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SPD-Spitze: Rückenwind aus dem Kreis für Lars Klingbeil

Lars Klingbeil und Saskia Esken könnten künftig die SPD anführen. Archivfoto: Kay Nietfeld/dpa
Lars Klingbeil und Saskia Esken könnten künftig die SPD anführen. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Parteipolitiker aus der Region sehen im derzeitigen Generalsekretär einen geeigneten Vorsitzenden – Trennung von Partei- und Regierungsämtern weiterhin befürwortet

Kreis Ludwigsburg. Dass der bisherige Generalsekretär Lars Klingbeil die SPD künftig gemeinsam mit Parteichefin Saskia Esken anführen will, kommt bei Politikern der Partei aus dem Kreis Ludwigsburg gut an. Nachdem der Co-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans Ende Oktober seinen Rückzug angekündigt hatte, sehen viele die Zeit für Veränderung gekommen – doch nicht allen gehen sie weit genug.

„Lars Klingbeil steht absolut in der Mitte der Partei und versucht, alle zusammenzuführen“, so die Einschätzung des SPD-Kreisvorsitzenden Macit Karaahmetoglu. Saskia Esken sei hingegen ein erklärter Teil des linken Flügels. Auch wenn er 2019 beim Mitgliederentscheid für den unterlegenen Olaf Scholz als Vorsitzenden gestimmt habe, sei aus heutiger Sicht eine gute Konstellation herausgekommen. Die Trennung von Parteiführung und Regierungsamt hält der Ditzinger, der im September neu in den Bundestag gewählt wurde, für einen Teil des Erfolgsmodells der SPD. Ob bis zur Wahl der neuen Führung auf dem SPD-Parteitag im Dezember noch weitere Bewerber ihren Hut in den Ring werfen könnten? „Man weiß es natürlich nie, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass andere vorpreschen“, so Macit Karaahmetoglu.

Dass die Lösung der Führungsfrage derzeit offenbar reibungslos vonstattengeht, ist ganz im Sinne des Juso-Kreisvorsitzenden Colin Sauerzapf aus Remseck. „Wir hatten es ja leider auch schon anders. Das bringt aber die Partei nicht weiter“, verweist er auf unruhigere Zeiten in der Vergangenheit. „Die beiden Vorsitzenden sollten keine Ministerämter übernehmen. Der SPD-Vorsitz ist ein Vollzeitjob“, will auch Colin Sauerzapf die Trennung der Ämter beibehalten sehen. Walter-Borjans und Esken hätten gezeigt, dass das eine gute Entscheidung war. Die Spitze habe wichtige Themen angegangen und einen guten Prozess in der Partei angestoßen. Dass Lars Klingbeil nach seiner wichtigen Rolle als Manager des Bundestagswahlkampfs nun höhere Verantwortung bekommen soll, freue ihn.

„Das ist eine gute Nachricht für die SPD. Lars Klingbeil halte ich für einen adäquaten Nachfolger“, stimmt dem auch Kreisrat Thomas Utz aus Murr zu. Der Generalsekretär mache auf ihn einen sehr ruhigen und wohlüberlegten Eindruck. Norbert Walter-Borjans’ Entscheidung, das Amt abzugeben, respektiere er. Saskia Esken habe ihr Amt allen Unkenrufen zum Trotz gut gemacht. „Ich wüsste daher nicht, warum man bei ihr über einen Wechsel nachdenken sollte“, so Thomas Utz. Und falls sich wider Erwarten doch noch weitere Kandidaten melden? „Das gehört zu einer Demokratie dazu“, so der Kreisrat.

„Dass sich Norbert Walter-Borjans zurückgezogen hat, finde ich in Ordnung“, sagt SPD-Regionalrätin Regina Traub. Er und Saskia Esken seien damals nicht die Lieblingskandidaten von allen gewesen. „Sie haben aber offensichtlich eine gute Arbeit gemacht und die Partei zusammengehalten“, so die Steinheimerin. Dennoch hätte sie sich auch vorstellen können, dass nun gleich beide den Vorsitz räumen und sich die Partei damit noch mehr erneuern kann. Doch für eine Übergangszeit sei es so sicherlich gut. „Lars Klingbeil ist für mich ein sehr guter Kandidat, der im Wahlkampf viel bewirkt hat“, findet auch Regina Traub.

Lob für die Personalie gibt es ebenfalls vom Hemminger SPD-Gemeinderat Wolfgang Stehmer: „Lars Klingbeil ist ein guter Mann. Ich wüsste keinen anderen, der in der Lage ist, das zu machen.“ Auch für ihn war Norbert Walter-Borjans einst nicht der Wunschkandidat Nummer eins. „Ich hatte Olaf Scholz gewählt, weil er mir damals schon gut gefiel“, so der ehemalige Landtagsabgeordnete. Aus dieser Zeit kennt er auch Saskia Esken. „Sie hat sich sehr gut gemacht und in den Dienst der Partei gestellt.“ Auch Wolfgang Stehmer empfindet es als positiv, dass der Führungswechsel bisher ruhig abläuft: „Die Leute honorieren es nicht, wenn man sich intern streitet. Bei Konflikten muss man aber versuchen, zu diskutieren.“ Dann solle man aber auch für die Bürger hinter der Entscheidung stehen.