Und obwohl die großen Dekaden der Liedermacher von den Siebzigern über die Neunziger bis zum jüngsten Revival deutschsprachiger Sänger als Folie bei Wormser stets präsent bleiben, man also mal an Hannes Wader, mal an Funny van Dannen oder Bernd Begemann, mal auch an Philipp Poisel denken kann, überrascht er immer wieder aufs Neue: Unverhofft kommt das Happy End für ein altes Möbel in „Unbequemer Stuhl“, nicht von der Hand zu weisen die Tatsache, dass Jimi Hendrix Techno verpasst hat („Die Technik war halt noch nicht so weit“) im „Lied von der ewigen Ungleichzeitigkeit“, die schon so manchem die Liebe vermiest habe. Dass dies sein erstes, aber nicht sein letztes Konzert in Ludwigsburg war, gehört zu den vielen Gefühlen, die sein starker Auftritt hinterlässt.
Wiederholungstäter dagegen sind die danach auftretenden „Mal Zwischendurch“, sowohl hinsichtlich des Kronekellers als auch in Sachen Album: Nahezu komplett brachten Gitarrist Andre Laschet und Christoph Mack, der als Schlagzeuger auch Leadgesang beisteuert, nicht nur die Lieder ihres aktuellen Albums „Du gehst, du gehst“ zu Gehör, sondern hatten noch ein besonderes Geschenk im Gepäck: Weil Fetzer nicht nur als Veranstalter auf das Duo gesetzt, sondern sich auch mit einem signifikanten Beitrag an der Crowdfunding-Kampagne beteiligt hat, mit der „Mal Zwischendurch“ ihr zweites Album vorfinanziert haben, verabschiedeten sich die beiden sympathischen Mittzwanziger, nachdem sie das Publikum mit ihrem unbeschwerten Optimismus angesteckt, einen Shanty-Chor initiiert und die „kronische Stille“ gelobt hatten, mit einer eigens für den Ort geschriebenen Hymne. Wie bei Wormser gab es auch in ihrem Set Momente, in denen einem der Verdacht beschlich, dass manche Songs eines Tages größer werden könnten als ihre Urheber. Die Fetzerei ist auf dem besten Weg, zur Mine für musikalische Rohdiamanten zu werden.