch um einen dummen Schülerstreich. Der Verursacher war niemand anderes als der Caterer Kanteenie. Die Mitarbeiter nahmen erstmals den Dampfgarer in Betrieb. Offensichtlich, so Schulleiter Coels, waren die Brandmelder zu empfindlich eingestellt, so dass der aufsteigende Wasserdampf den Alarm auslöste. So konnten die Feuerwehrleute flugs wieder abziehen.

Sprechanlage defekt

Schulleiter Coels bemerkte bei der Gelegenheit, dass die Sprechanlage, über die er im gesamten Schulbereich Durchsagen machen kann, im Außenbereich nicht funktioniert. So suchte er eben beide Sammelpunkte persönlich auf, um Entwarnung zu geben und die Schüler samt ihren Lehrern wieder ins Gebäude zu schicken. Zwischen 8.20 und 8.30 Uhr waren alle Schüler wieder in ihren Klassenzimmern, und der Unterricht konnte beginnen.

Auch wenn die Schüler ihre Sache gut gemacht haben, wird es laut René Coels in den nächsten Wochen „auf jeden Fall“ noch einen Probealarm geben.