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Tempo 40 auf der kompletten B 27?

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„Die Zeit scheint reif zu sein.“ Die SPD hat den Antrag gestellt, nach der Innenstadt auch den B27-Abschnitt in Eglosheim ganztags auf Tempo 40 zu setzen. Der Vorstoß trifft auf Interesse bei den anderen Fraktionen – und bedeutete wohl langfristig Tempo 40 auf der kompletten B27. Zwiespalt in Eglosheim: Dies wäre das Ende für das bereits genehmigte Tempo 30 in der Nacht.

Ludwigsburg. Tunnel, Umgehungsstraße, Lärmschutzwand, Tempolimit: In Kürze ließe sich so der mittlerweile Jahrzehnte dauernde Kampf um Lösungen beschreiben, die die die B27 in Eglosheim entschärfen und die verkehrsgeplagten Eglosheimer zumindest in Teilen von Lärm und Abgasen befreien sollen. Realisiert wurde davon bekannterweise bisher nichts, das einst zurückgelegte Geld für den Tunnel war irgendwann verschwunden. Das Tempolimit indes habe derzeit gute Chancen, sagt SPD-Stadtrat Nathanael Maier. „Es gibt eine immer größere Akzeptanz für Tempo 40.“ Kein Wunder, ist der Verkehr auf der Nord-Süd-Achse der B27 doch erst auf 40 Stundenkilometer runtergebremst worden, wie auch in der Friedrichstraße. Der Grund für die vergleichsweise schnelle Entscheidung in Sachen Luftreinhalteplan: die Angst vor einem Fahrverbot mit überschrittenen Stickstoffdioxid-Messwerten. Das erklärt, warum nur bestimmte Abschnitte auf Tempo 40 gebremst wurden.

Tempo 40 den ganzen Tag in Eglosheim

Gemeinsam mit seiner Fraktion hat Maier den Antrag gestellt, nun auch die Frankfurter Straße in Eglosheim ganztags mit Tempo 40 zu belegen. Die Begründung: „Die B27 ist ein Flickenteppich an Regeln.“ Eglosheim ist für die SPD, die bereits vor Jahren einen Antrag auf Tempo 40 auf der dortigen B27 gestellt hat, die logische Folge. Maier: „In Eglosheim sollen tags und nachts unterschiedliche Geschwindigkeiten gelten“, das sei nicht nachvollziehbar. Das nächtliche Tempo 30 ist schon vom Regierungspräsidium genehmigt, muss aber nun in den Petitionsausschuss im Landtag, weil ein Bürger dagegen eine Petition eingereicht hat. Der Ausschuss hat vor drei Wochen getagt und zahlreiche Entscheidungen getroffen, der Eglosheimer Einspruch soll noch behandelt werden, so die Pressestelle des Landtags auf Anfrage, wann, sei jedoch unklar.

Der Wunsch nach einer einheitlichen Regelung stößt bei den anderen Fraktionen auf offene Ohren. Bereits am 18. Juni hatten mehrere Stadträte im Ausschuss für Mobilität, Technik und Umwelt (MTU) moniert, dass Eglosheim nicht in die Tempo-40-Regelung einbezogen werden. Mathias Knobloch, Fachbereichsleiter Mobilität, hatte damals auf die strengen Vorgaben des Regierungspräsidiums verwiesen. Am 16. Juni hatte Erster Bürgermeister Konrad Seigfried den Stadtteilausschuss Eglosheim noch beschieden, dass Tempo 40 auf der B27 tagsüber kein Thema sei.

„Einheitliche Regelung machte Sinn“

Wie sich zwei Tage später im MTU herausstellte, irrte er. Und so stößt der SPD-Antrag bei den anderen Fraktionen mindestens auf Verständnis, wenn nicht gar Zustimmung. „Eine einheitliche Regelung auf der B27 machte Sinn“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Herrmann. Die Fraktion habe darüber noch nicht beraten, aber schon im MTU war aus der Fraktion laut geworden, dass die 30/50-Regelung in Eglosheim im Vergleich zu einem durchgängigen Tempo 40 wenig Sinn mache. „Es gibt intern unterschiedliche Stimmen dazu“, sagt Herrmann, doch eine Prüfung, ob es „etwas bringt“, sei angesagt.

Auch der Grünen-Fraktionsvorsitzende bewertet den Vorstoß positiv. „Eine einheitliche Regelung ist sinnvoll“, so Michael Vierling. Zwar hätten die Grünen lieber Tempo 30 gehabt, hatte Silke Gericke im MTU gesagt, mit 40 jedoch, so Vierling, sei viel erreicht. „Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass es so geht.“ Das nächtliche Tempo 30, das in Eglosheim ansteht, will er jedoch nicht angetastet sehen. „Das ist wichtig für die Eglosheimer und den Lärmschutz.“

Das sieht auch die Mehrheit des Stadtteilausschusses Eglosheim so. „Wir haben den Leuten jahrelang das Tempo 30 nachts versprochen, jetzt muss es auch kommen“, sagt Beate Mitschele (CDU). Der SPD-Antrag sei diskutiert worden, mehrheitlich gehe das Votum auf Tempo 30 nachts und Tempo 40 tagsüber. Es gehe nicht nur um die Schadstoffemissionen, sondern auch den Lärm. Und der sei bei 30 geringer als bei 40. Nach einer Studie des Umweltbundesamts von 2016 schränkt Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen den Verkehr „nicht übermäßig“ ein und sorgt für deutlich reduzierte Schadstoffwerte. Die Unfallzahlen sinken, tödliche Verunglückte sinken gen Null. Die Voraussetzung, so das Umweltbundesamt: „Verstärkte Kontrollen.“

Andreas Rothacker (FW) versteht die Bedenken in Eglosheim, doch analog zum Motto „Lieber den Spatz in der Hand statt die Taube auf dem Dach“ plädiert er für ein „einheitliches Tempo 40“, auch in anderen Straßen (siehe oben). „Wenn wir das selbst entscheiden könnten“, schiebt er seufzend hinterher. Denn in Eglosheim auch tagsüber Tempo 30 einzuführen, „kriegen wir im Regierungspräsidium nie durch“. Die Eglosheimerin Elga Burkhardt (Lubu) sagte dagegen auf Anfrage, 30 nachts sei ein Etappensieg, „Tempo 30 durchgängig ist das große Ziel“. Das hält FDP-Rat Johann Heer für wenig realistisch. In Eglosheim zwei Geschwindigkeiten anzubieten, sei nicht zielführend. „Die Einheit macht Sinn“, sagt er, „mal 30, mal 40, mal 50, das ist ein bisschen verwirrend.“ Für die innerstädtische Aufenthalts- und Lebensqualität sei Tempo 40 geeignet.

Langfristig die ganze B27 im Blick

In der Konsequenz bedeutete dies langfristig, die komplette B27 auf Tempo 40 zu setzen – vom Ortsschild am nördlichen Ende oder der Abzweigung an den Monrepos bis zum Ortsschild in der Südstadt. Denn die Strecke auf der Heilbronner Straße auf Tempo 50 zu belassen, mache wenig Sinn, wenn man sich um eine Vereinheitlichung bemühe. „Das wäre logisch“, kommentiert Heer, Rothacker spricht von „Einheitstempo überall“ und verweist auf Stuttgart, wo großflächig erfolgreich Tempo 40 eingeführt wurde. Vierling sieht Tempo 40 „langfristig sinnvoll, das ist zumutbar“, und Herrmann (CDU) sagt: „Die Einheitlichkeit würde Sinn machen.“