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Tamm gründet eigene Stadtwerke

Netzwärme-Versorgung soll zügig ausgebaut werden – Förderung zugesagt

TAMM. Noch vor der offiziellen Stadterhebung im März gründet die Noch-Gemeinde Tamm bereits ihre eigenen Stadtwerke. Geschäftsführerin wird Kämmerin Fibi Yildiz. Zentrale Aufgabe der Gesellschaft mit beschränkter Haftung ist der Auf- und Ausbau eines Wärmenetzes. Dazu gehört auch die komplette Infrastruktur mit Leitungen, Gebäuden, Betriebseinrichtungen einschließlich deren Wartung und Verwaltungsaufgaben. Zuständig ist das Unternehmen auch für den Betrieb der Heizzentralen. Das Ziel ist, Wärme klimafreundlich und aus regenerativen Quellen zu produzieren und an die Allgemeinheit zu liefern.

Dazu zählen zunächst das Blockheizkraftwerk der Realschule und eine neue Heizzentrale im Rathaus, die beide noch mit Gas befeuert werden, und die zentralen Leitungen quer durch den Ort. In einem weiteren Zug ist die Anbindung an die Markgröninger Biogasanlage geplant. In weiteren Entwicklungsstufen könnten Solarthermieanlagen, Geothermie oder eine Holzhackschnitzelanlage für die nötige Energiezufuhr sorgen.

Zunächst soll das ganze Gebiet westlich der Bahngleise mit rund 6000 Einwohnern ein Angebot für die Netzwärme-Versorgung bekommen. Später könnten auch noch weite Teile jenseits der Schienen mit Netzwärme über die Heizzentrale in der neuen Grundschule versorgt werden: vor allem große Teile der Wohngebiete Nördlich Calwer Straße und Hohenstange mit zusammen geschätzt 4000 Einwohnern. Damit könnten sich mittelfristig fast 90 Prozent zentral mit umweltfreundlicher Energie beliefern lassen.

Schon bald sollen die Bauarbeiten beginnen. Denn die Zeit drängt. Kurz vor dem Jahreswechsel hat Bürgermeister Martin Bernhard und den Gemeinderat eine Förderzusage des Landes ereilt. Demnach wird der Ausbau der Versorgung mit Netzwärme im Rahmen des Programms „Klimaschutz mit System“ massiv unterstützt. Der Zuschussantrag lag bei einer Investitionssumme von insgesamt 1,5 Millionen Euro. 1,2 Millionen Euro wird der Staat übernehmen. Eine Zusage liegt vor. Aber nur unter der Maßgabe, dass das Projekt bis Ende 2022 abgeschlossen ist. „Diese günstige Gelegenheit mussten wir einfach ergreifen“, so der Schultes damals in einer Pressekonferenz.

In einem ersten Schritt werden fast alle öffentlichen Gebäude entlang einer Achse vom Schulzentrum parallel zur Bissinger Straße und der Bahnhofstraße vorbei am Bürgersaal und Rathaus ins alte Dorf mit Kelter, Bücherei, neuem Kindergarten und evangelischem Gemeindezentrum angeschlossen. Private Immobilieneigentümer entlang der Trasse können sich ebenfalls anhängen. Etwa 120 Gebäude sind es. Den Besitzern winken ebenfalls Zuschüsse von 30 bis 45 Prozent. Wie hoch der individuelle Aufwand ist, klärt eine persönliche Begehung. Ab 2025 muss laut Bundesverordnung sowieso jede neu installierte Heizungsanlage zu 65 Prozent mit regenerativen Energien betrieben werden.

Den Prozess plant und begleitet die Ludwigsburger Energieagentur. Anselm Laube und Raphael Gruseck von der Lea betonen, dass die nationalen Vorgaben zum Klimaschutz meist auf regionaler und lokaler Ebene umgesetzt werden. Mit dem Konzept der Netzwärme auf Basis von regenerativen Energiequellen sei viel gewonnen. 80 Prozent des privaten Verbrauchs entfalle auf Heizen und Warmwasserbereitung. Hier liege ein riesiges Potenzial. Den Vorsitz des Aufsichtsrats der Stadtwerke Tamm übernimmt von Amts wegen Bürgermeister Martin Bernhard. Dem Gremium werden außerdem neun Vertreter aus dem Gemeinderat angehören.