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Verordnung sorgt für Probleme

Während man in der Oscar-Paret-Schule mit der neuesten Verordnung des Landes hadert, trifft immerhin ein Hochleistungsluftfilter ein, der im Musiksaal zum Einsatz kommt. Für das Foto wurde das Gerät vom eigentlichen Standort verschoben. Foto: Andreas
Während man in der Oscar-Paret-Schule mit der neuesten Verordnung des Landes hadert, trifft immerhin ein Hochleistungsluftfilter ein, der im Musiksaal zum Einsatz kommt. Für das Foto wurde das Gerät vom eigentlichen Standort verschoben. Foto: Andreas Becker
Corona hat den Alltag in den Schulen grundlegend verändert. Doch wie läuft der Unterricht unter Pandemiebedingungen? In unserer Serie „Schule in Corona-Zeiten“ berichten wir in regelmäßigen Abständen, wie die Oscar-Paret-Schule (OPS) in Freiberg mit der „neuen Normalität“ umgeht. Heute geht es um die Organisation des Unterrichts bis zu den Weihnachtsferien.

Freiberg. Die Weihnachtsferien vorziehen oder nicht? Auch in der Oscar-Paret-Schule (OPS) haben Schüler, Lehrer und Schulleitung gespannt die Diskussionen verfolgt und müssen nun befolgen, was die neuste Coronaverordnung des Landes verlangt. Demnach findet auch in der OPS für die Klassen 5 bis 7 regulärer Präsenzunterricht vor Ort statt, und zwar bis einschließlich 22. Dezember. Schüler ab Klasse 8 sind nur noch bis 18. Dezember in der Schule. Am 21. und 22. Dezember arbeiten sie von zu Hause aus und haben Fernunterricht.

Das lange Hin und Her in der Politik „hat für große Verärgerung und Ängste gesorgt“, beschreibt Schulleiter René Coels, wie man in der OPS die Art und Weise der Entscheidungsfindung wahrgenommen hat. Am Ende sei wenig auf die Umsetzbarkeit der Verordnung in den Schulen Rücksicht genommen worden. Schließlich gehe es bei den Schülern ab Klassenstufe 8 um die Betreuung zu Hause. „Es gibt Eltern, die am 21. und 22. Dezember arbeiten und eine Betreuung für ihr Kind benötigen“, sagt Coels.

Die Schule dagegen stößt bei der getroffenen Regelung schon technisch und organisatorisch an ihre Grenzen. Denn: Die meisten Lehrer müssen vor Ort sein, um die 24 Klassen der Stufen 5 bis 7 zu unterrichten. Also bleibt ihnen theoretisch auch nichts anderes übrig, als von der Schule aus den älteren Schülern Onlineangebote zu unterbreiten. Das Problem: Gleichzeitiger Fernlernunterricht für knapp 40 Schulklassen gibt die in dem Gebäude zur Verfügung stehende Internetbandbreite schon gar nicht her. Wären am 21. und 22. Dezember alle Schüler daheim, könnte auch jeder Lehrer von zu Hause aus über seine private Internetleitung qualifiziert unterrichten. „Jetzt müssen eben Arbeitsblätter für die Klassen 8 bis 12 bereitgestellt werden“, sagt Coels. Viele Eltern hätten es begrüßt, so der Schulleiter, wenn es Wechselunterricht gegeben hätte.

Die großen Verlierer der Coronaverordnung des Landes sind laut René Coels die Lehrer. Als besonders gefährdete Berufsgruppe, die bis einschließlich 22. Dezember in Präsenz ist, können die Lehrer das Weihnachtsfest nicht ruhigen Gewissens und ohne sie in Ansteckungsgefahr zu bringen, mit ihren Verwandten verbringen. Wenn sie sich testen lassen würden, läge das Ergebnis nicht automatisch rechtzeitig vor. „Das belastet viele Lehrkräfte, die fleißig gearbeitet und viele Konzepte auf die Beine gestellt haben“, sagt Coels. Dass für sie plötzlich Weihnachten in Gefahr ist, sei „schon ein starkes Stück“.

Der Schulleiter der Oscar-Paret-Schule begrüßt deshalb den Vorstoß der Mitglieder der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Anzahl von Neuinfektionen durch einen harten Lockdown schnell zu verringern. Dazu gehört die Forderung von Leopoldina, die Schulpflicht ab kommendem Montag, 14. Dezember, bis zu den Weihnachtsferien aufzuheben. „Den Vorstoß halten wir für absolut überfällig“, sagt René Coels im Gespräch mit unserer Zeitung.

Wie seit Beginn des Schuljahrs ist auch in der Vorweihnachtszeit an der OPS alles anders. Gottesdienst und Adventskonzert? Fehlanzeige. „Das wird schmerzlich vermisst“, sagt der Schulleiter. Selbst die Nikolausaktion der SMV findet nicht wie gewohnt statt. Die rund 1500 Schokoweihnachtsmänner samt Grußkarten werden keinesfalls direkt in den Klassen verteilt. Vielmehr werden die Schüler sie unter Beachtung aller Regeln in verschiedenen Räumen abholen, wo sie vorher deponiert wurden. Anstatt des Adventskonzerts wird es ein Alternativangebot seitens der OPS-Band geben. Sie wird am 18. Dezember den Mitschülern über die Sprechanlage einen musikalischen Gruß überbringen. An dem Tag findet für die Schüler ab Klassenstufe 8 jeweils in ihren Klassenzimmern eine kleine Weihnachtsfeier statt, die Klassen 5 bis 7 sind am 22. Dezember dran. Aus Hygienegründen muss freilich größtenteils auf gemeinschaftlichen Gebäckgenuss verzichtet werden. Coels: „Den Kuchen, den die Oma gebacken hat, darf man leider nicht verteilen.“