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Rufe nach Landesgeld für Strohgäubahn immer lauter

Eine Strohgäubahn setzt sich in Bewegung: Bisher leisten der Kreis und die Kommunen an der Trasse die Finanzierung – jetzt soll sich aber auch das Land stärker engagieren. Foto: Ramona Theiss
Eine Strohgäubahn setzt sich in Bewegung: Bisher leisten der Kreis und die Kommunen an der Trasse die Finanzierung – jetzt soll sich aber auch das Land stärker engagieren. Foto: Ramona Theiss
Die Modernisierung der Strohgäubahn kostet den Kreis und die Kommunen entlang der Strecke mehr als 50 Millionen Euro. Jetzt ist die Grenze des finanziell Machbaren offenbar erreicht. Übernimmt das Land die Aufgabenträgerschaft und damit auch die Finanzierung?

Strohgäu. Das letzte große Abenteuer. So hat der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath das Eisenbahnwesen einmal beschrieben. Makurath ist einer, der es wissen muss. Für die SPD ist er verkehrspolitischer Sprecher im Stuttgarter Regionalverband, der die S-Bahn managt. Außerdem endet in seiner Kommune im Ortsteil Heimerdingen die Strohgäubahn auf ihrem Weg von Korntal über Münchingen, Schwieberdingen und Hemmingen.

Das Bähnle ist in den vergangenen Jahren mit saftigen Einsätzen des Kreises und der Anlieger, die sich in einem Zweckverband zusammengefunden haben, fit für die Zukunft gemacht worden. Sie haben die Strecke und die Bahnhöfe runderneuert, moderne Züge gekauft, eine Werkstatt gebaut, den Takt erhöht und die Betriebszeiten verlängert. Allein im kommenden Jahr müssen die vier Kommunen rund 1,8 Millionen Euro für die Unterhaltung und den Betrieb der Strohgäubahn aufwenden. Auf das Verbandsmitglied Hemmingen entfallen nach Angaben des Bürgermeisters Thomas Schäfer knapp 570000 Euro. Die Tendenz: steigend. Weil zwei zusätzliche Fahrzeuge angeschafft werden müssen und womöglich ein 15-Minuten-Takt gefahren werden soll. „Wir stehen mit voller Überzeugung zur Strohgäubahn“, sagt Schäfer unserer Zeitung. „Inzwischen müssen wir jedoch feststellen, dass die Grenze des finanziell Machbaren erreicht ist. Das haben uns auch die Gemeinderäte in den Mitgliedskommunen kommuniziert.“

Einen Ausweg haben die Projektpartner bereits ausgeguckt: Das Land soll in die Pflicht genommen werden und sich an der Finanzierung der Strohgäubahn beteiligen. Schon vor der Sommerpause haben Kreisräte wie der Asperger Jürgen Walter (Grüne) und der Markgröninger Rainer Gessler (Freie Wähler) Landrat Dietmar Allgaier aufgefordert, mit dem Land in Verhandlungen zu treten. Sie berufen sich auf einen Passus im Koalitionsvertrag, wonach das Land schrittweise seine gesetzliche Aufgabenträgerschaft für den Nahverkehr auf allen Eisenbahnstrecken wahrnehmen werde. Beispiele gibt es mit der Ammertalbahn zwischen Tübingen und Herrenberg oder in Südbaden einige.

Der Grünen-Politiker Walter befürchtet zwar, dass das „Land nicht Hurra schreien wird“ angesichts der großen Aufgaben, die vor ihm liegen, wenn es jetzt auch noch weitere Nebenbahnen wie die Strohgäubahn unterstützen soll. Allerdings gebietet das der Gleichbehandlungsgrundsatz. So sieht das jedenfalls der Landesvorsitzende des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Matthias Lieb, den Walter und Gessler zu Rate gezogen haben.

„Wir begrüßen die Unterstützung in dieser Sache“, heißt es dazu aus dem Kreishaus. Und: Der Landrat werde sich in dieser Angelegenheit jetzt an das Land wenden. Das könnte künftig die Aufgaben des Zweckverbandes Strohgäubahn komplett oder auch teilweise übernehmen – etwa die Verkehrsleistung, Unterhaltung und Betrieb der Infrastruktur oder Kauf der Fahrzeuge. Die genaue Ausgestaltung der Beziehungen ist wohl Verhandlungssache. Für investive Projekte auf der Strohgäubahn steuert das Land bereits Geld bei. „Bei den laufenden Kosten des Betriebs sind wir jedoch auf uns allein gestellt und müssen diese Kosten rein kommunal finanzieren“, so ein Sprecher des Landrats.

Dass der Kreis sowie die Städte und Gemeinden an der Trasse bei einem Einstieg des Landes bei der Strohgäubahn nicht mehr allzu viel zu sagen hätten, scheint keine abschreckende Wirkung zu haben. „Das Land ist ein kooperativer Partner“, sagt Walter, der „gern auf etwas Mitsprache verzichten“ würde, wenn künftig millionenschwere Zuschüsse fließen. Ähnlich äußert sich der Hemminger Schäfer, der für die CDU im Kreistag sitzt. „So sehr mir die Strohgäubahn ans Herz gewachsen ist, habe ich persönlich nichts dagegen, wenn sich das Land in der Pflicht sieht und die Aufgabenträgerschaft und damit auch die Finanzierung übernehmen will.“