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Sanieren oder neu bauen: Wie geht’s weiter mit der Feuerwehr?

Nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik: Schwieberdinger Feuerwehrhaus am Herrenwiesenweg. Foto: Andreas Becker
Nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik: Schwieberdinger Feuerwehrhaus am Herrenwiesenweg. Foto: Andreas Becker
Experten attestieren der Schwieberdinger Feuerwehr eine hohe Schlagkraft. Allerdings ist ihr Gerätehaus nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Die Gemeinde hat nun drei Optionen: Sanierung, Erweiterung oder Neubau.

Schwieberdingen. Nur einmal gelingt es der Schwieberdinger Feuerwehr im Jahr 2020 bei 24 untersuchten Einsätzen nicht, in maximal zehn Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort zu sein, der in diesem Fall an der Vaihinger Straße liegt. In den meisten Fällen beträgt die Besatzung der ersten Einheit zudem mindestens eine Staffel, was sechs Einsatzkräften entspricht. Für den Sachverständigen Sebastian Fischer ist das ein klarer Beleg dafür, dass die Schwieberdinger Truppe leistungsfähig und gut ausgebildet ist.

„Beim Personal können Sie einen Haken setzen“, rief der Pforzheimer Ingenieur mit Lehrauftrag an der Stuttgarter Hochschule für Technik dem Bürgermeister Nico Lauxmann und dem Kommandanten Jürgen Jonetzko im Gemeinderat zu. Lauxmann nahm den Steilpass gerne auf. „Wir haben eine sehr professionelle Feuerwehr, auf die wir stolz sind“, sagte der Rathauschef.

Die Mängelliste ist lang

Dennoch ist längst nicht alles in Butter, das deckt der jetzt aktualisierte Schwieberdinger Feuerwehrbedarfsplan auf. Sorgen bereitet den Fachleuten und der Kommunalpolitik der Zustand des Feuerwehrgerätehauses am Herrenwiesenweg. Die Mängelliste, die der Experte Fischer erstellt hat, ist lang: unzureichende Platzsituation, erhebliche Defizite im Funkraum und Führerhaus sowie im Lager, in der Fahrzeughalle und den Werkstätten. „Die Verhältnisse sind äußerst beengt“, sagt Fischer. Er kritisiert zudem, dass die Immobilie fremdgenutzt wird. Sie verfügt auch über eine Wohnung, der Saal werde ebenso vermietet. „Nicht zuletzt in der Pandemie war das ungünstig.“

Hinweise, dass die Schwieberdinger Kommunalpolitik beim Feuerwehrhaus aktiv werden muss, gab es in den vergangenen Jahren genug. Der Bürgermeister Lauxmann erinnerte schon vor seiner Wiederwahl im Oktober und in seiner jüngsten Haushaltsrede daran, dass in den Herrenwiesen nicht nur die Turn- und Festhalle, die Sporthalle und das geschlossene Hallenbad neu geordnet werden müssen, sondern auch die Feuerwehr. Im Gespräch sind nun eine Sanierung oder Erweiterung des Bestandes, auch ein Neubau ist nicht ausgeschlossen. „Das ist eine Frage der Wirtschaftlichkeit“, sagt der Fachmann Fischer. Antworten sollen eine Bestandsaufnahme und eine Machbarkeitsstudie inklusive einer groben Kostenschätzung liefern. Ziel der Gemeinde ist es, eine tragfähige Lösung für die kommenden 30 bis 40 Jahre zu finden.

Der Standort soll bestehen bleiben

Klar ist derzeit offenbar nur, dass die Feuerwehr weiter an einem Standort angesiedelt und nicht auf die Gemeinde verteilt werden soll. Lauxmann und sein Gemeinderat stehen wohl auch zum Herrenwiesenweg als Heimat der Feuerwehr. „Der Standort ist ideal“, sagt etwa die Grünen-Fraktionschefin Monika Birkhold. Auf eine große Standortdebatte scheint man in Schwieberdingen keine Lust zu haben. Wohin das führt, war vor Weihnachten beim Nachbarn in Möglingen zu erleben. Hier sorgte die Frage nach einer geeigneten Bleibe für die Feuerwehr für einen Bürgerentscheid, der letztlich aber die Position des Rathauses und der Politik stützte. Sie wollen ihr Feuerwehrdepot aus dem Ortskern auf die grüne Wiese an der Straße nach Stammheim verlegen.

Der Kommandant könnte bald hauptamtlich arbeiten

Das Schwieberdinger Feuerwehrhaus ist nicht die einzige Aufgabe, die der Sachverständige Fischer der Gemeinde mit auf den Weg gibt. Für neue Fahrzeuge, schätzt er, fallen in den kommenden zehn Jahren Investitionen in Höhe von rund 730000 Euro an, wobei Schwieberdingen mit Zuschüssen von fast 170000 Euro rechnen kann. „Darüber hinaus ist eine weitergehende Unterstützung in Verwaltungsangelegenheiten und bei der Gerätewartung nötig“, sagte Fischer im Gemeinderat. Zur Debatte könnte schon bald auch die ehrenamtliche Organisationsform stehen. Der Sachverständige: „Perspektivisch müssen Sie sich mit einer hauptamtlichen Leitung auseinandersetzen.“