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Spatenstich mit zwei Batmännern

Baustart im Batman-Dress: In Schwieberdingen beginnt am Donnerstagmittag die Sanierung und Erweiterung der Gemeinschaftsschule, die bis April 2025 abgeschlossen sein soll. Der Bestand und Neubau werden mit einem Steg verbunden (nächste Fotos). Die Bü
Baustart im Batman-Dress: In Schwieberdingen beginnt am Donnerstagmittag die Sanierung und Erweiterung der Gemeinschaftsschule, die bis April 2025 abgeschlossen sein soll. Der Bestand und Neubau werden mit einem Steg verbunden (nächste Fotos). Die Bürgermeister Thomas Schäfer und Nico Lauxmann werfen sich besonders in Schale. Foto: Andreas Becker, Visualisierung: Goldbeck (p)
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In Schwieberdingen hat am Donnerstag die Erweiterung und Sanierung der Gemeinschaftsschule begonnen. Das XXL-Projekt schlägt mit 28 Millionen Euro zu Buche. Doch es gibt Störfaktoren: Zwergfledermäuse und den Ukraine-Krieg.

Schwieberdingen. Der Schwieberdinger Rathauschef Nico Lauxmann und sein Hemminger Kollege Thomas Schäfer tragen am Donnerstagmittag zu ihren Sonnenbrillen schwarze T-Shirts. Sie zeigen eine Fledermaus und den dazu passenden Schriftzug in leuchtendem Gelb: Batman. Es ist ein historischer Tag für beide Gemeinden, denn in Schwieberdingen beginnt mit dem Spatenstich und Baggerbiss das größte Einzelprojekt, das die Kommunen jemals in Angriff genommen haben: Die Erweiterung und Sanierung der gemeinsamen Gemeinschaftsschule im Glemstal für rund 600 Schüler, die nach Lage der Dinge mindestens 28 Millionen Euro verschlingen wird.

Herauskommen soll ein Neubau in den Herrenwiesen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der über einen Steg mit dem Bestandsgebäude verbunden wird, für das ab Herbst 2023 eine Runderneuerung auf dem Programm steht. Als Highlights haben sich die Stuttgarter Baufirma Goldbeck Süd und der Architekt eine Holzfassade mit vertikalen Lamellen und bodentiefen Fenstern ausgedacht. Die Fertigstellung des Komplexes ist für April 2025 vorgesehen – wenn alles nach Plan läuft.

40 Zwergfledermäuse haben ihre Wochenstuben in der Fassade eingerichtet – jetzt müssen Lockstoffe und Klangattrappen her

Doch in der Vergangenheit ist nicht alles nach Plan verlaufen. Kurz vor Weihnachten finden Artenschützer rund 40 Zwergfledermäuse in der Fassade der Gemeinschaftsschule, die sich hier ihre Wochenstuben eingerichtet haben, und das Großprojekt verzögern und verteuern. Mit Lockstoffen und Klangattrappen sollen die streng geschützten Tiere nun bis Ende des Jahres ein Ersatzquartier beziehen – am besten in der benachbarten Grundschule. Der Hemminger Rathauschef Schäfer sagt über die T-Shirt-Aktion: „Wir wollen den Artenschutz nicht ins Lächerliche ziehen. Aber einen solchen Aufreger hätte das Projekt nicht mehr gebraucht.“ Zuletzt gingen Schwieberdingen und Hemmingen von Mehrkosten in Höhe von etwa 1,8 Millionen Euro aus. Jetzt werden es laut Lauxmann wohl weniger. Klarheit will er noch vor der Sommerpause haben. Die Runderneuerung des Bestands kann voraussichtlich erst ein Jahr später als erhofft angegangen werden.

Die Zwergfledermäuse sind nicht die einzigen Aufreger, die das Projekt seit sieben Jahren begleiten, damals geben Schwieberdingen und Hemmingen die erste Machbarkeitsstudie in Auftrag. Kurz danach platzt der Traum von einer gymnasialen Oberstufe an der Glemstalgemeinschaftsschule. Das sorgt für Wunden. „Das Aus wurde leider nicht von allen Seiten akzeptiert, und unzählige Diskussionen sowie fragwürdige Aktionen beschleunigten die angestrebte Erweiterung und Sanierung nicht“, so Lauxmann.

Die Schule bekommt eine Patenschaft für eine Brillenplattnase in der Wilhelma

Grünes Licht für das XXL-Projekt geben die Gemeinderäte der Kommunen schließlich im September 2021. Sie einigen sich zudem darauf, dass auf Schwieberdingen 60 Prozent und Hemmingen 40 Prozent der Kosten entfallen. Dazu akquirieren die Kommunen mehr als vier Millionen Euro an Bundesfördermitteln für die energetische Sanierung und gut sieben Millionen Euro aus der Schulbauförderung des Landes.

Dass ein halbes Jahr später eine russische Invasion in der Ukraine erfolgen würde, ahnt so gut wie niemand. Eine Konsequenz des Putin’schen Angriffskriegs: explodierende Baupreise. Vertreter von Goldbeck sprechen am Donnerstag von „turbulenten Zeiten“. Das Unternehmen steht bei seinen kommunalen Auftraggebern aber in der Pflicht – in den Verträgen ist ein Kostendeckel fixiert.

Aktuell rechnen die Projektpartner damit, dass der Rohbau für das neue Gebäude in den Herrenwiesen bereits nach den Sommerferien steht, die Fertigstellung dieser Immobilie peilt Goldbeck für September 2023 an. „Wir freuen uns, dass es jetzt losgeht“, sagt die Schulleiterin Silke Benner, bevor sie sich einen Helm auf den Kopf setzt, mit den Bürgermeistern und Auftragnehmern zu den Spaten greift und die ersten Stiche in die Erde vornimmt. Der Hemminger Schultes Schäfer klemmt sich noch ans Steuer eines Baggers. „Ein Kindheitstraum“, wie er verrät, den er sich schon einmal vor Jahren erfüllte, als in Hemmingen ein Familienfreizeitplatz angelegt wurde. Im Glemstal ist aber alles eine Nummer größer – das Vorhaben und die Baumaschine.

Für Benner und ihre Schulgemeinschaft gibt es am Donnerstag noch eine Urkunde, die der Schwieberdinger Rathauschef Lauxmann überreicht – unterzeichnet ist sie von der Wilhelma. Sie enthält eine Patenschaft für eine Brillenplattnase – eine Fledermausart –, die am 1. Juni beginnt und bis 31. Mai 2023 dauert. Lauxmann und Schäfer wollen, dass sich die Schüler so auch pädagogisch mit dem Thema auseinandersetzen. Zwergfledermäuse gebe es in der Wilhelma leider nicht.